Düsseldorf Feuchtschliffbronzen vom Beuys-Schüler

Düsseldorf · Yves Klein stand Pate: Documenta-Künstler Jürgen Meyer stellt in der Galerie Strelow in Oberkassel aus.

 Jürgen Meyer in der Galerie Strelow.

Jürgen Meyer in der Galerie Strelow.

Foto: Paul Esser

Dreißig Jahre lang hatte der Maler Jürgen Meyer nicht mehr in der Galerie von Hans Strelow in Oberkassel ausgestellt. Die Rückkehr kam für viele überraschend - und vor allem jüngere Besucher lernten das Werk des Documenta-Künstlers (1992) nun zum ersten Mal kennen. Strelow nahm diese Unkenntnis zum Anlass für eine Rückbesinnung: Seine aktuelle Schau hat er mit Arbeiten aus den vergangenen 20 Jahren bestückt. Die Präsentation verrät vor allem, dass der Schüler von Joseph Beuys und Erwin Heerich schon immer einen feinen Sinn für Ästhetik hatte.

Metallische Farben spiegeln das Licht auf Meyers informellen Werken wider. Die Töne dieser Feuchtschliffbronzen variieren von rötlichem Kupfer bis hin zu ikonenhaftem Gold. Mitunter sieht das so aus, als hätten der Wiener Jugendstil oder Yves Klein Pate gestanden. Doch Meyer weiß um die Gefahr der dekorativen Wirkung des goldenen Farbauftrags. Seine Bilder lassen Ästhetik zu, gleiten aber nie ins Ornamentale ab. Manche Details lassen an Mikroskopaufnahmen denken. Auf kleineren Formaten scheinen schwarze Silhouetten-Figuren über den spiegelglatten Goldgrund zu tanzen. Doch solche figürlichen Assoziationen werden dem rein informellen Konzept nicht gerecht. Hier geht es - wie schon in Meyers früheren aus endlosen Farbschleifen komponierten Gemälden - nur um Malerei, die Materialqualitäten der Farbstoffe, um Ästhetik und die Wirkung im Raum.

Einige der pastos mit Ölfarbe bestrichenen Leinwände tasten sich wirklich wie Reliefs in den Raum vor. Und gerade die jüngeren Arbeiten bezeugen die Sensibilität des Künstlers, der die Farbe mit Feingefühl dirigiert oder manchmal gleich den Zufall walten lässt: Dann zerfließt das dunkle Violett mit dem Schwarz und dem Gold zu einer Marmorierung, die man sonst nur in der Natur selbst entdecken kann.

Info Galerie Hans Strelow, Luegplatz 3, bis 7. November.

(RP)
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