Düsseldorf Ein Zuhause für die Bürgerbühne

Düsseldorf · In den Alten Farbwerken gibt es jetzt eine große Probebühne, Sozialräume und Büros für die Bürgerbühne des Schauspielhauses.

 Christof Seeger-Zurmühlen im neuen Zuhause der Bürgerbühne in Flingern-Süd.

Christof Seeger-Zurmühlen im neuen Zuhause der Bürgerbühne in Flingern-Süd.

Foto: Jana Bauch

Noch sind auf dem schwarzen Bühnenboden die staubigen Abdrücke von Bauarbeiterschuhen zu sehen. Noch wird im Gemeinschaftsraum mit den Retro-Polstermöbeln und dem großen dunklen Tisch gewerkelt. Aber die neue Küche ist schon eingebaut, Garderoben, Sanitärräume und Büros sind fertig. Und es ist ein toller Kontrast, wie hier neue Einrichtung auf altes Gemäuer einer ehemaligen Fabrikhalle trifft. Kunst in Industrieräumen - das lebt vom Gegensatz zwischen der Rauheit des Ortes und der Flüchtigkeit des Inhalts. Wo früher Farben und Lacke produziert wurden, sollen künftig die Anliegen der Stadt verhandelt werden - im Spiel auf der Bühne, in der Brechung durch die Kunst.

Düsseldorfs Bürgerbühne hat ein Zuhause gefunden: in Räumen der ehemaligen Farbwerke an der Ronsdorfer Straße 74 in Flingern-Süd. Auf der ersten Etage eines der Backsteingebäude haben die Fabrikeigentümer gemeinsam mit dem Schauspielhaus eine große Probenbühne eingerichtet. 15 Meter mal 15 Meter ist sie groß. Damit lassen sich Inszenierungen von dort ohne große Veränderungen auf die Aufführungsbühnen im Central am Hauptbahnhof übertragen. Außerdem hat der Raum mehr als sieben Meter Höhe. "Das ist besonders wichtig, wenn man das Licht für eine Inszenierung einrichtet", sagt der Chef der Sparte Bürgerbühne, Christof Seeger-Zurmühlen, "wir können schon bei der Probe mit den richtigen Winkeln ausprobieren, wie das Licht später auf der Bühne wirken wird."

Auch als Aufführungsort kann die Probebühne bei Bedarf genutzt werden. Darauf wurde beim Umbau geachtet. Ein Personen-Aufzug wird noch eingebaut, aber schon jetzt kann man über die Treppe ins künftige Foyer gelangen. Auch hier Relikte des ehemaligen Industriegebäudes: Ein Lastenaufzug endet in dem Raum, die Fenster sind große Rolltore, die sich öffnen lassen. Weit reicht der Blick von hier über das Industriegebiet hinter der Halle. Unten im ehemaligen Gewerbehof haben sich allerhand moderne Unternehmen angesiedelt, darunter die Plattenfirma der Toten Hosen, JKP.

200.000 Euro aus dem laufenden Etat hat das Schauspielhaus in die Einrichtung der neuen Bürgerbühnen-Räume investiert. Den Rest hat der Eigentümer des Gewerbegeländes übernommen, das Theater wird Mieter, zunächst einmal für fünf Jahre. Seeger-Zurmühlen hat das Gelände schon vor einigen Jahren entdeckt, als er für sein "Asphalt"-Festival auf der Suche nach neuen Spielorten war. In der Halle 21 der Alten Farbwerke hat das Festival bereits einige Male gespielt, nun ist Seeger-Zurmühlen in seiner neuen Position als Chef der Bürgerbühne gleich gegenüber sesshaft geworden.

Nur der Bühnenraum hat jene gewaltige Höhe, über den angrenzenden Sozialräumen wurde eine Zwischendecke eingezogen. So entstand zusätzliche Fläche, auf der Büros eingerichtet wurden. "Bisher haben wir immer aus provisorischen Räumen gearbeitet", sagt Seeger-Zurmühlen, "nun hat die Bürgerbühne endlich einen festen Ort, von dem aus wir weiter in die Stadt ausschwärmen, um Themen zu finden, die für die Menschen bedeutsam sind." Das unterscheidet seine Arbeit von seiner früheren Tätigkeit als Chef des Jungen Schauspielhauses. In der Jugendsparte ging es eher darum, Stoffe zu finden und so zu inszenieren, dass sie junge Menschen angehen. Das Team der Bürgerbühne ist auf Themensuche, will ein Forum sein für alles, was die Stadtgesellschaft bewegt. Und sie will Räume zur Begegnung schaffen. So veröffentlicht die Bühne regelmäßig die Themen, an denen sie arbeitet und lädt Bürger ein, sich an den Inszenierungen zu beteiligen. "Das muss nicht unbedingt als Schauspieler sein", sagt Seeger-Zurmühlen, "manche Leute schenken uns einfach eine Geschichte oder ein Stück Musik, das mit einem Thema zu tun hat. Damit arbeiten wir dann weiter." Die Bürgerbühne ist also kein Laientheater, wie manchmal noch fälschlicherweise angenommen wird, sondern eine Bühne mit professionellen Mitarbeitern des Schauspielhauses, die gemeinsam mit Bürgern der Stadt Produktionen herausbringt.

Am Freitag feiert die Bühne den Einzug in ihr neues Zuhause an der Ronsdorfer Straße - mit Auszügen aus aktuellen Bürgerbühnen-Stücken, Überraschungsgästen und Musik. Ab Montag darauf wird dann in den neuen Räumen geprobt: "Der, die, das Selfie" wird das nächste Stück heißen. Es geht um Schönheit, Körperbilder, Selbstdarstellung. Premiere ist am 19. Mai.

(dok)
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