Düsseldorf Ein Wiedersehen unter Literaten

Düsseldorf · Der Künstler Stephan Otto-Klenner liest leidenschaftlich gern. Die Literatur ist Grundlage seiner Arbeiten, die jetzt im Goethe-Museum gezeigt werden.

Fast schon poppig sieht der junge Johann Wolfgang von Goethe aus, mit seinem regenbogenfarbenen Jackett und dem verschmitzten Grinsen. Gleich daneben ist Friedrich von Schiller zu sehen - weniger bunt und mit strengerem Gesichtsausdruck. Es folgen Jean Paul, Johann Ludwig Wilhelm Gleim, Heinrich von Kleist und Alexander von Humboldt. Offensichtlich hat sich im Goethe-Museum an der Jacobistraße das Who's who der Literaturgeschichte des 18. Jahrhunderts versammelt. Wenn es aber nach dem Künstler Stephan Klenner-Otto geht, ist die Ausstellung vielmehr ein Wiedersehen alter Bekannter und Freunde. Was viele nicht wissen: Einige Lyriker aus der Zeit verbindet mehr als nur die Leidenschaft zu Tinte und Feder.

Gleim zum Beispiel lud regelmäßig nach Halberstadt in einen Salon ein, so pflegte er das verzweigte Netzwerk mit Gleichgesinnten. Inspiriert von diesen Kontakten haben sich drei Literatur- und Kulturgeschichtsmuseen zur Gemeinschaftsausstellung "Vernetzte Köpfe" zusammengeschlossen. Neben dem Goethe-Museum sind das Gleimhaus in Halberstadt und das Kleist-Museum in Frankfurt/Oder beteiligt. Sie zeigen nacheinander die Porträts von Gleim, Goethe und Kleist und all jener, die in irgendeiner Verbindung zueinanderstanden. Der Künstler stellt allerdings nur Figuren dar, zu denen ein enger persönlicher Bezug entstanden ist, die er intensiv studiert hat und deren Biografie er kennt. Klenner-Otto liest leidenschaftlich gern - die Literatur ist Grundlage seiner Kunst. Mal verwendet er eine Mischtechnik auf altem Papier, wie beim poppigen Goethe, mal zeichnet er mit einem Farbstift auf einen Buchdeckel, mal wirken die Gesichter düster und unheimlich. Dabei greift er stets die historische Porträtüberlieferung auf, die der Oberfranke durch seine verschiedenen Techniken verfremdet oder neu interpretiert. Für seine Ausstellungen und seinen phantastischen Realismus ist Stephan Klenner-Otto 2015 mit dem Kulturpreis der Oberfrankenstiftung ausgezeichnet worden.

Zur Ausstellung, die bis 22. Mai im Goethe-Museum zu sehen ist, ist eine Publikation mit begleitenden Texten und Autorenporträts erschienen. Das Museum in Pempelfort hat dienstags bis freitags sowie sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet, samstags von 13 bis 17 Uhr.

(RP)
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