Düsseldorf Ein Hauch von Loriot in der "Komödie"

Düsseldorf · Für einen Abend kam das Stück "Geh, Johnny, geh" zur Aufführung. Mit diesem Werk gewann David Tournier einen Wettbewerb.

 Das Ensemble von "Geh, Johnny, geh" (v.l.): Thomas Weber-Schallauer, Claudia Scarpatetti, Thorsten Hamer.

Das Ensemble von "Geh, Johnny, geh" (v.l.): Thomas Weber-Schallauer, Claudia Scarpatetti, Thorsten Hamer.

Foto: Theater

Eine Premiere, wie sie die "Komödie" noch nie erlebte: Mit "Geh, Johnny, geh" kam ein Stück zur Uraufführung, das nur für diesen einen Abend geschrieben und inszeniert wurde. Dem erst 24-jährigen David Tournier brachte sein heiteres Werk den erstmals gestifteten und mit 5000 Euro dotierten "Kunstpreis der österreichischen Gesellschaft Düsseldorf e.V." ein. Der siegreiche Autor des Wettbewerbs musste seine Schauspieler selber finden und außerdem Regie führen. Erdacht und auf den Weg gebracht hatte das Projekt Susanne Altweger. Seit Jahrzehnten lebt die aus Innsbruck stammende Schauspielerin, Regisseurin und Psychologin in Düsseldorf. "Als Volksgruppe mit alpenländischem Migrationshintergrund fühlen wir Österreicher uns hier sehr wohl", sagte sie zur Begrüßung im Theater. "Wir dachten, es sei an der Zeit, der Stadt etwas zurück zu schenken und einem begabten jungen Autor eine Chance zu geben."

Mit ihr auf der Bühne standen Susanne Traschler, Präsidentin der österreichischen Gesellschaft, und "Komödien"-Chefin Katrin Schindler, die das Projekt spontan bejaht und seine Umsetzung nach Kräften unterstützt hatte. Das war schlau, denn "Geh, Johnny, geh" bescherte ihr ein voll besetztes Haus. Unter den Gästen war auch der österreichische Honorarkonsul Hajo Riesenbeck mit etwa 80 Landsleuten. Die froh gestimmte Truppe der "Ösis", allesamt amüsierwillig und äußerst klatschfreudig, machte es den drei Schauspielern leicht, die in der Szenerie eines deutschen Radiosenders widerborstig aufeinander rappeln: Thorsten Hamer als hypernervöser bis cholerischer Moderator, der weiß, dass er die Sendung nicht versemmeln darf, weil sonst sein Job futsch ist. Claudia Scarpatetti als unverhohlen tricksende Managerin und Freundin eines alternden Rockstars, dessen lahmende Karriere sie mit allen Mitteln anschubsen will. Und schließlich, als Johnny, Thomas Weber-Schallauer (in der "Komödie" gelegentlich auch als Regisseur aktiv), fetzig ausstaffiert mit Ohrring, Stirnband, Sonnenbrille und Lederjacke. Fein auszumalen, welches Vergnügen diese Aufgabe seiner Frau, der Kostümbildnerin Sabine Weber-Schallauer, bereitet haben muss.

Das Trio erscheint mit grundlegend unterschiedlichen Vorstellungen zum Interview. Nimmt man sich erst noch zusammen, wenn das Gespräch live über den Sender geht und streitet nur in den Musikpausen, fliegen die Fetzen immer ungenierter auch vor dem Mikrofon. Es geht um Eifersucht, Sexismus, die verlogene Welt des Schlagers, das Spiel der Geschlechter. Zwar wirkt es ein wenig altbacken und aus der Zeit gefallen, dass der Moderator stereotyp die Anreden "Fräulein Maria" und "Herr Johnny" benutzt. Wenn er selber aber darauf besteht, permanent mit "Herr Dr. Katz" angesprochen zu werden, hat das fast schon etwas von Loriot.

Die drei Theaterprofis spielen ihre Rollen beseelt und mit spürbarer Lust. Zu loben ist zudem, dass sich Thorsten Hamer, Claudia Scarpatetti und Thomas Weber-Schallauer in großzügiger Solidarität mit dem Nachwuchs-Autor ins Zeug legten. Wohl wissend, die erheblichen Textmengen vielleicht nur für eine einzige Aufführung gelernt zu haben. Das Stück ist leicht, aber nicht seicht: In David Tourniers Erstling stecken Dialoge voller Wortwitz, schnelle Repliken und kabarettartige Scharmützel. Auch seine Hausaufgabe, ein Stück mit Österreich-Bezug abzuliefern, hat der Autor bravourös erledigt: Astrein beherrschen Sänger und Managerin die Sprachmelodie der Alpenrepublik. Auch lässt sich David Tournier, der in Düsseldorf Germanistik und Philosophie studiert, lustige und in Deutschland weniger geläufige Wortschöpfungen nicht entgehen. Wer käme schon auf die Idee, dass ein "Fotzhobel" eine Mundharmonika ist? Diese und andere Spitzfindigkeiten, Doppeldeutigkeiten und kleine Frivolitäten würzen das Stück.

Braucht es ein österreichisch-kundiges Publikum, um zu gefallen? Nein, beteuerten viele der einhellig begeisterten Premierenbesucher. "Geh, Johnny, geh" könnte also durchaus wieder auf dem Spielplan der "Komödie" auftauchen.

(RP)
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