Düsseldorf Ein bisschen Miles Davis im Hofgarten

Düsseldorf · Das Traditionsfestival "Jazz und Weltmusik im Hofgarten" geht mit Al Foster, dem Schlagzeuger von Miles Davis, in die nächste Runde.

 Sprachgitter aus Rohren von José María Guijarro.

Sprachgitter aus Rohren von José María Guijarro.

Foto: Vera Anschütz

Kommendes Jahr feiert das Festival 40. Geburtstag, festlich ist das Programm von "Jazz und Weltmusik im Hofgarten" schon dieses Jahr. So ist es dem Veranstalter und künstlerischen Leiter Peter Weiss etwa gelungen, einen Schlagzeuger-Kollegen aus den USA zu verpflichten, der 13 Jahre lang Mitglied der Band von Miles Davis war und mit ihm zehn Alben eingespielt hat: Am 5. August wird Al Foster, ein Meister des Grooves, in Düsseldorf auftreten.

Davis hatte Foster zum ersten Mal 1972 in einem Club in Manhattan gehört und erinnerte sich daran in seiner Autobiografie: "Es war eine wahnsinnig gute, kleine Band, und Al Foster saß am Schlagzeug. Er war umwerfend mit seinem Groove und seinen messerscharfen Einsätzen. Genau das suchte ich. Er legte das Fundament, auf das jeder aufbauen konnte. Al Foster hatte einfach alles, was ein Drummer haben muss."

"Er ist einer der letzten ganz Großen dieses Genres", sagt Peter Weiss über den heute 74-Jährigen, der mit seinem Quintett im Hofgarten Musik von Charlie Parker spielen wird. Und weil Weiss Kontraste liebt, lässt er vor dem Altmeister des amerikanischen Jazz die drei Musiker von Triosence auftreten. Das Ensemble des Pianisten Bernhard Schüler hat mit seiner für junge europäische Klaviertrios typischen melodiösen Mischung aus Jazz, Klassik, Latin, Folk und Popmusik Fans auf der ganzen Welt gewonnen, von Brasilien bis Taiwan. Wenn man World Music nicht nur als Musik aus aller Welt versteht, sondern auch als solche, die Zuhörer auf verschiedenen Kontinenten begeistert, lässt sich dieses Trio in das Genre einordnen.

Natürlich holt die Konzertreihe auch dieses Mal wieder die große weite Welt an den Rhein, wenn Musiker aus Chile, Ghana oder dem Libanon im Hofgarten auftreten. So kann man die Sonne genießen, den eigenen musikalischen Horizont erweitern, etwas von fremden Ländern erfahren, andere Kulturen kennenlernen und überraschende Entdeckungen machen, ohne eine strapaziöse (oder teure) Reise auf sich nehmen zu müssen. Der Eintritt zu allen Konzerten ist übrigens frei.

Los geht es am 29. Juli mit einem, wie Peter Weiss verspricht, "sehr entspannten Eröffnungs-Nachmittag" mit Thomas Sifflings Electric Flow und Pascuala Ilabaca Argandoña und ihrer Band Fauna. Der Mannheimer Trompeter Thomas Siffling gehört zu den europäischen Musikern der jüngeren Generation, die den Electric Jazz von Miles Davis in die Soundwelt des 21. Jahrhunderts übersetzen. Eine "Mischung von intellektuellem Inhalt und einer gewissen Popularität" kündigt Veranstalter Weiss an.

Von der chilenischen Sängerin und Akkordeonistin Pascuala Ilabaca Argandoña dagegen könnte man sagen, dass ihre Musik keine reine Folklore ist, ihre Arbeit ohne diese jedoch undenkbar wäre. Ilabaca gehört zur jungen chilenischen Singer-Songwriter-Szene. Sie verbindet traditionelle Elemente aus der Musik ihrer Heimat mit Jazz, Rock und Pop sowie mit indischen und mexikanischen Einflüssen. "Die Weltmusik hat sich verändert", erklärt Peter Weiss. "Sie ist nicht mehr so altbacken, wie sie einmal war. Pascuala Ilabaca sprüht vor Temperament und ist eine tolle Performerin."

Mit Gegensätzen spielt der Programm-Macher auch am 12. August, wenn er die Band Masaa um den libanesischen Dichter und Sänger Rabih Lahoud mit dem Duo der Vokalistin Sarah Buechi und des Schlagzeugers und Soundtüftlers Christoph Haberer zusammenbringt. "Da gibt es große Unterschiede", erklärt Weiss, "obwohl bei beiden Formationen die Stimme im Mittelpunkt steht." Während Masaa lyrischen Gesang auf Arabisch mit sehr sensibler Begleitung verwebt, arbeiten Animata mit großem elektronischen Einsatz, sagt Weiss: "Die haben eine ganz andere Wucht, obwohl es nur zwei Musiker sind."

Wenn am 19. August die Lackerschmid Connection spielt, können sich nicht nur Vibrafon-Enthusiasten freuen, sondern auch Freunde des Tenorsaxofon-Altmeisters Gerd Dudek, der die Kompositionen Wolfgang Lackerschmids mit virtuosen Soli bereichern wird. Mit dem Sänger und Multi-Instrumentalisten Adjiri Odametey aus Ghana wird die Konzertreihe für dieses Jahr zu Ende gehen. "Mit ihm schließt sich ein Kreis", sagt Peter Weiss. "Am ersten Samstag und am letzten - bei Pascuala Ilabaca und Adjiri Odametey - haben wir es mit Singer-Songwritern zu tun, nur von verschiedenen Kontinenten: einmal aus Südamerika, einmal aus Afrika." Die Welt ist rund.

(RP)
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