Düsseldorf "Duzzeldorf" ist ein Zungenbrecher für Stars

Düsseldorf · An Auftritte in Düsseldorf erinnern sich Louis Armstrong, Randy Newman oder Chris Rea gern. Nur mit dem Stadtnamen haderten sie.

 Im Restaurant "Csikos" spielte der große Jazzmusiker Louis Armstrong mal spontan vor den Gästen auf seiner Trompete.

Im Restaurant "Csikos" spielte der große Jazzmusiker Louis Armstrong mal spontan vor den Gästen auf seiner Trompete.

Foto: dpa

Düsseldorf im Lied? Da gibt es so einiges, Karnevals- und Brauchtumslieder natürlich, die Toten Hosen mit ihrem "Altbierlied" fallen einem ein, aber auch "Tage wie diese": "Entlang der Gassen, zu den Rheinterrassen, über die Brücken, bis hin zu der Musik." Die Gruppe Mittagspause mit ihrem Sänger Peter Hein, die später zu den Fehlfarben wurden, sangen 1979 "Es war ein langer Weg nach Derendorf, er ist noch nicht zu Ende, auch wenn es mancher hofft". Das Cover ihres Debüts, der mittlerweile ebenso raren wie teuren Doppel-Single, zierte ein Foto der futuristisch anmutenden Rochuskirche. Auch Kraftwerk sangen über ihre Stadt. "Wir laufen ein in Düsseldorf City und treffen Iggy Pop und David Bowie", heißt es in "Trans Europe Express".

Doch auch englischsprachige Künstler erwähnen die Stadt. In Chris Reas "Windy Town" heißt es über den Tourstress: "They flew us in from the Hamburg strip, the taste of Düsseldorf still on our lips".Ob es der Geschmack von Altbier war, den die Musiker noch auf den Lippen spürten? Später wurde der Song von Rod Stewart gecovert. Allerdings hatten viele Musiker Probleme mit dem Umlaut, so dass die Stadt zu Dussldorf oder Duzzeldorf mutierte. Der Werber Charles Wilp nannte sein Buch über die Stadt dann auch "Dazzledorf", vom Englischen to dazzle (blenden, überwältigen).

 <strong>Links  Singer-Songwriter Randy Newman reflektierte in einem Song über den Serienmörder Peter Kürten.

<strong>Links Singer-Songwriter Randy Newman reflektierte in einem Song über den Serienmörder Peter Kürten.

Foto: APA

Die größten Sprachprobleme hatte jedoch Louis Armstrong, der 1952 seine Deutschlandtournee in Düsseldorf begann, im damaligen Apollo-Theater an der Ecke Königsallee/Aderstraße. Am Abend seines Konzerts kehrte der weltberühmte Trompeter im ungarischen Restaurant "Csikos" in der Altstadt ein, in dem schon Günter Grass mit einer Skiffle-Band auftrat. Aber mit Armstrong zusammengespielt, wie er später behauptete, hat er nie.

Beseelt von Speis und Trank, so die Legende, ließ sich Armstrong sein Instrument aus dem Hotel bringen und spielte vor den Gästen auf. Der Besuch in der Stadt hatte jedoch noch eine weitere, angenehme Folge. Auf einem späteren Konzertausschnitt sagt der Musiker einen Song an: "We picked up this number while playing Dasseldorf." "Düsseldorf!, korrigiert ihn einer seiner Musiker, woraufhin Armstrong sich abermals an dem Namen versucht.

Vollends schwierig wird es für ihn jedoch bei dem Titel des Liedes, das er in Düsseldorf kennengelernt hat. Es ist "Der treue Husar", womit wir wieder beim Brauchtum wären. Bei Armstrong heißt es jedoch soviel wie "Hazzegezar". Doch auch ohne die richtige Aussprache machen der Trompeter und seine "All Stars" aus dem Lied eine hinreißende Swing-Nummer ("in the Satchmo way"), nachzuhören auf YouTube.

Noch mehr Phantasie bewies die Rock-Poetin Patti Smith - ein großer zeitlicher und stilistischer Sprung - 1978 in der Philipshalle. Auf einem Konzertmitschnitt hört man, wie auch sie sich an dem Zungenbrecher versucht. Über das gewohnte Duzzledorf gelangt sie zu ganz anderen Assoziationen. "Hey boys, we're in the devil's wharf tonight!", ruft sie ihren Musikern zu. So wurde aus Düsseldorf das Teufels-Kai. Darauf muss man erst mal kommen.

Bleibt ein Lied, das alle anderen in den Schatten stellt. Auf "Little Criminals" sang Songwriter Randy Newman "In Germany before the War", und dort heißt es: "In Germany before the war / there was a man who owned a store, in nineteen hundred thirty-four in Düsseldorf / and every night at fine-o-nine / he'd cross the park down to the Rhine / and he'd sit there by the shore."

Der Mann, um den es geht, hat zwar nie einen Laden besessen und war 1934 auch bereits hingerichtet, aber es handelt sich wohl um den berüchtigten Düsseldorfer Serienmörder Peter Kürten, der von 1919 bis 1929 mehrere Morde, Mordversuche und Brandstiftungen beging. Newman versetzt sich in die Psyche des Psychopathen, wohl auch von Fritz Langs Film "M - eine Stadt sucht einen Mörder" inspiriert und schafft ein elegisch-erschreckendes Lied, dessen Refrain lautet: "I'm sitting by the river, but I'm thinking of the sea." Ob ihn seine erste Ehefrau Roswitha Schmale darauf gebracht hat? Ihr Geburtsort ist Düsseldorf.

Das ist sie nun, die wahrscheinlich unvollständige Auflistung der Erwähnungen und Verballhornungen des Stadtnamens, vom Obskuren bis hin zum Poetischen, von Pop, Electro und Rock bis Jazz. Dazzledorf eben, nein: Düsseldorf.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort