Stern-Ausstellung in Düsseldorf abgesagt Geisel trifft Kritiker in den USA

Düsseldorf · Nach der umstrittenen Absage der Stern-Ausstellung sucht Düsseldorfs Oberbürgermeister das Gespräch. Kritiker hatten moniert, die Stadt wolle sich Raubkunst-Vorwürfen nicht stellen. Die geplante Neuauflage der Ausstellung erfordert ein diplomatisches Kunststück.

 Das Gemälde "Füchse" von Franz Marc steht unter Raubkunstverdacht. Die Stadt sieht nach einer Recherche aber keinen Grund zur Rückgabe.

Das Gemälde "Füchse" von Franz Marc steht unter Raubkunstverdacht. Die Stadt sieht nach einer Recherche aber keinen Grund zur Rückgabe.

Foto: MKP/ARTOTHEK

Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) will seine am Mittwoch begonnene USA-Reise nutzen, um die Verstimmungen nach der Absage der Max-Stern-Ausstellung auszuräumen. Während der Reise, deren Anlass ein Bürgermeister-Treffen in Washington ist, hat Geisel mehrere Treffen mit Kritikern ausgemacht. Er bestätigte entsprechende Informationen unserer Redaktion. Zugleich sorgt der Fall Stern für weitere Debatten.

Die Reise Nach der überraschenden Absage der Stadtmuseums-Ausstellung zu dem jüdischen Galeristen, der in der NS-Zeit von den Nationalsozialisten enteignet worden war, hatte es aus den USA viel Kritik gegeben. Der Vorwurf: Düsseldorf wolle sich Raubkunst-Vorwürfen nicht stellen. "Da ist ein falscher Eindruck entstanden, den ich richtigstellen möchte", sagte Geisel. Düsseldorf unterstütze eine Aufarbeitung und gebe Werke zurück, wenn sich ein Verdacht bestätigt.

In Washington trifft sich Geisel mit Ori Z. Soltes, einem Mitbegründer des Holocaust Art Restitution Projects. In New York gibt es einen Termin im deutschen Konsulat, bei dem ebenfalls das Thema zur Sprache kommen soll. In der Stadt hat Geisel auch einen Termin beim Holocaust Claims Processing Office, einer Behörde zur Verfolgung von Raubkunst.

Mit Leiterin Anna Rubin will er nicht nur über Stern sprechen, sondern auch über einen anderen Fall, in dem Stadt und Erben verschiedener Meinung sind. Es geht um ein prominentes Werk: Franz Marcs "Füchse". Er wird von der städtischen Raubkunstforscherin Jasmin Hartmann begleitet. Ein Gespräch mit Ronald Lauder, Präsident des Jüdischen Weltkongresses, scheiterte aus Termingründen.

Die Ausstellung Nach der Kritik an der Absage hat die Stadtspitze eine überarbeitete Ausstellung in Aussicht gestellt. Ein Co-Kurator soll angebliche Schwachstellen beseitigen. Laut Kulturdezernent Hans-Georg Lohe war die Ausstellung "einseitig" von Forschern rund um das Stern-Projekt vorbereitet worden. Das war den Verantwortlichen zu heikel, da das Projekt mit Sitz in Sterns späterer Heimat Kanada nicht nur forscht, sondern Bilder zurückverlangt - ein möglicher Interessenskonflikt.

Der Co-Kurator muss ein diplomatisches Kunststück leisten: Andere Positionen sollen zu Wort kommen, zugleich will Lohe die Mitarbeit der düpierten Kanadier. Das Stern-Projekt zögert: Bislang habe Düsseldorf keine Pläne vorgelegt, heißt es. Museumschefin Susanne Anna, die mit ihrem Konzept durchgefallen war, soll auch eingebunden werden. Als erster Name kursiert Uwe Schneede, ehemals Stiftung Kulturgutverluste.

Neuer Fall Überraschend gibt es ein weiteres Gemälde unter Verdacht - und schon wieder eine merkwürdige Kommunikation der Stadt. Der Fernsehsender 3Sat hatte über den Stern-Streit berichtet. Kurz vor der Ausstrahlung informierte Lohe die Journalisten, dass das Gemälde "Abendstimmung an der Nordsee" von Heinrich Heimes auch Raubkunst sein könnte.

Kurios: So neu ist der Verdacht nicht. Das Stern-Projekt hat das Werk vor mehr als zehn Jahren in einer Datenbank eintragen lassen. Jetzt hatte ein Forscher, der für das Projekt arbeitet, explizit darauf hingewiesen - offenbar geriet es erst dadurch in den Fokus. Laut Lohe war das Werk unter einem anderen Titel verzeichnet. Weitere Recherchen liefen. Die Grünen fordern Aufklärung im Rat.

(arl)
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