Düsseldorf Dokumentation erinnert an NS-Schau "Entartete Musik"

Düsseldorf · Die Nationalsozialisten diffamierten die moderne Musik nach ähnlichem Prinzip wie die Kunst. Eine Dokumentation der Nazi-Schau "Entartete Musik" ist nun in Düsseldorf zu sehen. Dort war die Hetz-Ausstellung 1938 auch entstanden.

Plakate in der Ausstellung zeigen die Propaganda der Nationalsozialisten.

Plakate in der Ausstellung zeigen die Propaganda der Nationalsozialisten.

Foto: dpa, Rolf Vennenbernd

Arnold Schönberg, Viktor Ullmann, Igor Strawinsky, Richard Tauber - das sind Namen nur einiger Musiker, die von den Nationalsozialisten geächtet wurden. An die Verfolgung moderner Musik, Operette und Jazz durch die Nazis erinnert die Schau "Das verdächtige Saxophon". Nach mehr als 25 Jahren Tournee durch europäische und amerikanische Städte kehrt die Dokumentation der Nazi-Propaganda-Schau "Entartete Musik" zurück an ihren Ursprung am Rhein.

In Düsseldorf war die Hetzschau im Mai 1938 im Kunstpalast im Ehrenhof parallel zu den "Reichsmusiktagen", der "Leistungsschau deutscher Musik", gezeigt worden. Allerdings waren die Proteste hinter den Kulissen groß. Sogar der Präsident der damaligen Reichsmusikkammer, Peter Raabe, ein Gefolgsmann der Nazis, bezeichnete die Ausstellung als "einen Unfug". Hitlers Propagandaminister Joseph Goebbels ließ die diffamierende Ausstellung im Kunstpalast daraufhin vorzeitig schließen und ordnete eine zurückhaltende Berichterstattung an.

Fotos der Original-Schau belegen, dass die von der NS-Rassenideologie durchdrungenen Ausstellungsmacher in ihrem hetzenden Eifer nicht einmal die Rechtschreibung beherrschten und "Rythmus" statt "Rhythmus" auf Tafeln schrieben.

Die Ausstellung "Entartete Musik" folgte dem diffamierenden Vorbild der in München 1937 initiierten Nazi-Schau "Entartete Kunst".
Allerdings war es schwerer, die Musik zu ächten als die Kunst, weiß der Musikwissenschaftler Albrecht Dümling. Er hatte die kommentierte Dokumentation entwickelt und erstmals in Düsseldorf gezeigt. 2007 wurde die Schau erweitert.

Dümling dokumentiert Schicksale wie die des Pianisten Franz Rupp, der erfolgreichen Berliner Jazzband Weintraubs Syncopators und des Musikverlegers Henri Hinrichsen. Er zeigt aber auch den Widerstand von Musikern gegen das NS-Regime.

Gebrandmarkt von den Nazis wurden jüdische Operetten- und Schlagerkomponisten sowie die atonale Musik Arnold Schönbergs und des 1935 gestorbenen Österreichers Alban Berg. Die moderne Musik von Anton Webern, Paul Hindemith und dem Russen Igor Strawinsky ("Le sacre du printemps") wurde von den Nazis ebenso verunglimpft wie Jazz und Swing.

Einige Musiker wie Schönberg, Kurt Weill, Hanns Eisler, Friedrich Hollaender und Erich Wolfgang Korngold emigrierten bereits 1933/34. Andere bekamen Aufführungsverbote, wurden verfolgt und deportiert. Viktor Ullmann, Hans Krása und viele andere Musiker wurden in Vernichtungslagern ermordet.

Die Ausstellung ist bis 23. Januar in der Düsseldorfer Tonhalle zu sehen.

(dpa)
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