Düsseldorf Dittberner schafft es mit Lässigkeit zu Platin

Düsseldorf · Entspannt bestritt der Berliner Künstler im Zakk den Abend - und begeisterte ein Publikum gemischten Alters.

Vier Akkorde, eine schmucklose Gitarrenmelodie, einen sachten House-Beat - viel mehr brauchte Philipp Dittberner im vergangenen Jahr nicht, um den deutschen Sommerhit schlechthin zu landen. Doch was sind das eigentlich für Menschen, diese rund 400.000 Käufer, die das an sich so harmlose Stück namens "Wolke 4" zur allgegenwärtigen Platinsingle machten? In der geräumigen Halle des Zakk treffen Kinder mit Eltern auf Anfangzwanziger und Mittfünfziger. Es ist eine zumindest altersmäßig bunt gemischte Menge, und dennoch traut man sich kaum, gegen kurz vor neun noch einen anständigen Stehplatz aufzusuchen. Wagt man es doch, wird man von der Dame hinter einem derart laut angeräuspert, dass es eigentlich nur "verschwinde!" bedeuten kann.

So kommt die leicht verschlafene Aura, die die Musiker zu Beginn des Konzerts umgibt, gerade recht. Dittberners Entschuldigung für die "Baldrian-mäßige" Vorstellung ist gar nicht von Nöten, die Erklärung dann aber doch interessant: Zwölf Stunden habe man letzte Nacht von Berlin nach Düsseldorf gebraucht, schuld sei ein Unfall mit dem Tourbus gewesen.

Wie gut, dass sich der Band ein gewohntes Szenario auftut. Nach Philipp Poisel und Boy schreibt der Singer/Songwriter die nächste Erfolgsgeschichte für Herbert Grönemeyers Label Grönland Records - ausverkaufte Clubs sind längst Routine. Doch während sein Mitstreiter Joris an selber Wirkungsstätte kürzlich eine abgeklärte Vorstellung ablieferte, wirkt Dittberner glaubhaft und bisweilen angenehm unbeholfen. Auf ein zurecht gelegtes Programm verzichtet er, gestaltet den Abend eher wie eine Begegnung mit Freunden: einfach mal Witze machen, ist ja halb so wild, wenn man alleine darüber lacht.

Als "nicht gerade 'Faust'" kündigt der Berliner das einzige Cover des Abends an: "So Perfekt" von Casper und Marteria, und damit hat er natürlich Recht. Allerdings demonstriert die fade Folk-Pop-Version auch, dass man reimtechnische Sternstunden wie "Körperklaus/Mörderbraut" in seinem eigenen Werk vergeblich sucht. Seinem rasanten Aufstieg zum Aushängeschild gut bekömmlicher, deutschsprachiger Popmusik, hat dies ebenso wenig geschadet wie die ungeschliffene Performance. Dittberner hat einfach den Soundgeschmack dieser Zeit getroffen.

(RP)
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