Düsseldorf Die schönsten Kinderbücher aus Düsseldorf

Düsseldorf · Diese Geschichten machen Lust auf Lesen und Vorlesen. Ein Streifzug durch Neuerscheinungen von Autoren aus unserer Stadt.

 Tiger brauchen gutes Frühstück: Illustration aus "Ich bin ein Tiger" von Michael Engler und Joëlle Tourlonias.

Tiger brauchen gutes Frühstück: Illustration aus "Ich bin ein Tiger" von Michael Engler und Joëlle Tourlonias.

Foto: © Annette Betz in der Ueberreuter Verlag GmbH, Berlin 2016

Heinrich Heine hat es vorgemacht: Er hat Düsseldorf früh verlassen und an seinen Geburtsort am liebsten aus der Ferne gedacht, in seiner speziellen Mischung aus Wehmut und Spott. Heute hält es Wortkünstler ebenfalls eher nicht in Düsseldorf, zieht sie auch nicht hierher. Ausnahmen gibt es aber, zum Beispiel Autoren und Illustratoren, die zwischen Düssel und Rhein sehr erfolgreich für Kinder erzählen und zeichnen.

Martin Baltscheit ist einer der vielseitigsten Künstler. Er ist in Düsseldorf geboren, lebt in Unterbilk und schreibt seit mehr als 20 Jahren nicht nur Bücher und Theaterstücke. Er illustriert auch, ist Schauspieler, Hörbuchsprecher und Filmregisseur. Eines seiner umfangreichsten Projekte ist "Nur ein Tag". Geschrieben hat Baltscheit die Geschichte als Theaterstück. Dann wurde es zum Hörbuch und zum Film und ist jetzt auch als Buch erschienen für Kinder ab sechs. Es erzählt von Wildschwein und Fuchs, die sich nicht trauen, der Eintagsfliege zu sagen, dass sie heute noch sterben muss. Aber sie wollen den einen Tag, den sie hat, so schön wie möglich für sie gestalten und das Leben feiern.

Neben diesem traurigen, vor allem aber warmherzigen, lebendigen Buch über die Eintagsfliege hat Baltscheit ein weiteres philosophisches Thema jetzt für Kinder aufgegriffen: Freiheit. Um sie und auch um Freundschaft geht es in seinem klugen wie witzigen Hörspiel "Krähe & Bär" für Kinder ab acht. Der Bär lebt gefangen im Zoo und hat dort reichlich zu essen. Die Krähe muss ihr Futter selbst suchen und hat immer Hunger, kann aber jederzeit davonfliegen. Eines Tages beschließen sie, die Körper zu tauschen - und machen andere als die erwarteten Erfahrungen mit Freiheit und Bequemlichkeit.

Als die gebürtige Baden-Württembergerin Gina Mayer in den Düsseldorfer Norden zog, stieß sie auf ein Straßenschild, das auf Friederike Fliedner verwies. Sie wollte wissen, wer sie war, recherchierte, schrieb ihr erstes Buch, "Die Protestantin" - und fing Feuer: Es folgten weitere historische Romane sowie Kinder- und Jugendbücher, wie jetzt die Serie "Der magische Blumenladen". Es sind Geschichten voller Geheimnisse um die neunjährige Violet, die im Blumenladen ihrer Tante ein Zauberbuch findet. Der neue dritte Band heißt "Zaubern ist nichts für Feiglinge".

Fantastisch geht es ebenfalls zu in Mayers "Theo und Oleander und der unsichtbare Mops". Nachdem Theos Nachbarin ein Rezept für eine Unsichtbarkeitspaste erfunden hat, wird sie entführt, und Theo nimmt die Verfolgung auf, um sie zu befreien. Die Abenteuer um ihn und Violet sind spannender, unterhaltsamer Stoff für Kinder ab acht.

Vor allem Vorlesegeschichten denkt sich der gebürtige Niedersachse Michael Engler in Düsseltal aus, wie die "Elefantastische Reise": eine Serie für Zuhörer ab vier, in der Nachbarskinder mit einem Stoffelefanten Fantasiereisen bis nach Afrika und Indien unternehmen. Ebenfalls zum Vorlesen ist Englers zu Herzen gehende Freundschaftsgeschichte "Wir zwei gehören zusammen" über einen Hasen und einen Igel, die beste Freunde werden - bis der Igel verschwunden ist. Neu ist auch das Bilderbuch "Ich bin ein Tiger": über einen kleinen Jungen, der so mutig und gefährlich ist wie die große Raubkatze, am Abend aber doch am liebsten kuscheln will. Es sind kindgerechte, fantasievolle Geschichten, die auch erwachsenen Vorlesern Freude machen.

Mitverantwortlich dafür, dass Englers Geschichten sehr gut ankommen, sind die Bilder von Joëlle Tourlonias, die nicht weit von ihm entfernt ebenfalls in Düsseltal arbeitet. 2011 konnte sie ihre ersten Bücher veröffentlichen, seitdem ist die 31-Jährige eine der gefragtesten Kinderbuchillustratorinnen in Deutschland.

Auch Tourlonias liebenswerte Bilder um einen kleinen Hund für Kinder ab fünf erscheinen in Fortsetzung. "Die ganz neue Geschichte von Carl Mops" ist der dritte Band, dieses Mal geht es um Freundschaft und Eifersucht. Coco, die Carl Mops so sehr mag, zieht zu ihm und seinem Frauchen, aber Hündin Paula, die auch zu ihnen gehört, ist nicht begeistert. Es sind Bilder in Tourlonias typischem Strich, niedliche, witzige Zeichnungen in warmen Farben mit vielen wunderbaren Details.

In Bilk ist ebenfalls ein Zeichner tätig: Ulf K. In seinem Atelier entstehen Comics für Erwachsene wie die "Geschichten vom Herrn Keuner" nach Bertolt Brecht. Der gebürtige Oberhausener zeichnet zudem für Kinder, "Die wilde Mathilde" zum Beispiel, ein abenteuerlustiges, selbstbewusstes Mädchen in schwarz-weißen, aber nicht düsteren, sondern witzigen Bildern, zum Schauen und Zuhören für Kinder ab fünf.

Oder in den "Neuen Geschichten von Vater und Sohn" hat Ulf K. mit dem Künstler Marc Lizano neue Abenteuer der beliebten Figuren des von den Nazis verfolgten Zeichners Erich Ohser alias e.o. plauen erfunden (der zweite Band wird im November erscheinen): ohne Text, liebe- und humorvoll, für kleine wie große Betrachter ab acht.

(RP)
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