Düsseldorf Die neuen Opernscouts

Düsseldorf · Zu den Inszenierungen der Rheinoper gibt es immer auch andere Meinungen. Jetzt sind zwei neue Kritiker im Team.

 Intendant Christoph Meyer (2.v.l.) ist stolz auf das einmalige Scoutprojekt der Rheinoper. Ab Freitag sind sie im Einsatz: (v.l.) Max Ohagen, Isabelle Boyer, Horst Eckert, Stefanie Wallace, Claudia Graw, Udo Schwäch, Jan van de Weyer.

Intendant Christoph Meyer (2.v.l.) ist stolz auf das einmalige Scoutprojekt der Rheinoper. Ab Freitag sind sie im Einsatz: (v.l.) Max Ohagen, Isabelle Boyer, Horst Eckert, Stefanie Wallace, Claudia Graw, Udo Schwäch, Jan van de Weyer.

Foto: Endermann

Wenn am Freitag mit der Premiere von "Arabella" die Düsseldorfer Opernsaison beginnt, haben auch die neuen Opernscouts ihren ersten Auftritt. Das Gemeinschaftsprojekt der Rheinoper mit der Rheinischen Post geht damit ins siebte Jahr. Für Generalintendant Christoph Meyer haben die Stimmen der "Laienkritiker" eine hohe Bedeutung. Stets ermuntert er sie, mit ihrer Meinung nicht hinterm Berg zu halten: "Was auch immer Sie über eine Inszenierung denken - sagen Sie es frei heraus, eine Zensur findet nicht statt", gab er den Scouts mit auf den Weg. Sie sind jeweils über zwei Jahre im Einsatz, die Runde wird also zu jeder Saison neu gemixt. An keinem anderen Opernhaus gäbe es ein vergleichbares Projekt, betonte Meyer.

Bei einem Treffen konnten sich jetzt die bisherigen und die neuen "Pfadfinder des Musiktheaters" beschnuppern. Weiter dabei sind der Krimiautor Horst Eckert, die Buchhalterin Claudia Graw, Max Ohagen von der Keramik-Werkstatt Manufattura, die Künstlerin Fatma Dogan und die Kulturwissenschaftlerin und Autorin Christina Irrgang.

"Ich durfte wunderbare Abende erleben", berichtete Horst Eckert. Klassiker wie die "Zauberflöte" oder "Aida" habe er auf ganz neue Weise kennengelernt. Nur ganz am Anfang seien die Ballett-Aufführungen von Martin Schläpfer etwas ungewohnt für ihn gewesen, merkte Eckert an. "Das war ein tolles Jahr", bestätigte auch Claudia Graw. "Bei mir gab es vorher keine große Berührung mit der Oper. Wenn die Türen zugehen und es langsam dunkel wird, entfaltet sich ein besonderer Zauber." Wegen der Öffnungszeiten seines Ladens konnte Max Ohagen nur selten eine Premiere besuchen. Das soll jetzt besser werden: "Ich bin Feuer und Flamme, weiterhin dabei zu sein."

Pressesprecherin Tanja Brill hat die Opernscouts von Anfang an begleitet. "Die Mischung, auch die der Berufe, ist jedes Jahr wieder spannend", sagt sie. "Darunter sind Musikbegeisterte, die fast alle Stücke kennen. Manche aber machen ihre erste Erfahrung mit Oper und Ballett. Sie spüren sehr genau, wie sich dabei beim eigenen Sehen und Hören etwas entwickelt und sie dadurch bereichert werden." Bei den Opernscouts sind alle Altersklassen vertreten. In diesem Jahr tritt mit frischem Blick die Anglistik- und Germanistik-Studentin Isabelle Boyer (22) an. Sie beteiligte sich bei "Der feurige Engel" an der Aktion "Operntester" und formulierte einen so beeindruckenden Beitrag, dass man sie als Opernscout einbinden wollte. "Eine riesige Ehre für mich", sagte sie. Die emeritierte Professorin Gisela Miller-Kipp, im Kulturbereich gern und häufig unterwegs, hatte sich selber beworben. Ihr Antrieb: "Im bisherigen Kreis der Scouts fehlte jemand meines Alters." Durch ihren Partner, der schon Opernscout war, kennt Betriebswirtin Susanne Freyling die lebhaften Diskussionen nach den Premieren und weiß sie zu schätzen. Auch sie brachte sich selber ins Gespräch, ebenso Uwe Schwäch. Der geschäftsführende Gesellschafter einer Werbeagentur ist begeisterter Operngänger, häufiger noch auch in Frankfurt. Fast immer nimmt er Freunde mit. "Das Ballett ist einzigartig, das sind Momente, die man nur einmal erlebt", sagt er. "Bei den Operninszenierungen hat Düsseldorf noch Potenzial nach oben. Mit dem Ring könnte sich das Haus herausragend profilieren."

Keine Opern-Erfahrung hat dagegen Kathina Ehlen. Die Sozialarbeiterin aus Georgien lebt seit 12 Jahren in Deutschland. "Ich habe ein wenig Angst vor dem, was da auf mich zukommt", gibt sie zu. "Aber ich bin froh, diesen Schritt überhaupt gemacht zu haben." Jan van de Weyer kennt alle Schläpfer-Ballette. Seine Partnerin Louisa Rachedi tanzt in der Kompagnie mit. "Ich freue mich darauf, jetzt auch in die Opernwelt tiefer eintauchen zu können", sagt der gelernte Physiotherapeut, der heute vornehmlich als Bildhauer arbeitet. Auch Yogalehrerin Stefanie Wallace, die davor Modedesign studiert hat, ist mit dem Ballett vertrauter als mit der Oper. "Ich unterrichte einige Tänzer und bin fasziniert von ihrer Körperbeherrschung, Haltung und Bewegung. Es wird sicher beeindruckend sein, sie jetzt öfter auf der Bühne zu sehen."

(RP)
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