Düsseldorf Denk ich an Düsseldorf . . .

Düsseldorf · Ein neuer Sammelband zeigt 150 "Erinnerungsorte" der Stadt. Kurze Essays handeln von Kultur, Personen, Historie und Brauchtum.

 Die Mannschaft von Fortuna Düsseldorf nach dem Gewinn der Westdeutschen Meisterschaft 1966.

Die Mannschaft von Fortuna Düsseldorf nach dem Gewinn der Westdeutschen Meisterschaft 1966.

Foto: Stadtarchiv Düsseldorf

Wer an Düsseldorf denkt, der hat gleich das Bild der Königsallee vor Augen: Luxuriöse Boutiquen, Juweliere und Banken reihen sich an der bekannten Straße aneinander. Menschen hasten mit vollgepackten Einkaufstüten über den Bürgersteig, andere kommen nur zum Flanieren und Beobachten. Sie sitzen in den Straßencafés oder pausieren an einem schattigen Plätzchen rund um den Alleegraben. Die Königsallee hat ihren eigenen Charme und ist so auch als Wahrzeichen in dem neu erschienenen Buch "Düsseldorfer Erinnerungsorte" zu finden. Herausgegeben haben es Benedikt Mauer, Leiter des Stadtarchivs, und Enno Stahl, Mitarbeiter am Heinrich-Heine-Institut.

Herstellung von Mostert bei der Firma ABB, Düsseldorfs ältester Senffabrik.

Herstellung von Mostert bei der Firma ABB, Düsseldorfs ältester Senffabrik.

Foto: Stadtarchiv

Was genau ein Erinnerungsort ist, hat das Stadtarchiv und den Geschichtsverein lange beschäftigt. Angeregt wurden sie durch den französischen Historiker Pierre Nora. Er forschte über "lieux de mémoire" und hat damit in mehreren europäischen Ländern eine Diskussion über mögliche Erinnerungsorte angestoßen. "Natürlich gehören Museen, Denkmäler und Kirchen dazu", erklärt Mauer, "aber auch Institutionen, Persönlichkeiten, Rituale und Ereignisse." So sei beispielsweise nicht nur der Louvre als ein solcher Ort zu verstehen, sondern auch der Sturm auf die Bastille. "Es geht darum, was mehrere Generationen mit einem Ereignis verbinden", sagt Mauer.

Blick über Königsallee und Stadtgraben (Postkarte von 1955).

Blick über Königsallee und Stadtgraben (Postkarte von 1955).

Foto: Stadtarchiv Düsseldorf

Vor gut vier Jahren hatte die damalige Vorsitzende des Geschichtsvereins, Susanne Schwabach-Albrecht, gemeinsam mit Maurer die Idee, nach jenen Orten, Ereignissen und Persönlichkeiten zu suchen, die Düsseldorf geprägt haben. Die Suche begann mit einer Umfrage: Düsseldorfer wurden gefragt, was sie mit ihrer Stadt verbinden. "Die Favoriten waren eindeutig", sagt Maurer: "Königsallee, Altstadt und Heinrich Heine." Insgesamt sind mehr als 120 Erinnerungsorte aus Düsseldorf zusammengekommen, die sich in 15 Kapitel gliedern.

Die Themenvielfalt ist groß: Es geht um Düsseldorf als Landeshauptstadt, um Altbier und andere Düsseldorfer Spezialitäten. Aber auch um Topographisches: Der Burgplatz, der Rhein, seine Brücken, die Schlossgärten, Parks und die Königsallee werden näher beleuchtet. Und zwar nicht als sachliche Lexikonbeiträge, sondern als gut lesbare Essays, die sich den einzelnen Erinnerungsorten widmen. Kurzweilig erzählen sie von Beuys oder der Zero-Bewegung, die über Düsseldorf hinaus Weltruhm erlangt haben. Andere Kapitel handeln von Wirtschaft, Wissenschaft und Brauchtum in Düsseldorf: Denn auch der Hoppeditz oder die Rheinkirmes sind ein Erinnerungsort. Den Auswirkungen der NS-Zeit wird ein eigenes Kapitel gewidmet.

Die Leser erfahren in den Texten nicht nur Aktuelles über die Stadt, sondern vor allem auch Geschichtliches über die jeweiligen Orte. Etwa, dass die Königsallee schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts schön war, aber keinen praktischen Nutzen erfüllte. Man konnte dort spazieren gehen, mehr aber nicht. Ihr Aufschwung kam erst später: Eine günstige Verkehrsanbindung führte dazu, dass immer mehr Reisende nach Restaurants und Hotels verlangten und die Allee allmählich bebaut wurde.

Und wer in dem Buch blättert, stellt fest, dass sich aus all den Puzzleteilen ein Gesamtbild der Stadt zusammenfügen lässt. "Wir erheben aber keinen Anspruch auf Vollständigkeit", betont Mauer.

Vielmehr seien es subjektiv ausgewählte Lesestücke, die zwar einen wissenschaftlichen Anspruch verfolgen, vor allem aber unterhalten sollen, sagt Stahl. "Das Buch füllt blinde Flecken, von denen man gar nicht wusste, dass sie da waren", sagt Historiker Stahl.

(ubg)
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