Düsseldorf Das berühmte Mädchentrio

Düsseldorf · Morgen hat im Schauspielhaus das Stück über "Die Andrews Sisters" Premiere. Der Abend lebt von Evergreens und Live-Gesang.

 Die Swing-Schwestern werden gespielt von (v.l.) Anna Kubin, Katrin Hauptmann und Klara Deutschmann. Im Hintergrund: Nico Brandenburg.

Die Swing-Schwestern werden gespielt von (v.l.) Anna Kubin, Katrin Hauptmann und Klara Deutschmann. Im Hintergrund: Nico Brandenburg.

Foto: Sebastian Hoppe

Wie knifflig es ist, aus drei Frauenstimmen einen ineinander verschmelzenden Klangkörper zu schmieden, erfahren gerade die Schauspielerinnen Anna Kubin, Klara Deutschmann und Katrin Hauptmann. Sie proben für "Die Andrews Sisters", eine Inszenierung von Dirk Diekmann fürs Düsseldorfer Theater, Premiere ist morgen. "Alleine kann man das immer ganz toll", sagt Anna Kubin und lacht. "Die Stimmen liegen aber so nah beieinander, dass man Gefahr läuft, von der einen in die andere zu rutschen." Klara Deutschmann hatte an der Rhythmik zu knabbern, für Katrin Hauptmann waren es die vertrackten Harmonien. Akribisch studierten sie Originalaufnahmen mit den legendären "Swing Sisters" aus den 1930er und 1940er Jahren. Und wie das Trio aus Minnesota gab es für sie dann nur noch eines: üben, üben, üben.

Bei der Verleihung des Theaterpreises "Gustaf" im Juli begeisterten die drei das Publikum mit ersten Kostproben - so leicht, so beschwingt, so perfekt. Doch seitdem gab es noch ein enormes Arbeitspensum zu bewältigen. Schließlich sollten sich "Bei mir bist du schoen" (davon wurden sagenhafte 90 Millionen Platten verkauft) und all die anderen berühmten Ohrwürmer genauso schmissig anhören wie bei den echten Schwestern. "Diese Musik ist unglaublich schwer zu singen", bestätigt auch der Regisseur. Für Dirk Diekmann bedeutet der Swing einen Teil seiner Geschichte: "Ich bin damit groß geworden, der Vater eines Freundes war Swing-Musiker und hatte zu Hause eine Sammlung endloser Bänder. Erst später kam ich darauf, dass Stimmen dabei kein störendes Element sind." Er beschäftigte sich eingehend mit der märchenhaften Karriere der Andrews Sisters, die zunächst den Dixieland-Stil der Boswell Sisters punktgenau kopierten. "Das war Südstaatenmusik", erklärt Diekmann. "Durch eisernes Probieren fanden sie zum Sound der Großstadt - das klang dann wie das pure New York."

Fürs Schauspielhaus wollte er "einen intimen Abend mit den Andrews Sisters" erschaffen, bei dem gleich einer Revue die Lieder mit biografischen Plaudereien und Video-Einspielern verwoben werden. Thiemo Schwarz übernimmt die Rolle des Conférenciers und begleitet die drei Damen durch die verschiedenen Stufen ihrer über 30 Jahre währenden Erfolgszeit: Als erstes weibliches Trio ersangen sich die Andrews Sisters neun Goldene Schallplatten. Sie drehten 17 Filme, in denen sie sich zumeist selber spielten. Im Zweiten Weltkrieg tourten sie zur Truppenbetreuung durch Nordafrika und Sizilien. Die Konzerte von "America´s Wartime Sweethearts" in Las Vegas waren ausverkauft, ihre Auftritte mit Künstlern wie Bing Crosby, Danny Kaye und dem Glenn Miller Orchestra in ganz Amerika umjubelt.

Die symbiotisch verbundenen Schwestern führten ein Leben in der Öffentlichkeit. Doch Privates sickerte von ihnen so gut wie nichts durch. "Ob sie das von sich aus so entschieden oder ob sie die Erwartungshaltung ihrer Anhänger befriedigten, die unbedingt das heile Bild dreier makelloser Mädchen bewahren wollten - darüber kann man nur spekulieren", sagt Klara Deutschmann.

Die Düsseldorfer Inszenierung beleuchtet auch die Schwierigkeiten, die das ständige enge Zusammensein mit sich brachte. Nah an der Wirklichkeit bleibt dabei die Charakterisierung der Schwestern. Anna Kubin spielt LaVerne, die Älteste. "Manchmal wirkt sie etwas streng und humorlos, aber das trifft es nicht", sagt sie. "Sie hält nur die Zügel in der Hand und übernimmt beim Einstudieren der Lieder den Hauptpart." Katrin Hauptmann ist Patty, das Nesthäkchen. "Sie wurde als Exzentrikerin der Truppe bezeichnet", erzählt sie. "Patty macht gern Faxen. Sie steht beim Singen immer in der Mitte, von ihr geht die meiste Bewegung aus, während die Schwestern sie ruhig flankieren." Bleibt Maxine, die Mittlere. Klara Deutschmann: "Sie ist vom Temperament her das Bindeglied, das ausgleichende Element. Es gibt Fotos, auf denen sie ihre beiden Schwestern umarmt."

Vor dieser Produktion hatten die drei Schauspielerinnen nur vage Kenntnisse über die Andrews Sisters und ihre Musik. Doch dann begriffen sie, wie viele Nummern sich seit langem ganz unbewusst bei ihnen eingenistet hatten. Jetzt sind es ihre Lieder geworden, und sie werden sie so schnell nicht wieder loslassen.

Auch ein winziges Menschlein, das auf der Bühne dabei ist, hat sie vermutlich schon im Ohr - das Baby, das Anna Kubin im Dezember erwartet.

(RP)
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