Düsseldorf Dante-Lesungen und "Dolce Vita" in Düsseldorf

Düsseldorf · Die "Deutsch-Italienische Gesellschaft" bringt ein Stück Italien in die Stadt. Lesungen und Vorträge sind offen für alle.

Die deutsch-italienischen Beziehungen haben schon bessere Zeiten erlebt. Politische Krisen entzweien die beiden Länder, Integrationsfragen und die Wirtschaft. Und dann sind da noch diese Fußballabende, an denen Rivalität vorherrscht, die nicht jeder mit dem Schlusspfiff nach 90 Minuten ablegen kann. In Düsseldorf kümmert sich die "Deutsch-Italienische Gesellschaft Dante Alighieri" (DIG) darum, das zu verändern. Ganz nach einem Zitat ihres prominenten Namensgebers, des italienischen Philosophen Dante: "Der eine wartet, dass die Zeit sich wandelt, der andere packt sie kräftig an und handelt."

Am Abend, als Deutschland und Italien bei der Fußball-EM 2016 aufeinander trafen, blieb der Fernseher bei Robert Himmrich (66) aus. Seit zwei Jahren ist er Präsident der DIG Düsseldorf, hat Italien oft bereist - beschäftigt sich lieber mit anderen Kulturthemen. "Seitdem die wirtschaftliche Situation in Italien so schwierig ist, hat sich das gesellschaftliche Leben dort verändert", sagt er. Die italienische Lebensfreude sei gedämpfter als damals noch, als die DIG-Mitglieder bei den italienischen Freunden zu Besuch waren und mit Chianti auf den Tischen getanzt wurde.

Seit mehr als 60 Jahren gibt es die Deutsch-Italienische Gesellschaft Düsseldorf. Kulturaustausch, das Lehren der italienischen Sprache, dann noch die Pflege der Beziehungen zu Italien: All das haben sich die Italienfreunde aus Düsseldorf zur Maxime gemacht - und setzen es mit einem Kulturprogramm um, das Literatur, Musik und Reisen umfasst.

Wer an manchen Abenden in die Mayersche Buchhandlung an der Königsallee eintritt, kann schon die lautmalerischen Worte hören und erahnen, wie die temperamentvolle Gestik aussieht, von der sie begleitet werden. Regelmäßig lädt die DIG zu italienischen Gesprächsrunden ein. So auch am zweiten Mittwoch im September wieder, wenn "Maestri gelatieri", also Eismaschinen als deutsch-italienische Erfolgsgeschichte, das Thema sind. Auch Dante-Lesungen finden einmal im Monat statt. Und ab dem 10. September startet der Italienisch-Kursus im Pfarrheim Sankt Adolfus. Eine kostenlose Probestunde gibt es für Interessierte.

Die meisten der 143 DIG-Mitglieder sind Deutsche, die sich für die Sprache interessieren. Robert Himmrich ist seit zwei Jahren Mitglied und unmittelbar zum Präsidenten gewählt worden. Es passte, denn privat und beruflich ist er mit dem Land eng verbunden: "Ich bin mit einer Italienerin verheiratet", sagt er. Und zwar mit Chiara de Manzini Himmrich, die 40 Jahre lang als Dozentin der italienischen Sprache an der Heine-Universität gelehrt hat. Himmrich selbst war Redakteur, ging in den Vatikan, um journalistisch zu arbeiten.

Die politischen Differenzen beider Länder zeigen sich auf kommunaler Ebene, sagt Himmrich. Statt "Ciao" heiße der Gruß "Na, wie geht's Frau Merkel?" Das hindert die Italienfreunde aber keineswegs: Für die nächste Reise nach Triest im Mai 2017 kann man sich schon anmelden. "Nur wer in Kontakt bleibt, bleibt sich nah", sagt Himmrich. Die Städtepartnerschaft von Düsseldorf mit Palermo, die seit April besiegelt ist, war daher ein Feiertag für den Verein. Ob Himmrich Italien liebt? Nicht Dante, sondern den ehemaligen Bundespräsidenten Heinemann zitiert er: "Ich liebe keine Staaten, ich liebe meine Frau."

(ball)
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