"Düsseldorfer Perlen" Blog zeigt Düsseldorf aus einer seltenen Sicht

Düsseldorf · Das Fotoblog "Düsseldorfer Perlen" zeigt seltene und humorvolle Ansichten der Stadt. Hinter dem Projekt steht der Grafikdesigner Markus Luigs. Der Flaneur folgt beim Fotografieren seiner Sehnsucht nach Ordnung.

Blog "Düsseldorfer Perlen" zeigt seltene Ansichten der Stadt
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Foto: Luigs

Wenn man eine treffende Bezeichnung für Markus Luigs sucht, sollte man diese nehmen: Augenöffner. Der 42-Jährige lehrt die Menschen, auch mal nach oben zu schauen, wenn sie durch die Straßen gehen. Er lehrt sie, den Blick nicht nur schweifen zu lassen, sondern hinzusehen - nur so lässt sich erkennen, dass diese Stadt ziemlich schön ist, sehr besonders und manchmal auch total schräg.

Luigs ist im Hauptberuf Grafikdesigner mit eigenem Büro, aber viele Menschen kennen ihn als Betreiber der "Düsseldorfer Perlen". Das ist ein Internet-Fotoblog, das er bei Facebook führt, und um seine Bilder zu betrachten, muss man nicht Mitglied des sozialen Netzwerks sein - sie sind öffentlich zugänglich. Luigs nimmt sich jeden Tag 15 Minuten Zeit, um ein Stück Stadt abzuschreiten, meist in der Mittagspause. Immer hat er seine Digitalkamera dabei, eine Fuji X 100. Nach der Rückkehr ins Büro wählt er rasch die besten Fotos aus und stellt sie sofort ins Netz.

Düsseldorf: Das sind die meist fotografierten Orte
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Im September vergangenen Jahres ging er mit den "Perlen" online, einige Wochen lang passierte wenig, doch dann stellte er ein älteres Foto von der Mata-Hari-Passage ein, und es bekam tausende Likes und wurde hundertfach geteilt. Es gibt diesen Ort in der Altstadt nicht mehr, aber früher war das ein besonderer Platz, exotisch und doch westdeutsch, plüschig und irgendwie verwegen. Dort wurde Geschichte gemacht, da trafen sich nämlich die Kraftwerk-Gründer Ralf Hütter und Florian Schneider mit Wolfgang Flür, den sie als Schlagzeuger anstellten. Flür wirkte mit an den großen Alben Kraftwerks. Aber dann gingen sie getrennte Wege, und Flür veröffentlichte das Buch "Ich war ein Roboter" über seine Jahre als Schlagwerker. Markus Luigs unterstützte ihn dabei, er besorgte etwa das Layout des Buchs, und für die Fotos im Innenteil führte Wolfgang Flür ihn 1999 durch sein Düsseldorf - unter anderem in die Mata-Hari-Passage.

Der Erfolg der Aufnahme von der Passage bewies Luigs, wie vergangenheitsselig Düsseldorfer bisweilen sind. "Bilder von Orten, an denen Erinnerungen hängen, werden kommentiert und mit eigenen Erlebnissen versehen", sagt er. Die Bilder, die er selbst für bemerkenswert hält, bekommen meist weniger Zustimmung: sachliche Architektur-Aufnahmen. Sein Leben sei so chaotisch, sagt der zweifache Vater, da befriedige ihn die Ordnung strenger Bauten, ihre Strukturiertheit.

Foto-Blog: Düsseldorf durch die Handylinse
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Zu seinen Lieblingsarchitekten gehört Paul Schneider-Esleben, der in den 60er Jahren etwa das Commerzbank-Gebäude an der Kasernenstraße entwarf, dessen Drive-In-Bankschalter außer Betrieb, aber dennoch sehenswert ist. Schneider-Esleben baute auch die Rochus-Kirche und das Arag-Hochhaus. Auf die Spur dieses Mannes geriet Luigs über die Musik. "Ich stamme aus Leichlingen, ging Anfang der 90er Jahre für mein Studium der visuellen Kommunikation nach Düsseldorf. Und ich war Fan von Kraftwerk, schrieb meine Diplomarbeit über das ästhetische Prinzip der Band." Irgendwann stieß Luigs darauf, dass Gründungsmitglied Florian Schneider einen berühmten Vater hat, eben jenen Paul Schneider-Esleben. Er schaute sich dessen Arbeiten an, fotografierte sie und ist seitdem fasziniert von diesem Werk.

"In den vergangenen anderthalb Jahren habe ich mehr von Düsseldorf gesehen als in den 15 Jahren zuvor", sagt Luigs. Er ist jedes Mal aufs Neue verblüfft, wie toll einige der Plätze sind, an denen man hunderte Male achtlos vorbeigefahren ist. Man muss sich nur die Zeit nehmen, hineinzugehen oder den Blick an der Fassade hinaufwandern zu lassen. Sein Lieblingsort ist Gerresheim. "Das ist ein absurdes Dorf innerhalb dieses Dorfverbandes, aus dem Düsseldorf besteht. Wenn ich dort bin, fühle ich mich nicht wie im Jahr 2015, sondern wie 1984. Und das ist als Kompliment gemeint."

Menschen erscheinen selten auf Markus Luigs' Fotos. "Mich interessieren die Zwischenräume", sagt er, die Bereiche zwischen Körper und Gebäude. "Das ist mein Düsseldorf."

(RP)
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