Düsseldorf Bergbau ohne Ruß in den Gesichtern

Düsseldorf · Im Hetjens-Museum wird ab heute Porzellan mit Bergbau-Motiven ausgestellt. Nach hart arbeitenden Bergleuten sehen die Figuren nicht aus.

 Dieser Tafelaufsatz von Meissen zeigt das Personal der Bergbau-Branche: Steiger, Hauer und Beamte. Die älteste Figur ist von 1752.

Dieser Tafelaufsatz von Meissen zeigt das Personal der Bergbau-Branche: Steiger, Hauer und Beamte. Die älteste Figur ist von 1752.

Foto: Hetjens/Sammlung Middelschulte

Wer sich jemals mit einem ehemaligen Bergarbeiter unterhalten hat, kennt die Geschichten: von kernigen Kumpeln, von den Staublungen, vom Dreck, kurzum von der Maloche unter Tage. Im Keramikmuseum Hetjens wird heute eine Ausstellung eröffnet, die ebenfalls an den Bergbau erinnert, aber ein ganz anderes Bild zeichnet. Nämlich ein ganz feines.

Das Hetjens zeigt das Porzellan des Sammlers Achim Middelschulte. Der war als Assessor im Bergbau beschäftigt und hegt die Faszination für den Beruf seit den 1980ern mit einer besonderen Leidenschaft: Middelschulte sammelt Porzellan mit Bergbau-Motiven aus dem 18. Jahrhundert. Die Sammlung gehört zu den bedeutendsten ihrer Art. Rund 100 Exponate sind nun in Düsseldorf unter dem Titel "Der Bergbau und das weiße Gold" ausgestellt.

Darunter ist etwa ein Kontrabassist, ein anmutiger Musikant in Bergmannstracht von 1730. Es ist eines der ältesten Stücke in Middelschultes Sammlung. Der Musiker wurde in Meißen gefertigt, dort wo 1710 die erste europäische Porzellanmanufaktur gegründet wurde. Schräg ist ein Bergmann aus Weißporzellan - im wahren Sinn des Wortes. Der Herr mit Bart und umarmendem Gestus steht nämlich tatsächlich etwas windschief da. Die Figur, die schon 1722 gefertigt wurde und die älteste der Sammlung ist, wurde wohl "zu heiß oder zu lang gebrannt", vermutet Middelschulte. Das Exponat musste für die Ausstellung durch einen robusten Sockel gestützt werden, weil sie ihr Gleichgewicht andernfalls nicht hätte halten können.

Was zugleich auffällt und amüsiert: Die tatsächliche Bergarbeit bilden die vielen Figuren und feinen Malereien auf Terrinen und Tassen so gar nicht ab. Von rußverschmierten Gesichtern oder gar Schweißperlen auf der Stirn fehlt jede Spur. Die Hämmer und Pickel in den Händen der Bergleute wirken wie Requisiten. Gleiches gilt für ihre Trachten, die zur Arbeit wenig geeignet scheinen - größer könnte der Kontrast zum Malocher-Mythos gar nicht sein.

Info "Der Bergbau und das weiße Gold", Hetjens, Schulstraße 4, dienstags bis sonntags, 11 bis 17 Uhr, mittwochs bis 21 Uhr; bis 7. August.

(kl)
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