Düsseldorf Ballhaus wird zur Spielstätte fürs Musiktheater

Düsseldorf · Ende Januar wird "Das Floß" aufgeführt, ein Stück nach dem Weiss-Roman "Die Ästhetik des Widerstands".

Bisher wurde das Ballhaus am Nordpark vor allem für Ausstellungen genutzt, gelegentlich auch für Auktionen von exotischen Pflanzen oder Anderem. Eine neue Verwendung wird es am letzten Januar-Wochenende finden, als Spielstätte für das Musiktheater "The Raft - Das Floss". Die Inszenierung von Friederike Felbeck beruht auf dem Roman "Die Ästhetik des Widerstands" des deutsch-schwedischen Schriftstellers Peter Weiss. Auf 1000 Seiten beschrieb Weiss das Leben und die Aktionen der NS-Widerstandsgruppe "Rote Kapelle", bis zu der Hinrichtung ihrer Mitglieder in Plötzensee.

Hier ist auch der gewollte Bezug zum Spielort zu finden. Das Ballhaus wie der Nordpark sind 1937/38 anlässlich der "Großen Reichsausstellung Schaffendes Volk" entstanden. Seit 1982 steht es als Beispiel nationalsozialistischer Kulissenarchitektur unter Denkmalschutz. Friederike Felbeck, die auf der Grundlage des Romans ein Libretto von 22 Seiten geschrieben hat, wird mit ihrem Stück an weitere "Orte der Erinnerung" ziehen: zu der ehemaligen Ordensburg Vogelsang in der Eifel und dann nach Duisburg, wo sich am Innenhafen der von Dani Karavan gestaltete "Garten der Erinnerung" befindet.

Der Titel der musikalischen Performance in sechs Bildern ist eine Anspielung auf das großformatige Gemälde "Das Floß der Medusa" des französischen Malers Théodore Géricault. Im Weiss-Roman ist es von großer Bedeutung. Angesichts des Leids tausender Schiffbrüchiger im Mittelmeer und der Ägäis ist aber auch der aktuelle Bezug offensichtlich. "Selbst wenn man nicht alle Flüchtlinge mit Widerstandskämpfern gleichsetzen kann, umgekehrt stimmt es fast immer", sagt Felbeck. Ihr Projekt, das sie zusammen mit der Sopranistin Alexandra von der Weth und dem Schauspieler Kai Hufnagel erstellt hat, beruht nicht unwesentlich auf der Zusammenarbeit mit Studierenden der Hochschule für Musik und Tanz in Köln. Für die jungen Menschen bedeutet Widerstand allerdings eine neuere Form des Sich-Auflehnens, etwa wie die russische Gruppe "Pussy Riot". Die Vorstellungen am Samstag, 30. Januar und Sonntag, 31. Januar beginnen um 16 Uhr, damit die große Fensterfront noch ihre Wirkung entfalten kann.

(RP)
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