Düsseldorf Die Zukunft nach dem Crash

Düsseldorf · In der Ausstellung "Planet B" zeigt das NRW-Forum Ideen für eine neue Welt. Die Schau soll sich stetig verändern.

 Ein abgestürztes Raumschiff ist der Mittelpunkt der Ausstellung "Planet B". Das Kollektiv Labor Fou hat es entwickelt.

Ein abgestürztes Raumschiff ist der Mittelpunkt der Ausstellung "Planet B". Das Kollektiv Labor Fou hat es entwickelt.

Foto: Labor Fou

Es ist eine Rakete in die Ausstellung gekracht, der Knall ist verhallt, der Schutt abgeräumt. Die Zukunft kann beginnen. Ab: genau jetzt.

Das NRW-Forum zeigt eine neue Ausstellung, und wer sie durch das hölzerne Portal am Eingang betritt, das an das "Stargate" oder irgendeinen anderen Science-Fiction-Film erinnert, der tritt über eine Schwelle und direkt vor das Raumschiff nach dem Crash. Gebaut hat es das Künstlerkollektiv Labor Fou, es ist das Zentrum der Ausstellung "Planet B", die heute Abend eröffnet wird und für zwei Monate Ideen für eine neue Welt präsentieren, sammeln und vor allem entwickeln möchte.

Denn "Planet B" ist eine Ausstellung im Wandel, "ein lebendiger Organismus", wie die Macher um Kurator Alain Bieber behaupten, und tatsächlich ist das so. Denn bis Ende August soll Leben ins NRW-Forum kommen - noch mehr als sonst -, sogar abends, nachts und morgens vorm Frühstück, also auch dann, wenn das Haus doch eigentlich geschlossen ist. Während des Ausstellungszeitraums soll die "Fouture-One", das Absturz-Raumschiff, bewohnt werden, und zwar immer, nicht nur zu den Öffnungszeiten des Hauses. Künstler, Wissenschaftler und einen Betriebswirt hat Joanna Szlauderbach eingeladen, um die Rakete in ein Forschungszentrum zu verwandeln. "Wir erklären den Planeten A für gescheitert", sagt Alain Bieber. Nun also werden ein Plan B und C und D und so weiter geschmiedet: In fünf Phasen sollen Werkzeuge und Wissen für alternative Lebensentwürfe erarbeitet werden. Zu Beginn geht es ab heute Abend und bis 12. Juni ums Essen - mit essbaren Gesichtsmasken, der Suche nach Essbarem in der Stadt und einem Joghurt-Workshop. Anschließend wechselt die Besatzung der Raumstation.

Kurator Bieber weilte gestern übrigens noch in St. Gallen, er holte dort ein Auto ab. Am Nachmittag hatte er mit der Klapperkiste schon Baden-Württemberg erreicht, man konnte das im Internet verfolgen. Auch wenn das "Quatschmobil" des Ateliers für Sonderaufgaben Düsseldorf erreicht hat, soll das so bleiben. Das gelbe Auto wird dann in der Stadt seine Runden drehen, mitfahren ist kostenlos, solange im Wagen gesprochen wird. Der Wagen, dessen Treibstoff das Wort ist, soll den Diskurs über die Zukunftsvisionen in Gang bringen.

Einen utopischen Raum hat Ben J. Riepe bereits geschaffen. Der Düsseldorfer Künstler hat einen nicht unerheblichen Teil des zweiten Ausstellungsraums mit Neonröhren eingehegt und mit Rasen ausgelegt. Die begehbare Installation heißt "UUUUU(topia)", soll zum Verweilen einladen und so oft wie möglich von einem Kernteam aus sechs Performern sowie vielen Gästen bespielt werden. Musiker und Wissenschaftler sind eingeladen, eine große Festtafel ist geplant und vieles weitere denkbar. Wie genau sich die Performance in den kommenden Monaten entwickelt, weiß Riepe noch nicht. Das wird die Zukunft zeigen.

Es lohnt sich also, mehrmals herzukommen, auch um etwa Constantin Schlachters Fotografien zu studieren, die nach Mondlandschaften und Kometenhagel aussehen, aber in der Natur des Elsass entstanden sind. Oder um die Zeitreisen des Duos Hörner/Antlfinger zu verfolgen, die Besucher an drei Terminen (22. Juni sowie 2. und 3. Juli) unter Anleitung eines Psychologen in leichte Trance versetzen wollen. Wer sich das nicht zutraut, kann anschließend die Zeichnungen und Notizen der Zeitreisenden begutachten.

Zur Ausstellung wird ein kleines Heft gereicht, ein Reisepass, der bei jedem Besuch abgestempelt wird. Wer zum vierten Mal zum Planeten B reist, für den ist der Eintritt frei.

(kl)
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