Düsseldorf Alain Bieber übernimmt das Photo Weekend

Düsseldorf · Die erfolgreiche Veranstaltung läuft unter neuer Federführung weiter und wird größer. Galeristin Clara Maria Sels fühlt sich ausgebootet.

 Alain Bieber, Direktor des NRW-Forums, wird ab sofort das Photo Weekend in die Hand nehmen. Das geschieht auf Wunsch von Oberbürgermeister Thomas Geisel.

Alain Bieber, Direktor des NRW-Forums, wird ab sofort das Photo Weekend in die Hand nehmen. Das geschieht auf Wunsch von Oberbürgermeister Thomas Geisel.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Das Photo Weekend ist ein Erfolgsmodell, das ein Stadtmarketing erfinden müsste, gäbe es so etwas nicht schon. Andererseits ist rund um die Organisation eine vertrackte Situation entstanden, bei der es Sieger und Verlierer gibt. Fakt aber ist, dass es weitergeht in veränderter, vergrößerter, womöglich verlängerter Form. Eventuell wird das Photo Weekend einen neuen Namen erhalten, da von einem Wochenende nicht mehr die Rede sein wird.

Seit 2012 hat sich das von Werner Lippert (76), Gründungsdirektor des NRW-Forums, ins Leben gerufene Photo Weekend in Düsseldorf zu einem wichtigen Termin im Kalender von Kunstfans entwickelt. Alljährlich im Februar wird in Düsseldorf mal richtig auf die Pauke gehauen und bewiesen, dass die Fotografie einen Schwerpunkt aktueller Kunst darstellt. "State of The Art" nannte Lippert die erste Ausstellung, und das meinte er programmatisch: Fotoprotagonisten aus aller Welt und aus Düsseldorf sollten gemeinsam ausgestellt werden.

Lippert steuerte dieses Festival vom NRW-Forum aus für das NRW-Forum. Alles, was damals passierte, bezahlte er aus eigener Kasse und/oder mithilfe von Sponsoren. Lippert entwarf Label und Logo, das bis heute geführt wird. Später sprach er Clara Maria Sels an, inwieweit man die Galerien in das Ausstellungsproramm einbeziehen könnte. Die Veranstaltung wuchs erfreulich. Als Lippert sich aus dem NRW-Forum zurückzog, verblieb die Organisation bei der Galeristin Sels, die es seit 2014 alleine auf die Beine stellte. Die Stadt unterstützte das Festival mit 75.000 Euro. Kulturdezernent Hans-Georg Lohe sagte gestern, dass ihm die Weiterentwicklung des Photo Weekends sehr am Herzen liege.

In diesen Tagen ist für viele überraschend ein Brief an alle beteiligten Galeristen herausgegangen, in dem eine Wende für künftige Auflagen des beliebten Weekends im Februar kundgetan wird. Verfasser des Briefes ist Alain Bieber, derzeitiger Direktor des NRW-Forums. "Auf ausdrücklichen Wunsch des Oberbürgermeisters", heißt es darin, werde er (Bieber) ab sofort die Organisation für das Düsseldorfer Fotografie-Festival (ehemals Düsseldorf Photo Weekend) übernehmen. Nichts bleibt demnach, wie es ist. Das Photo Weekend wird Clara Maria Sels aus der Hand genommen; fortan, so steht es in dem Schreiben Biebers, kümmere sich Ljiljana Radlovic um Organisatorisches.

Galeristin Clara Maria Sels findet das alles "sehr befremdlich"; dass man das von ihr über Jahre unentgeltliche bürgerschaftliche Engagement einfach über den Tisch fege. Seit 2015 erst erhält sie eine kleine Aufwandsentschädigung, zuletzt waren das 15.000 Euro. Die Besucherzahl sei auf fast 100.000 gestiegen. Immer wieder hätten sie andere Galeristen angegriffen, "jeden Sommer gab es ein Hexentribunal", sagt Sels. Dabei würden finanzielle und vertragliche Vorgänge über einen Verein transparent abgewickelt. Vor kurzem, so Sels, habe sie Kulturdezernent Lohe darüber unterrichtet, dass man künftig Bieber mit der Organisation des Photo Weekends beauftragen werde.

Tatsächlich hatten sich zuletzt renommierte Galeristen nicht mehr beteiligt. Wie zu hören ist, warf man Sels vor, sie habe sich selbst ermächtigt. Es gebe wenig Service und manchmal Kommunikationslöcher. Das von Lippert eingeführte offene System mit Teilnahme für jeden war passé, jetzt verlangte man bis zu 500 Euro für die Teilnahme.

Oberbürgermeister Thomas Geisel macht bekanntlich gerne Kulturpolitik. Als ihm während der Verwaltungskonferenz Anfang Juni eine Vorlage des Kulturdezernenten um Erhöhung der Zuwendungen zum Photo Weekend auf 140.000 Euro nicht auf Anhieb plausibel erschien, beriet er sich mit seinen Kollegen. Warum solche Kostensteigerungen, war die eine Frage. Und warum nicht das Photo Weekend wieder zurück ins NRW-Forum geben, war eine in dieser Veranstaltung geborene Idee. Der Kulturdezernent sollte Konzept, Kosten und die Personalie klären; daraufhin berief Lohe, so hört man von OB-Sprecher Jochen Wirtz, einen Arbeitskreis ein. Bürgermeister Friedrich G. Conzen (CDU) mischte sich überdies mit einem Brief in das Thema Fortentwicklung des Photo Weekends ein, in dem er sich für die Galeristin Clara Maria Sels einsetzte, deren Vermieter er ist.

Das Stadtoberhaupt erteilte Bieber daraufhin den Auftrag, das Festival fortzuführen und dazu zu benutzen, die Bedeutung der Foto-Historie für die Stadt zu betonen, internationalen Ruf zu erwerben.

Forums-Chef Alain Bieber sagt, alles soll unter Mitarbeit von Ljiljana Radlovic relauncht werden, größer, professioneller und auch umbenannt werden. "Wir wollen in Zukunft mehr kunstmarktrelevantes Publikum anziehen" so Bieber gestern auf Anfrage.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort