Streit um knappe Schwimmzeiten in Düsseldorf "Krokodil-Schwimmschule" auf dem Trockenen

Eine Schwimmschule schlägt Krach: Die Bädergesellschaft hat ihr sämtliche Nutzungszeiten entzogen. Oberbürgermeister und Stadtdirektor schalteten sich in den Konflikt ein - doch eine Lösung steht noch aus.

 Schwimmlehrer Amr Abouelmaaty mit seiner Frau Diana Elsheik und Walid, Mina, Adam (hinten, v.l.), Lara und Eyad (vorne)

Schwimmlehrer Amr Abouelmaaty mit seiner Frau Diana Elsheik und Walid, Mina, Adam (hinten, v.l.), Lara und Eyad (vorne)

Foto: HANS-JÜRGEN BAUER

Der Beitrag war emotional formuliert - und löste heftige Reaktionen aus. "Ich habe mein ganzes Herzblut in die Schule gesteckt", beklagte Schwimmlehrer Amr Abouelmaaty (31) im Juni auf seiner Facebook-Seite. "Jetzt stehe ich ohne Wasserzeiten da. Den meisten meiner Mitarbeiter werde ich kündigen müssen, da ich finanziell vorm Ruin stehe." Hunderte Nutzer reagierten wütend oder traurig. Viele sprachen dem Ägypter, der seit sechs Jahren in Deutschland lebt, Mut zu.

Was war passiert? Die Bädergesellschaft hatte Abouelmaatys "Krokodil-Schwimmschule" die Wasserzeiten in vier Düsseldorfer Schwimmbädern gekündigt: im Düsselstrand, in Garath, Rath und Unterrath - zunächst ohne Begründung. Abouelmaaty und seine Frau Diana Elsheik (30) jedoch sind sich sicher: "Die Bädergesellschaft Düsseldorf missbraucht ihre Macht bei der Vergabe der Wasserzeiten." Im Facebook-Post warfen sie der Bädergesellschaft zudem vor, sie wegen ihrer Herkunft zu benachteiligen.

Die Bädergesellschaft Düsseldorf reagierte mit einem Facebookpost, in dem sie die Vorwürfe der Krokodil-Schwimmschule zurückwies: Man verwahrte sich von dem Vorwurf, dass bei der Vergabe der Wasserzeiten Herkunft oder Nationalität eine Rolle spielten. "Die Organisation der verschiedenen Schwimmzeiten erfordern Spielregeln, an die sich alle halten. Hierbei ergaben sich mit der Krokodil-Schwimmschule immer wieder Schwierigkeiten mit anderen Nutzern ebenso wie mit der Bädergesellschaft." Der Versuch, konstruktiv zusammenzuarbeiten, sei trotz mehrerer Klärungsgespräche gescheitert.

Das ist der Hintergrund des Streits:

Wasserzeiten sind in Düsseldorf ein knappes Gut: Die Bäder in Oberkassel und Flingern (siehe linke Spalte) fehlen, außerdem steigen die Schülerzahlen. Deshalb buhlen Schulen, Vereine und kommerzielle Schwimmlehrer um die Zeit im Becken; und auch Freizeitschwimmer wollen auf ihre Kosten kommen. Für die Koordination all dieser Interessen ist die Bädergesellschaft zuständig. Man sei bemüht, allen gerecht zu werden, betont man dort. Das Verfahren: Bis 16.15 Uhr haben Schulen Vorrang. Ansonsten werden freie Wasserzeiten in einem E-Mail-Verteiler angeboten; wer sich zuerst meldet, erhält den Zuschlag.

Beide Seiten werfen der anderen Unzuverlässigkeit vor

Etablierte Schwimmschulen halten ihre Zeiten teils sehr lange, bestätigt die Bädergesellschaft. In diese sorgfältig austarierte Gemengelage platzte Anfang 2016 die Krokodil-Schwimmschule. In Gesprächen mit beiden Seiten wird deutlich: Die Kommunikation zwischen Bädergesellschaft und Schwimmschule war offenbar von Anfang an gestört. Beide Seiten werfen der jeweils anderen Unzuverlässigkeit vor. "Es war immer ein mühsamer und mühseliger Prozess", sagt Roland Kettler, Geschäftsführer der Bädergesellschaft.

Dass bestätigen Kunden der Krokodil-Schwimmschule nicht. "Herr Abouelmaaty und Frau Elsheik sind absolut zuverlässig", sagt beispielsweise Steuerberater Andreas Krause (38) aus Hamm. Seine Tochter Victoria (3) hat nach einem halben Jahr Schwimmunterricht gerade ihr Seepferdchen gemacht. Und Yasemin Aydin (34), Journalistin aus Wersten mit zwei Kindern (sechs und vier) in der Krokodil-Schwimmschule, bestätigt: "Die beiden sind extrem pünktlich - der Kurs ist nicht einmal ausgefallen."

Im April eskalierte der Streit zwischen Bädergesellschaft und Krokodil-Schwimmschule, nachdem letztere Schadenersatz von der Bädergesellschaft gefordert hatte. Sie fühlte sich unzureichend über eine Party im "Düsselstrand" informiert, wegen der sie nach eigener Aussage Schwimmkurse nicht durchführen konnte. Die Bädergesellschaft wies den Anspruch zurück - und kündigte die Wasserzeiten. Daraufhin wandte sich die Krokodil-Schwimmschule an die Öffentlichkeit und bat Eltern, Protest-Mails an die Bädergesellschaft zu schicken.

Stadtspitze konnte bislang keine Lösung erwirken

Inzwischen hat sich sogar die Stadtspitze in den Streit eingeschaltet: Vorvergangenen Dienstag trafen sich Oberbürgermeister Thomas Geisel und Stadtdirektor Burkhard Hintzsche mit Amr Abouelmaaty und Diana Elsheik. Die Stadt äußerte sich auf Anfrage nicht zu dem Gespräch, man habe Stillschweigen vereinbart. Die Bädergesellschaft hat der Krokodil-Schwimmschule mittlerweile angeboten, wieder Wasserzeiten in Unterrath und Garath zu belegen.

Diana Elsheik ist mit dieser Lösung aber nicht zufrieden. "Wir haben in unserem Gespräch ganz klar gemacht, dass der Düsselstrand unsere Haupteinnahmequelle darstellt und wir diese auf keinen Fall verlieren dürfen - schon gar nicht aus reiner Willkür." Eine Lösung ist also noch nicht in Sicht - und damit auch nicht klar, ob es nach den Sommerferien weiterhin eine Krokodil-Schwimmschule geben wird.

Dies ist die erweiterte Version eines Artikels, der in der Düsseldorfer Stadtpost der Rheinischen Post erschienen ist. Wir haben ihn um die Facebook-Posts von Amr Abouelmaaty und der Bädergesellschaft ergänzt.

(hpaw)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort