Düsseldorf Kritik an Vorstoß der Grünen zu Kunstrasenplätzen

Düsseldorf · Die Partei hatte angeregt, Alternativen zu suchen. Heftige Kritik bekommt sie nun von Sportpolitikern und Experten.

Kunstrasenplätze sind keine Gefahr für Umwelt und Gesundheit - das ist die Botschaft der Kritiker eines Vorstoßes der Grünen. Die haben eine Anfrage im Umweltausschuss zu den Plätzen in der Stadt gestellt und sind überzeugt, es müsse bessere Alternativen geben. Morgen soll die bereits aus dem Oktober stammende Anfrage beantwortet werden.

Udo Skalnik, Bezirkspolitiker der SPD im Düsseldorfer Süden und ehemaliger Leiter des städtischen Sportamtes, sieht keine besseren Möglichkeiten. 25 Jahre stand er an der Spitze des Amtes. Die meisten Kunstrasenplätze seien umgewandelte Ascheplätze, argumentiert er, und diese seien weit mehr schädlich für die Lungen der Spieler als die Kunstrasenplätze. Lediglich drei Plätze mit echtem Rasen seien in den vergangenen Jahren zu künstlichen umgewandelt worden.

Die Grünen hatten vor allem mit Blick auf den Klimaschutz in ihrer Anfrage Zweifel an den Plätzen geäußert. Naturrasen könne im Gegensatz zum künstlichen Grün negative Folgen für das Klima verringern, heißt es in der Anfrage. Außerdem sorgen sich die Politiker um Plastikpartikel, die in den Boden gelangen und so die Umwelt schädigen könnten. Auch dieses Problem sieht Skalnik nicht: Das Granulat der Plätze sei kein Reifen-Recycling-Produkt, sagt er. "Es wird nach Umweltparametern geprüft, zertifiziert und entspricht den Anforderungen der Bundesbodenschutz- und Altlastenverordnung für Kinderspielflächen."

Kritik übt auch der sportpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Stefan Wiedon: "Das Argument, die Plätze würden schneller verschleißen, kann ich überhaupt nicht verstehen", sagt er. Damit hatten die Grünen im Gespräch mit unserer Redaktion jedoch auch argumentiert und auf Aussagen von Sportvereinen verwiesen. "Kunstrasenplätze haben eine Lebensdauer von 15 Jahren - schaut man auf diese Zeit, ist ihr Unterhalt weniger aufwendig und günstiger als der von Naturrasen", sagt Wiedon. Gebe es nur echten Rasen, könnten die Vereine im Winter außerdem ihr Geschäft aufgeben: "Ein richtiger Rasenplatz ist im Winter nicht bespielbar. Der Kunstrasenplatz schon." Würde es nur Naturrasen geben, müssten die Vereine den Betrieb einstellen oder in Hallen ausweichen, "und die sind ohnehin überfüllt", sagt er. Der Politiker hält es außerdem für die größere Gesundheitsgefahr, Spieler auf unebenem, vereisten Rasen im Winter auf den Platz zu lassen.

Die Plätze aus Plastik helfen außerdem, dem Ansturm der Sportler gerecht zu werden, sagt Udo Skalnik. Düsseldorf verfüge über mehr als 60 Kunstrasenplätze, die wöchentlich von im Schnitt zehn Mannschaften 35 Stunden im Trainings- und Spielbetrieb belegt sind, rechnet er vor. 40 Wochen Trainings- und Spielbetrieb entsprächen demnach mindestens 1.400 Betriebsstunden im Jahr. "Ein Rasenplatz verträgt maximal 400 bis 500 Betriebsstunden. Wollen die Grünen wirklich die Zahl der dann notwendigen Plätze verdreifachen?", fragt er.

Die Anfrage im Umweltausschuss war vorerst unbeantwortet geblieben, das Sportamt will sie in der nächsten Sitzung nachliefern. Das soll morgen erfolgen. Zu den Themen im Umweltausschuss gehören auch das drohende Diesel-Verbot, die Deichsanierung in Himmelgeist, die Sorge vor Glyphosat und das Aufstellen weiterer Luftmessstationen.

(lai)
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