Düsseldorf Krisentreffen zur Stadtdechant-Nachfolge

Düsseldorf · Erzbischof Woelki ist heute in Düsseldorf, um mit Vertretern der katholischen Kirche über die Neubesetzung des Amtes zu sprechen. Gegen Kandidat Wolfgang Picken regt sich heftiger Widerstand.

 Derzeit ist Wolfgang Picken Dechant in Bad Godesberg. Er gilt als charismatisch und ist in seiner Gemeinde auch bei Prominenten sehr beliebt.

Derzeit ist Wolfgang Picken Dechant in Bad Godesberg. Er gilt als charismatisch und ist in seiner Gemeinde auch bei Prominenten sehr beliebt.

Foto: H.-J. bauer

Er gilt als heißester Kandidat für das Amt des Düsseldorfer Stadtdechanten: Wolfgang Picken, studierter Theologe und Politikwissenschaftler und derzeit noch Dechant in Bad Godesberg. Doch obwohl der charismatische und beliebte Geistliche noch gar nicht offiziell als Nachfolger von Rolf Steinhäuser benannt ist, regt sich bereits heftiger Widerstand in der Landeshauptstadt. Längst nicht alle sind mit der Berufung Pickens einverstanden, in einem Brief an Woelki sollen sich zwei der vier Düsseldorfer Dechanten klar gegen Picken ausgesprochen haben. Heute trifft sich der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki mit den 15 leitenden Pfarrern der katholischen Kirche in Düsseldorf. Am Montag berät sich außerdem der Katholikenrat mit Woelki.

Dass vor allem Kritik an der Personalie Picken Gegenstand dieser Treffen sein wird, wollte gestern offiziell niemand bestätigen. "Wir äußern uns prinzipiell nicht zu einer Personalie, die sich noch in der Abstimmung befindet", sagte Michael Hänsch, Geschäftsführer des Düsseldorfer Katholikenrates. Dennoch erhoffe er sich, im Dialog mit dem Bischof, Einigkeit in der Frage der Nachfolge Steinhäusers zu erlangen. "Ich bin mir sicher, dass der Kardinal in einer so wichtigen Personalentscheidung alle Bedenken seiner Mitbrüder anhören und in seine Entscheidung miteinbeziehen wird", sagte Hänsch. Die endgültige Entscheidung liege jedoch beim Erzbischof selbst. Das bestätigte gestern auch das Bistum auf Anfrage unserer Zeitung. Dass sich Widerstand gegen Wolfgang Picken regt, wollte man in Köln aber ebenso wenig bestätigen wie eine Kandidatur des Geistlichen: "Bei Stellenbesetzungen sind verschiedene Personen im Blick. Namen nennen wir dabei im Vorfeld aber nie, sondern erst dann, wenn tatsächlich ein Nachfolger feststeht", sagte Erzbistums-Sprecher Christoph Heckeley.

In Kirchenkreisen hat sich Wolfgang Picken dennoch als favorisierter Kandidat für den Posten herumgesprochen. Außer den Dechanten sollen noch weitere Personen aus dem direkten Umfeld der Kirche in einem Brief an Woelki geschrieben haben, dass sie sich Picken als Stadtdechanten nicht vorstellen können. Den Grund für die Ablehnung fasste einer wie folgt zusammen: "Düsseldorf ist nicht nur die Kö, sondern auch Garath und Hellerhof." Offenbar fürchtet man, Picken, zu dessen Fans auch Telekom-Chef Timotheus Höttges und Moderatorin Maybrit Illner zählen, sei eine zu schillernde Persönlichkeit für das Amt.

Zu den führenden Köpfen der Kirche in Düsseldorf gehört auch Joachim Decker. Er ist einer der vier Dechanten. Zwar wollte er gestern nicht bestätigen, dass er einer der Autoren des Briefes an den Erzbischof ist. Allerdings sei er sehr unglücklich darüber, dass die Personalie Picken bereits jetzt an die Öffentlichkeit gelangt ist. Ob Picken den Job des Stadtdechanten tatsächlich antritt, ist für ihn dennoch eine "ganz offene Personalie". "Die Düsseldorfer Pfarrer werden ihren Standpunkt im Gespräch mit dem Erzbischof darlegen. Ich hoffe auf den Nachmittag und dass eine gute Lösung für Düsseldorf dabei herauskommt." Das Ganze sei eine schwierige Situation für die Pfarrer, aber auch für den Erzbischof, "der sicher nicht wollte, dass über eine Personalangelegenheit in der Öffentlichkeit spekuliert wird".

(RP)
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