Lausward-Umbau Kraftwerk unter Druck

Düsseldorf · Die Zahl der Gegner des neuen Kohleblocks wächst, in den Fraktionen wird über eine zukunftsweisende Energiepolitik diskutiert. Die Stadtwerke vertrauen nach wie vor auf die Überzeugungskraft ihres Konzepts.

Das ist die Lausward
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Das. geplante Kohlekraftwerk auf der Lausward heizt die Diskussion um die richtige Energiepolitik für Düsseldorf an. Für viele sind die Reaktionen überraschend, weil während der knapp zwei Jahre dauernden Planungsphase das Kraftwerk eher ein Thema am Rande war und fast nur von den Grünen zusammen mit dem Bund Umwelt- und Naturschutz (BUND) angesprochen wurde.

Warum kommt die Reaktion auf die Pläne der Stadtwerke so spät? Taktische Gründe spielen vor allem bei der CDU eine Rolle. Da die Stadtwerke bei ihrer Planung Chancen und Risiken für den Kohleblock gegeneinander aufrechneten, war bis vor kurzem nicht klar, ob der Energieversorger sich für den Bau entscheiden würde.

Etliche Christdemokraten wollten sich nicht unnötig mit einem heiklen Thema befassen, das sich von selbst erledigt hätte, wenn die Stadtwerke den Bau nicht beschlossen hätten. Jetzt aber sind Fraktion und Partei gefordert, weil sich die politische Konkurrenz festgelegt hat.

Wie unterscheiden sich die Positionen bei der Ablehnung? Die CDU sucht noch nach einer Lösung, die den Klima- und Umweltschutz und die wirtschaftlichen Folgen berücksichtigen. Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (ebenfalls CDU) spricht sich dagegen heute in einem Interview für neue Kohlekraftwerke aus. Die Grünen waren von Anfang an dagegen, weil das Kraftwerk jährlich zusätzlich 160 Tonnen Feinstaub, 1800 Tonnen Stickoxide und 2,5 Millionen Tonnen CO2 brächte.

Die SPD hat ebenfalls Bedenken wegen des Umweltschutzes, will aber auch eigenständige Stromversorgung und Sicherung der Arbeitsplätze. Sie kann sich kein Kraftwerk vorstellen, wenn die vom Umweltbundesamt festgelegte Grenze von 420 Gramm CO2 pro Kilowattstunde überschritten wird. Die FDP hatte schon länger Bedenken gegen ein Kraftwerk und lehnt es jetzt eindeutig ab, verlangt aber Konzepte für eine sichere Energieversorgung. "Die Diskussion um die Energie-Konzepte für Düsseldorf hat gerade erst begonnen, die Politik muss aber die Richtung vorgeben", sagt Manfred Neuenhaus (FDP).

Steht Düsseldorf mit einer Ablehnung alleine da? Nein. In Krefeld blockiert eine Ratsmehrheit derzeit den Bau eines Kraftwerks über das Planungsrecht (in Düsseldorf ist das nicht möglich). In Herne wollen der BUND und Bürger gegen ein Kraftwerk klagen, deshalb wird dort eventuell nicht gebaut, die Kölner Versorgungsbetriebe haben ihr Vorhaben aus Kostengründen aufgegeben, in Ensdorf (Rheinland-Pfalz) wurde das Kraftwerk durch einen Bürgerentscheid gestoppt.

Ist ein Gas-Kraftwerk eine Alternative? Fachleute verneinen das. Denn günstige Verträge für den Gasbezug seien kaum abzuschließen.

Wie reagieren die Stadtwerke auf die Ablehnung? Sie setzen auf die Überzeugungskraft ihres Konzeptes und gehen davon aus, die Politik noch auf ihre Seite zu bekommen. Zwar würde auch ein modernes Kohlekraftwerk viele Schadstoffe in die Luft blasen, aber Pluspunkte seien die umweltfreundliche Kraft-Wärme-Kopplung mit Fernwärmeversorgung, die Stärkung des Unternehmens auch durch den Ausbau alternativer Energien sowie die Sicherung der Arbeitsplätze.

Gehen ohne neues Kraftwerk die Lichter aus? Nein. Strom kann Düsseldorf von überallher beziehen. Auch die Fernwärme kann in eigenen Kesseln erzeugt werden.

Steigen die Preise? Ohne den Neubau ist davon auszugehen, weil Düsseldorf sich auf dem Strommarkt bedienen muss. Aber auch mit neuem Kraftwerk können Preise steigen, weil Abgaben für CO2-Emissionen zu zahlen sind und Kohle teurer werden kann.

(RP)
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