Düsseldorf Kleine Kastanie bekommt Post

Düsseldorf · Briefträger Erkrem Dönder fährt mit dem Rad wieder jeden Tag durch den Himmelgeister Rheinbogen, um Briefe zuzustellen.

 Briefträger Ekzem Dönder brachte gestern acht Briefe, die Baumgeist Erona (Leni Claaßen) am Postkasten der kleinen Kastanie in Empfang nahm.

Briefträger Ekzem Dönder brachte gestern acht Briefe, die Baumgeist Erona (Leni Claaßen) am Postkasten der kleinen Kastanie in Empfang nahm.

Foto: H.-J. Bauer

Einige Monate hat Briefträger Erkrem Dönder nun Pause gehabt. Jetzt fährt er wieder mit seinem Fahrrad an Schloss Mickeln vorbei auf den Kölner Weg. Eine landschaftlich schöne Strecke, auf der kein Haus in Sicht ist. Nach zwei Kilometern hält er an: Dort, wo an einem Baumstamm am Wegesrand ein Briefkasten hängt: "Himmelgeister Kastanie, Kölner Weg, 40589 Düsseldorf", steht dort als Postadresse drauf. Es ist die der kleinen Kastanie, die wenige Meter weiter auf der Wiese steht. Sie ist der Nachfolger der rund 200 Jahre alten Rosskastanie, die abgestorben war, Ende 2015 gestutzt werden musste und seitdem als "Kunstwerk" in Form eines Baumgeistes im Himmelgeister Rheinbogen steht.

Gestern brachte Dönder die ersten Briefe und Postkarten - acht an der Zahl. Auf die war besonders Leni Claaßen neugierig. Denn die Elfjährige soll als Baumgeist "Erona" die kleine Kastanie repräsentieren, die nun einer von zwei Bäumen in Deutschland mit eigener Postadresse ist. Die an das Bäumchen gerichteten Briefe will Leni - wenn möglich - alle selbst beantworten. So, wie es einst der Baumgeist der alten Kastanie getan hat.

"Ich freu' mich sehr auf diese ehrenvolle Aufgabe", sagt Leni. Den ersten Brief ließ sie allerdings gestern von Baumsekretär Andreas Vogt vorlesen. Absender war der Lauftreff Himmelgeist. "Liebe kleine Himmelgeister Kastanie, liebe Erona", heißt es in dem Schreiben, "der Lauftreff freut sich sehr, dass das Bäumchen jetzt eine eigene Postanschrift hat " - unterschrieben von zahlreichen Läufer. Postkarten aus Neuss und Aachen waren gestern dabei, und Leni versprach, sie alle zu beantworten.

Bereits 2007 hatten die Stadt Düsseldorf und der Freundeskreis Himmelgeister Kastanie einen zwei Jahre jungen Kastaniensprössling gepflanzt. Der kleine Baum sieht heute prachtvoll aus und trägt erste Früchte. Damals wusste der Freundeskreis noch nichts vom nahenden Absterben des großen Baums.

Vor neun Jahren hatte die Deutsche Post der alten Kastanie eine Adresse eingerichtet. Seither schrieben große und kleine Absender aus der ganzen Welt an den Baum. "Der Brief mit der weitesten Reise kam aus Neuseeland", erinnert sich Briefträger Dönder. Es gab sogar Post aus dem Buckingham Palast.

Seit Ende vergangenen Jahres fuhr Dönder nicht mehr zur Kastanie. Die Briefzustellung wurde auf Wunsch des Freundeskreises nicht weitergeführt. Es gab Unstimmigkeiten. Schließlich könnte man nicht an einen toten Baum Briefe senden, erklärte gestern eine Mitarbeiterin der Post. Doch jetzt haben alle Beteiligten gemeinsam eine neue Lösung gefunden. Darüber freut sich besonders Briefträger Dönder, der die Radtour durch den Himmelgeister Rheinbogen schon vermisst hat.

(RP)
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