Düsseldorf Fast 2200 Kinder ohne Betreuungsplatz

Düsseldorf · Die Stadt will das Vergabeverfahren beschleunigen. Wer einen Kita-Platz nicht rasch zusagt, verliert ihn gleich wieder.

 Mara (4, v.l.), Mateo (3), Lia (4), Maurice (5), Ryan (5), Clemens (3) und Vito (2) besuchen die Kita an der Himmelgeister Straße.

Mara (4, v.l.), Mateo (3), Lia (4), Maurice (5), Ryan (5), Clemens (3) und Vito (2) besuchen die Kita an der Himmelgeister Straße.

Foto: Andreas Bretz

Die Lücke bei der Versorgung mit Kita- und Tagespflegeplätzen wächst ungeachtet ambitionierter Ausbau-Programme. "Die Zahl der Kinder, die bis zum 31. Oktober laut Kita-Navigator einen Betreuungsplatz suchen und noch nicht versorgt sind, liegt bei 2179", sagt Jugendamtsleiter Johannes Horn. Dabei handele es sich um Jungen und Mädchen, die bislang weder in einer Kita noch bei einer Tagesmutter unterkommen konnten.

Wie viele Plätze am Ende tatsächlich fehlen, wird allerdings erst zum Stichtag 31. Oktober ermittelt. "Erfahrungsgemäß dauert die Platzvergabe beziehungsweise die Verteilung der Kinder in die Wunschkitas bis zu diesem Zeitpunkt", sagt Horn. Außerdem könnten in nächster Zeit noch mehr als 350 Tagespflegeplätze belegt werden. "Seit Beginn des Kita-Jahres am 1. August haben wird bereits 316 Kinder in der Tagespflege neu aufgenommen", ergänzt er.

Dennoch dürfte die Lücke erheblich bleiben. Das zeigt ein Blick in die Prognosen für die kommenden Jahre. Aktuell leben 18.685 Kinder unter drei Jahren in der Stadt, 2025 sollen es 19.370 sein. Noch deutlicher ist der Anstieg bei den Kindern zwischen drei Jahren und dem Schuleintritt. Hier steigt im selben Zeitraum die Zahl von derzeit 16.884 auf 18.330. Praktisch alle Jungen und Mädchen dieser Altersgruppe müssen einen Kita-Platz erhalten.

Vor diesem Hintergrund will die Stadt die Vergabe der Plätze beschleunigen. "Wer sein Kind im Kita-Navigator vormerkt und eine Zusage erhält, muss den Platz innerhalb von 14 Tagen annehmen oder aber er verliert ihn", sagt Horn. Die neue Regel stehe bereits im Internet und werde an einigen Standorten schon angewandt. "Aber bei der Vergabe 2017 machen wir das für die ganze Stadt verbindlich", kündigt Horn an. "Wir kommen damit dem Anliegen vieler Eltern entgegen, die so früh wie möglich wissen möchten, ob, und wenn ja, zu welchem Termin ihr Kind betreut wird", sagt Stadtdirektor und Jugenddezernent Burkhard Hintzsche.

Marcel Preukschat, der als Vorsitzender des Jugendamtselternbeirats die Interessen der Düsseldorfer Kita-Eltern vertritt, begrüßt mit Blick auf Mütter und Väter, die sich im Kita-Navigator für bis zu 30 Tagesstätten gleichzeitig vormerken lassen, die schärfere Gangart: "Ich hoffe, das führt zu einer Verkürzung der jeweils im Frühjahr startenden Vergabewellen." Vor allem für Berufstätige sei das enorm wichtig. Insgesamt stellt der engagierte Vater zweier Töchter Düsseldorf beim Thema Betreuungsplätze - ungeachtet der aktuellen Versorgungslücke - ein gutes Zeugnis aus. "Im Vergleich mit anderen Städten stehen wir gut da." Verbesserungsbedarf sieht er beim Thema Kita-Eintritt. "Wer nach einem Jahr wieder arbeiten gehen will, muss sein beispielsweise im Januar geborenes Kind entweder früher oder aber deutlich später als erwünscht betreuen lassen, weil die meisten Einrichtungen nur zum Stichtag 1. August aufnehmen." Und noch etwas wünscht sich Preukschat: mehr Transparenz bei dem in Düsseldorf praktizierten Vergabeverfahren. "Eltern wissen nicht immer, warum ein anderes Kind genommen wurde, ihr eigenes aber nicht."

Johannes Borghans, Leiter der städtischen Kita an der Himmelgeister Straße, versteht diesen Wunsch, hält die Kriterien aber für klar ausformuliert. "Kinder von berufstätigen Alleinerziehenden und Geschwisterkinder stehen ganz oben auf der Prioritätenliste, gefolgt von Familien, in denen beide Elternteile berufstätig sind", sagt er. Dafür, dass die Nachfrage das Angebot nach wie vor übersteigt, nennt er neben dem Zuzug von Familien nach Düsseldorf noch einen weiteren Grund: "Kinder kommen immer früher in unsere Einrichtungen. Das heißt, sie verbringen auch immer mehr Lebensjahre Jahre in der Kita, was wiederum das Platzangebot insgesamt verknappt."

(jj)
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