Düsseldorf Viel Zuspruch für Absage an Pony-Reiten

Düsseldorf · Die Sebastianus-Schützen erhalten für ihren Entschluss viel Lob. Der Betreiber des nicht auf die Kirmes eingeladenen "Ponykarussells" hingegen betont, dass er den Tierschutz beachtet - und Zirkusdirektor Bernhard Paul unterstützt ihn.

 Schausteller Heinz Deinert - hier vor zwei Jahren auf der Rheinkirmes - widerspricht der Kritik von Tierschützern.

Schausteller Heinz Deinert - hier vor zwei Jahren auf der Rheinkirmes - widerspricht der Kritik von Tierschützern.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Der Betreiber des "Ponykarussells Alt-Wien", das in diesem Jahr nicht mehr auf der Rheinkirmes stehen wird, hat kein Verständnis für die Kritik von Tierschützern und Kirmes-Besuchern an seinem Geschäft. "Wir haben immer die strengen Regeln des Tierschutz-Gesetzes eingehalten", sagt Heinz Deinert. So habe er eigens ein großes Gehege am Rhein aufgebaut, in dem die Ponys Freilauf hatten, außerdem ein Stallzelt zum Sonnenschutz.

Deinert widerspricht auch dem Vorwurf, seine 14 Ponys müssten ohne Pause im Kreis laufen. "Laut Gesetz dürfen sie vier Stunden arbeiten, wir wechseln sie meistens schon nach drei." Der Schausteller aus Iserlohn, der das Geschäft in vierter Generation betreibt, wäre gerne wieder nach Düsseldorf gekommen. "Wir haben die Absage zwar akzeptiert, aber finden so schnell kein Ausweichquartier." Er lebe von der Attraktion.

Nachdem am Montag ein Schützen-Sprecher gesagt hatte, die Absage für das "Ponykarussell" sei eine Reaktion darauf, dass das Publikum einen Einsatz von Tieren auf einer Großkirmes immer weniger akzeptiere, gab es gestern widersprüchliche Informationen von den Sebastianern, offenbar auch aus Respekt vor den Schaustellern, mit denen man seit langem zusammenarbeitet. Es hieß, das "Ponykarussell" kehre möglicherweise zurück - wovon auch Heinz Deinert ausgeht. Außerdem betonten die Schützen, dass der Protest von Tierschutz-Gruppen wie "Peta" oder "Pro Pony" kein Auslöser gewesen sei.

Die machen seit Jahren mobil gegen die Kirmesponys - und feierten gestern die Absage. Eine Petition gegen das "Ponykarussell" hatte zuvor knapp 10 000 Unterzeichner gefunden. Aus Sicht der Tierschützer leiden die Ponys durch den Einsatz auf der Kirmes physisch und psychisch.

Die Attraktion mit den lebenden Tieren ist aber offenbar nicht nur bei Tierrechts-Aktivisten unbeliebt. In den sozialen Netzwerken gab es enorme Zustimmung für die Absage. Der Bericht auf RP Online gehörte zu den deutschlandweit meistgeteilten des Tages, die Nutzer von RP Online lobten in sehr deutlicher Mehrheit die Entscheidung.

Die zunehmende Sensibilität für Tiere in Shows und auf Festen, die der Fall zeigt, betrifft nicht nur die Kirmes. Auch Roncalli-Direktor und Apollo-Chef Bernhard Paul kennt die Debatten. Er erinnert sich, dass Besucher früher enttäuscht an der Kasse umdrehten, wenn ein Zirkus keine wilden Tiere bot. Inzwischen wirbt Roncalli sogar mit dem Verzicht auf Tiger und Elefanten. Zirkuspferde aber gibt es - und das wird laut Paul so bleiben. Er ist auch gegen ein Verbot auf der Kirmes. "Das geht zu weit." Seit Jahrtausenden sei das Pferd ein Haustier, und bei verantwortungsvoller Haltung sei dagegen nichts zu sagen.

Auf Pferdehöfen beurteilt man die Entscheidung unterdessen unterschiedlich. "Wenn die Tiere vernünftig versorgt und gepflegt werden und dann mal für eine begrenzte Zeit ein paar Kinder tragen, ist dagegen nichts einzuwenden", meint Christina Tschorn vom Gutshof Niederheid. Birgit Hilgers vom Reitstall Richter befürwortet das Verbot hingegen sehr: "Ich schätze das schon fast als Tierquälerei ein." Durch das stundenlange Laufen im Kreis würden die Ponys ihre Gelenke immer nur einseitig belasten, so Hilgers. Darüber hinaus würde auch das Anbinden des Kopfes für eine unnatürliche Haltung sorgen.

Alle Neuigkeiten zur größten Kirmes am Rhein gibt es in unserem neuen Facebook-Kanal RP Rheinkirmes.

(RP)
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