Düsseldorf Nur mit neuen Ideen bleibt die Kirmes attraktiv

Düsseldorf · Um konkurrenzfähig zu bleiben, müssen Schausteller mit frischen Ideen punkten. Ein Besuch bei der interaktiven Neuheit "Laser Pix" auf der Rheinkirmes in Düsseldorf.

 Oliver Jehn vor seinem neuen Fahrgeschäft "Laser Pix". Inspiriert wurde er von der Mutter aller Themenparks: dem Disneyland. Dort steht eine ganz ähnliche Bahn, in der die Fahrgäste mit Pistolen Ziele abschießen müssen.

Oliver Jehn vor seinem neuen Fahrgeschäft "Laser Pix". Inspiriert wurde er von der Mutter aller Themenparks: dem Disneyland. Dort steht eine ganz ähnliche Bahn, in der die Fahrgäste mit Pistolen Ziele abschießen müssen.

Foto: Bretz

Den Fahrtverlauf kann man nicht vorhersehen, zu dunkel ist es. Immer wieder macht der kleine Wagen unvermittelt eine Drehung, wechselt die Richtung. Der Körper ist angespannt, die Augen suchen nach dem nächsten Ziel, das möglichst viele Punkte bringen soll, schließlich will man gewinnen. Die kleine Pistole wird angelegt, kurz gezielt, geschossen — getroffen. "Laser Pix" fordert alle Sinne.

Die Bahn mit dem riesigen Pacman auf der Fassade ist eine der Neuheiten dieses Jahr auf der Kirmes — und sie ist laut ihrem Besitzer die erste transportable interaktive Bahn dieser Art in Europa. Denn statt nur durch die Kulissen im Inneren hindurchzufahren, erhalten die Passagiere eine Art Laserpistole, müssen Ziele treffen und so möglichst viele Punkte erzielen.

"Es gibt fernab der Kirmes so viele Freizeitangebote, da müssen wir uns etwas einfallen lassen, um attraktiv zu bleiben. Das versuchen wir mit diesem Fahrgeschäft", sagt Oliver Jehn. Ihm gehört "Laser Pix".

Düsseldorf ist der dritte Platz, den er in diesem Jahr mit seiner neuen Bahn, die nach seinem Wunsch angefertigt wurde, bespielt. Bislang ist er mit der Resonanz zufrieden. "Die Besucher finden es gut, selbst aktiv zu werden. Sie kennen Bahnen wie meine aus Freizeitparks."

Jehn hat sich für seine Bahn bei der Mutter aller Themenparks Inspiration geholt: im Disneyland. Dort sind er und seine Frau eine ähnliche Bahn gefahren und waren so begeistert davon, dass sie sich entschieden, ein mobiles Fahrgeschäft dieser Art auf den Markt zu bringen.

Sich von den anderen abheben — das ist immer wieder eine Herausforderung für Schausteller, weiß Oliver Wilmering, Vorsitzender des Düsseldorfer Schaustellerverbandes. "Das heißt nicht, dass es immer höher und schneller sein muss — aber anders", sagt er. Ein Kirmesplatz ohne irgendeine Neuheit locke weniger Gäste an. "Außerdem ist es wichtig, dass wir die Qualität hochhalten."

Das Wettrüsten um die spannendste Attraktion birgt aber auch Probleme: "Kleine, nostalgische Geschäfte haben es im Vergleich natürlich oft schwerer", sagt Wilmering. Zwar seien auch diese Geschäfte gefragt - aber die Konkurrenz der Neuheiten sei eben groß. "Für ältere Kirmesgeschäfte gibt es deshalb sogar richtige Nostalgie-Jahrmärkte."

Wie hart das Geschäft für die alten Schätzchen ist, zeigt ein aktueller Fall aus Düsseldorf: Jahrzehntelang war William Fischer mit seiner "Toboggan"-Rutsche Gast auf der großen Kirmes. Das Fahrgeschäft mit Baujahr 1907, bei dem man zunächst mit einem Laufband nach oben befördert wird, bevor man im Kreis einen Turm hinabrutscht, war ein beliebter Gast gleich am Eingang des Festplatzes auf der Rheinseite.

Doch dieses Jahr musste Fischer kurzfristig absagen. Grund: "Ich habe keine Leute gefunden, die ein Geschäft wie meines, das relativ aufwendig aufzubauen ist, für das Geld, das ich zahlen kann, aufstellen wollten", sagt Fischer. Bei anderen Attraktionen würde die meiste Arbeit von einem Kran erledigt, bei der "Toboggan"-Rutsche wird alles von Hand aufgebaut.

Mehr Geld konnte Fischer den Arbeitern laut eigener Aussage aber auch nicht zahlen: "Dann hätte ich in der Konsequenz die Preise erhöhen müssen, und wenn ich für meine Rutsche beispielsweise pro Fahrt plötzlich fünf Euro verlange, bleiben die Gäste aus." Dann würde sich wiederum das Gastspiel auf der Rheinkirmes nicht lohnen — also sagte Fischer ab. "Ich hoffe natürlich, dass ich nächstes Jahr wiederkommen kann", sagt er.

Oliver Jehn indes hofft, dass ihm so schnell niemand seine "Laser Pix"-Bahn nachbaut, damit er so lange wie möglich der Einzige in der Branche mit einem solchen interaktiven Angebot bleibt. Konkurrenz belebt also offenbar nicht immer das Geschäft. Aber sie sorgt dafür, dass sich die Schausteller wohl auch für das kommende Jahr wieder neue Ideen für die Besucher der Kirmes einfallen lassen werden.

(lai)
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