Düsseldorf Kirche für zwei Konfessionen

Düsseldorf · Die katholische St. Bonifatius-Gemeinde und die evangelische Luther-Gemeinde feiern ihre Gottesdienste in Bilk in Alt St.Martin. Das Gotteshaus ist das wohl älteste vollständig erhaltene Bauwerk der Stadt.

 Inge Meissner, Gemeindereferentin in St. Bonifatius, und Pfarrer Ralf Breitkreutz von der evangelischen Luther-Gemeinde stehen vor der gemeinsam genutzten Kirche Alt St. Martin.

Inge Meissner, Gemeindereferentin in St. Bonifatius, und Pfarrer Ralf Breitkreutz von der evangelischen Luther-Gemeinde stehen vor der gemeinsam genutzten Kirche Alt St. Martin.

Foto: Anne Orthen

Sie ist die älteste Kirche in Düsseldorf, zugleich wohl das älteste vollständig erhaltene Bauwerk in der Landeshauptstadt. Vermutlich bis ins achte Jahrhundert zurück und damit in die karolingische Zeit reichen die Ursprünge von Alt St. Martin, eine Kirche, die zunächst ein wenig unauffällig und unentschieden wirkt dort an der Kreuzung von Bach- und Martinstraße mitten im quirligen Bilk. Und doch ist es ausgerechnet diese Kirche, die als einzige in Düsseldorf zwei Konfessionen beherbergt: Neben der katholischen St. Bonifatius-Gemeinde feiert auch die evangelische Luther-Gemeinde hier Gottesdienst.

"Im Grunde entstand das alles durch Zufall", erklärt Pfarrer Ralf Breitkreutz, der den evangelischen Part vertritt. "Als wir unser Gemeindezentrum Paul-Schneider-Haus an der Germaniastraße schließen mussten, fiel ein wichtiger Ort weg. Bis zur nächsten evangelischen Kirche an der Kopernikusstraße ist es für viele Gemeindemitglieder aber sehr weit." Spontan habe die katholische Gemeinde da das Angebot gemacht, sich die katholische Kirche zu teilen.

"Die Kooperation ist kennzeichnend für das Leben im Stadtteil", sagt Breitkreutz. "Die Menschen leben zusammen, die meisten Trauungen sind konfessionsübergreifend. Das spiegelt auch diese Kirche wider." Seit mittlerweile neun Jahren arbeiten beide Konfessionen hier zusammen. "Die Umstände waren günstig und aus der sachlichen und baulichen Notwendigkeit ist heute eine wertvolle Kooperation entstanden", freut sich auch Inge Meissner, Gemeindereferentin in der katholischen Gemeinde St. Bonifatius. Auch für sie ist Alt St. Martin vor allem ein Ort für die Menschen im Stadtteil. Seit der Missionale im Jahr 2004 organisiert sie jeden Mittwoch von 16.30 bis 18.30 Uhr die offene Kirche. "Und dieses Angebot wird auch von allen Konfessionen angenommen. Man muss nur die Tür aufmachen, dann kommen die Menschen auch."

Zwar finden die regulären Gottesdienste der beiden Konfessionen getrennt statt - am Samstagabend um 18 Uhr der evangelische Gottesdienst, am Mittwochabend um 18.30 Uhr der katholische Gottesdienst - doch es gibt auch ökumenische Feiern wie am Pfingstmontag oder am Ersten Advent. Die Bilker gehen die Ökumene dabei ganz praktisch an. "Hier wird weder der Tabernakel weggeräumt noch das ewige Licht ausgeblasen", lacht Pfarrer Ralf Breitkreutz. Der katholische Raum bleibe, wie er sei, lediglich eigene Gesangbücher habe die evangelische Gemeinde. "Wobei wir eigentlich auch mal das Gotteslob benutzen könnten", überlegt Breitkreutz spontan.

Früher gab es in Alt St. Martin sogar noch eine portugiesische Gemeinde, die sich aber mittlerweile aufgelöst hat. Noch mehr Kooperation würden zwar alle Beteiligten begrüßen, das sei aber aus rein praktischen Erwägungen schwierig. "Die orthodoxen Christen brauchen beispielsweise zwingend eine Ikonostasenwand und einen strikt abgetrennten Altarraum - das ist einfach nicht zu realisieren", erklärt Breitkreutz. Doch auch so sind die Katholiken und Protestanten in Sachen Ökumene weiter als der Rest Düsseldorfs: Eine solche Kooperation gibt es in der ganzen Stadt nur in Alt St. Martin.

(RP)
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