Serie 60 Ist Die Neue Lebensmitte Keine Chance auf Langeweile

Düsseldorf · Petra Albrecht moderiert seit fast 25 Jahren die "Lokalzeit" im WDR. Die Hektik in ihrem Beruf empfindet sie als Vorteil.

 Petra Albrecht ist das Gesicht der "Lokalzeit" des WDR in Düsseldorf. Privat legt sie Wert auf gutes Essen und mag Aktivurlaub.

Petra Albrecht ist das Gesicht der "Lokalzeit" des WDR in Düsseldorf. Privat legt sie Wert auf gutes Essen und mag Aktivurlaub.

Foto: Andreas Endermann

Vermutlich würde sie es ablehnen, so eingeschätzt zu werden - aber dennoch: Petra Albrecht ist ohne jeden Zweifel das Gesicht des WDR in Düsseldorf. Dort moderiert sie seit bald 25 Jahren eine tägliche Nachrichtensendung für die Stadt, die Lokalzeit. Und das mehrmals im Monat. Vor einigen Wochen feierte sie ihren 60. Geburtstag. Und zwar mit ein paar Freunden in einem szenigen Lokal des Düsseldorfer Stadtteils, in dem sie lebt. Kein großer Aufwand, es gab Fingerfood und ein DJ mixte zu vorgerückter Stunde des Abends die Musik zusammen, die man halt hört, wenn das Alter erreicht ist, in dem man weiß, das "Sympathy for the devil" kein Glaubensbekenntnis und "Ten years after" keineswegs ein Blick zurück ist.

60 Jahre - na und?

Ansehen kann man ihr die Jahre eh nicht, schon gar nicht auf dem Bildschirm. Aber auch live entspricht die zierliche Blondine dem, was für Frauen ihrer Generation typisch ist: Die heutigen 60-Jährigen sind längst nicht mehr die Alten. Dabei kokettiert die Journalistin nicht etwa mit ihrem Alter, rennt keinem Jugendwahn hinterher, sondern geht damit rheinisch-gelassen (obwohl sie aus Remscheid stammt!) und humorvoll um.

Nur ein einziges Mal, erzählt sie, habe sie an diesem 60. Geburtstag für einige Minuten über die Zahl mit der "6" am Anfang nachgedacht und hochgerechnet, wie viel Zeit, vor allem gute Zeit, ihr noch bleibt. Aber den Gedanken habe sie schnell wieder beendet und final weggepackt. Denn am Ende hilft er nicht weiter, weil keiner weiß, was passiert.

Apropos passiert: In ihrem Leben hat sie eine Menge erlebt. Was auch mit ihrem Beruf als TV-Journalistin zusammenhängt. Wenn sie darüber spricht, spürt man regelrecht ihre Dankbarkeit. Gerade bei den Medien habe es in den letzten Jahren so viele Umbrüche gegeben, die Digitalisierung habe ein enormes Tempo mit sich gebracht, es seien neue Plattformen für Nachrichten entstanden und mit all dem habe man sich auseinanderzusetzen. Sie nimmt es sportlich und sieht den Vorteil: "Da hast du gar keine Chance, alt zu werden." Und keine Chance, sich zu langweilen. Wer kann das schon sagen von seinem Job?

Petra Albrecht ist sich aber auch darüber im Klaren, dass sie das große Glück hat, in einem Land zu leben, in dem eine erstklassige medizinische Versorgung normal ist - und hilfreich, wenn mit den Jahren auch die Zipperlein kommen.

Aber mit der Zeit wuchs auch die Fähigkeit, alles bewusster zu genießen. "Mein Freundeskreis ist jetzt mit 60 größer als noch vor zehn oder 20 Jahren," sagt sie. "Ich gehe mehr aus, bin neugieriger denn je auf Neues, aber suche mir die Menschen, mit denen ich umgehe, sehr bewusst aus. Oberstes Maß: sie müssen mir gut tun." Ebenfalls typisch für diese Altersgruppe: Sie empfindet die Zeit, in der sie jetzt gerade lebt, als die beste Zeit ihres Lebens. Nicht zuletzt weil sie feststellt: "Ich bin sehr viel gelassener geworden."

Fragt man sie nach bevorzugten Reisezielen, ist sie auch da nicht unbedingt festgelegt - also nix mit "Berge!" oder "Meer!". Sie mag beides: Sie liebt Florida, ging früher mindestens einmal pro Jahr Skifahren. Letzteres hat sie aufgegeben, aber den Urlaub in den Bergen nicht - vor wenigen Wochen war sie erstmals zum Bergwandern in Garmisch-Partenkirchen.

Und? Wie war es? Ganz schön anstrengend, wundert sie sich. Dabei habe sie mit Ehemann Götz mit eher leichten Routen angefangen. Dennoch habe sie unterwegs viel an Respekt gelernt vor den Bergen, dem Wetter und der Natur. Ganz Genussmensch, der sie ist, war ihr aber eins wichtig: "Unsere Tourplanung war immer so angelegt, dass wir ungefähr mitten drin etwas zum Einkehren hatten."

Womit wir bei einem weiteren wichtigen Aspekt ihres Lebens wären: Dem Genuss an gutem Essen. Sie ist eine hervorragende Köchin, ihre Einladungen zum Abendessen sind hoch beliebt. Dass sie trotzdem keine Probleme mit der Figur hat, mag an den guten Genen und ihrer Disziplin liegen. Übrigens etwas, das sie seit fünf Jahren durch Yoga trainiert: "Yoga hält mich gelenkig - am Körper und im Kopf."

(RP)
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