Düsseldorf Keime: Kritik an Gesundheitsamt und Kinderklinik

Düsseldorf · Nach den Vorwürfen von betroffenen Eltern zum Umgang des Florence-Nightingale-Krankenhauses mit dem VRE-Keim auf der Kinderintensivstation gibt es jetzt Kritik von der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene. Bemängelt wird, dass das Gesundheitsamt seit Bekanntwerden des VRE-Ausbruchs nicht einmal vor Ort war.

 An der Kaiserswerther Kinderklinik hat man die Ursache für den Keim-Ausbruch bislang nicht gefunden.

An der Kaiserswerther Kinderklinik hat man die Ursache für den Keim-Ausbruch bislang nicht gefunden.

Foto: bernd Schaller

Die Ursache für die Verbreitung des Antibiotika-resistenten Darmkeims in Kaiserswerth ist bislang nicht gefunden. "Wir haben keine neuen Erkenntnisse", sagte eine Kliniksprecherin gestern. Anfang kommender Woche erhoffe man sich neue Erkenntnisse. Dann würden Ergebnisse weiterer Untersuchungen vorliegen. Fünf "Frühchen" werden zurzeit noch in der Klinik behandelt, sechs wurden zwischenzeitlich entlassen. Seit gut einer Woche gebe es keine weiteren Fälle von VRE, so dass man am Krankenhaus von einer "erfolgreichen Eindämmung" ausgehe.

Anfang der Woche war bekannt geworden, dass 13 Frühgeborene am Florence-Nightigale-Krankenhaus vom VRE-Keim befallen waren. Zwei Kinder sind inzwischen verstorben, nach Angaben der Klinik besteht aber kein Zusammenhang mit dem Darm-Bakterium, das vor allem bei immungeschwächten Patienten schwere, unter Umständen sogar lebensbedrohliche Erkrankungen wie Harnwegsinfektionen hervorrufen kann.

Massiv in die Kritik gerät jetzt auch das Düsseldorfer Gesundheitsamt. Peter Walger von der Gesellschaft für Krankenhaushygiene sagte, dass es bei Ausbrüchen von Keimen "sinnvoll" und "üblich" sei, dass sich Gesundheitsämter als städtische Kontrollinstanzen vor Ort einen Eindruck von der Situation verschafften. Klaus Göbels, Chef des Düsseldorfer Gesundheitsamts, sagte auf RP-Anfrage, dass die Behörde am 6. März von der Klinik über den VRE-Keim informiert worden sei, bislang aber keine Vor-Ort-Begehung vorgenommen habe, weil man das nicht als zweckdienlich erachtet habe. "Unsere Mitarbeiter standen immer im Kontakt mit der Klinik, haben alle Schritte besprochen und vorbildlich dokumentiert", sagte Göbels. Die Behörde verstehe sich generell nicht als "Steuerfahnder", daher würde man zum Beispiel auch von unangekündigten Klinik-Besuchen Abstand nehmen.

So gefährlich sind Klinikkeime
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Foto: dapd

Gesundheitsämter sollten ihre Aufgabe und Verantwortung als Überwachungsinstanz nicht an Kliniken delegieren, meint jedoch der Patientenrechtler und Rechtsanwalt Burkhard Kirchhoff. Als Gesundheitsamt dürfe man sich nicht nur auf Informationen der Kliniken verlassen. Kirchhoff fordert die Einrichtung einer unabhängigen Kommission zur Aufklärung der Fälle in Kaiserswerth. Dabei müsse auch überprüft werden, wie zum Beispiel die Personalausstattung auf der Station im betroffenen Zeitraum war. Gerade auf Neugeborenenstationen seien gesetzlich eine starke Personalausstattung und strenge Hygienemaßnahmen vorgeschrieben.

(RP)
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