Mars-Rückruf Düsseldorf muss Mars-Kamelle aussortieren

Viersen · Der Mars-Rückruf hat Folgen: In Düsseldorf müssen die Jecken das Wurfmaterial für den Rosenmontagszug überprüfen. Einzelhändler versprechen, Schokoriegel auch ohne Kassenzettel zurückzunehmen. Mars will noch was Süßes drauflegen.

 Die zurückgegebenen Produkte will der US-Konzern vernichten - wie genau das logistisch passieren soll, blieb zunächst offen.

Die zurückgegebenen Produkte will der US-Konzern vernichten - wie genau das logistisch passieren soll, blieb zunächst offen.

Foto: afp

Angesichts der gigantischen Rückrufaktion des Schokoriegel-Fabrikanten Mars müssen die Düsseldorfer Jecken die Ärmel hochkrempeln. Betroffenes Wurfmaterial für den verschobenen Rosenmontagszug soll rasch ausgetauscht werden. "Das ist sicherlich noch einmal eine zusätzliche Arbeit", sagte der Sprecher des Comitees Düsseldorfer Carneval, Hans-Peter Suchand, am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur.

Die Vereine müssten Tausende Riegel aus den Körben mit Wurfmaterial heraussuchen, in denen bunt gemischt Mars-Produkte beispielsweise mit Gummibärchen und Bonbons liegen. Wahrscheinlich werde damit am Wochenende begonnen. Der Rosenmontagszug in Düsseldorf war wegen Sturm abgesagt worden und soll am 13. März nachgeholt werden.

Auch in Mainz müssen nun noch 143.100 Schokoriegel des Herstellers Mars aussortiert werden. Denn auch hier war der Rosenmontagszug wegen einer Sturmwarnung ausgefallen, und am 8. Mai sollen Süßigkeiten bei einem etwas anderen Umzug in die Menge geworfen werden.

Einfache Kunden können derweil bei der gigantischen Rückrufaktion des Schokoriegel-Fabrikanten Mars mit der Hilfe vieler Supermärkte rechnen. Mehrere Einzelhändler kündigten am Mittwoch an, Käufer dürften die betroffenen Produkte in den Läden zurückgeben.

Einige Handelsketten betonten, dies sei auch ohne Vorlage des Kassenbons möglich. Der Süßwarenkonzern Mars will seine Kunden derweil mit Schokoladigem aus dem eigenen Sortiment entschädigen: "Die Verbraucher können aussuchen, welche unserer Produkte sie wollen, und sie bekommen natürlich auch noch etwas obendrauf", sagte ein Unternehmenssprecher in Viersen bei Düsseldorf.

Die zurückgegebenen Produkte will der US-Konzern vernichten - wie genau das logistisch passieren soll, blieb zunächst offen. Nach Angaben der EU-Kommission und des niederländischen Zweigs von Mars sind mehr als 50 Staaten von dem Rückruf betroffen.

Die Firma hatte am Dienstag vor dem Verzehr von Süßigkeiten der Marken Mars, Snickers, Milky Way Minis und Celebrations gewarnt und die Kunden aufgefordert, Produkte mit bestimmten Mindesthaltbarkeitsdaten zurückzugeben. Zuvor hatte sich eine Kundin aus Deutschland über ein knapp ein halbes Zentimeter großes Kunststoffteil in einem Schokoriegel beschwert. Eine Erstickungsgefahr sei nicht auszuschließen, begründete Mars den Rückruf.

Einzelhändler wie der Discounter Lidl und die SB-Warenhauskette Real betonten, Kunden könnten die in ihren Läden gekauften Produkte auch dort zurückgeben und erhielten selbstverständlich den Kaufpreis erstattet. Lidl sowie Aldi Nord und Aldi Süd kündigten an, betroffene Ware auch ohne Vorlage des Kassenbons zurückzunehmen. Von Edeka hieß es ähnlich wie von Aldi, betroffene Produkte seien aus dem Verkauf genommen worden.

Der Mars-Sprecher berichtete, die Kundenreaktionen auf den Rückruf seien gemischt. Natürlich gebe es Kunden, die sauer seien, dass so etwas überhaupt passieren könne. Doch es gebe auch sehr viele positive Reaktionen darauf, dass das Unternehmen trotz nur eines Vorfalls eine solche Rückrufaktion gestartet habe.

Die Grünen-Politikerin Renate Künast sieht die groß angelegte Rückrufaktion als Zeichen eines Kulturwandels. "Früher hat man manches vertuscht", sagte die Vorsitzende des Verbraucherschutz-Ausschusses des Bundestages dem Bayerischen Rundfunk. "Mittlerweile haben einige gelernt, dass die Rückrufaktion auch eine Metabotschaft hat. Und die ist nämlich: Es funktioniert, dass ich mir Gedanken um die Sicherheit des Kunden mache", sagte Künast. Das gelte gerade für internationale Unternehmen wie Mars.

Nachdem die Kundenanfragen am Dienstag die Website und die Call-Center von Mars völlig überfordert hatten, stockte das Unternehmen seine Kapazitäten auf. Bei der von Mars genannten Hotline (02162/500-2150) gingen Tausende Anrufe ein. Deutschland sei wohl mit am heftigsten von dem Rückruf betroffen, hieß es bei Mars in Viersen.

Grund für den Rückruf war ein Fehler bei der Produktion im niederländischen Veghel. Beim Austauschen einer Leitung sei ein Plastikdeckel in den Produktionsprozess gelangt, sagte der Direktor von Mars in den Niederlanden, Jack Tabbers, am Mittwoch dem niederländischen Radiosender BNR. "Das haben wir zu spät entdeckt." Das Plastikteil von etwa 15 Zentimeter Durchmesser sei zerkleinert worden und habe daher spitze Kanten. "Dadurch besteht die Möglichkeit, dass sich kleine Kinder verletzen oder sogar ersticken."

(gol/lnw)
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