Karnevalstraditionen Grill-Bollerwagen, Kartoffelsuppe und Düsseldorfer Krumme

Düsseldorf · Die einen treffen sich Altweiber immer zum Frühstück, andere sammeln jedes Jahr Spenden oder laufen als Gruppe im Rosenmontagszug mit. Wir stellen einige Karnevalstraditionen der Düsseldorfer vor.

So feiern die Düsseldorfer Karneval
11 Bilder

So feiern die Düsseldorfer Karneval

11 Bilder
Foto: Nadine Keller

Altweiber und Rosenmontag fallen jedes Jahr auf ein anderes Datum, doch die offiziellen Traditionen des Brauchtums sind immer gleich: der Möhnensturm um 11.11 Uhr aufs Rathaus, der Rosenmontagszug, die Hoppeditzbeerdigung am Aschermittwoch. Doch darüber hinaus haben die Düsseldorfer ihre ganz eigenen Karnevalstraditionen.

Wie Nadine Keller aus Kalkum. Seit Jahren trifft sie sich mit sieben Freundinnen an Altweiber zum Frühstück. Auf die Kinder passen die Väter auf. "Das ist unser Mädels-Tag", sagt die 38-Jährige. Dieses Jahr ist sie mit der Ausrichtung dran. "Es gibt Mettbrötchen, Mettwürstchen und Käse", sagt die Mutter von zwei Kindern. "Was Deftiges, damit wir alle eine gute Grundlage haben."

Die Freundinnen stimmen sich zudem mit Prosecco und einem Gläschen Düsseldorfer Krumme ein. Um 11.11 Uhr stehen die Mädels dann pünktlich am Rathausplatz — im Kostüm. "Dieses Jahr haben wir das Motto 'Neonbunt jetzt geht's rund', wir sind aber auch schon alle als Schornsteinfeger, Pippi Langstrumpf oder Robin Hood gegangen", sagt Keller. Je nachdem, wie das Wetter ist, lassen sich die Freundinnen treiben, aber auf jeden Fall geht es in den "Hühnerstall". "Das hat einfach Tradition und Besitzerin Petra begrüßt uns immer."

Tulpensonntag fahren die Kellers mit der ganzen Familie zum Veedelszug nach Gerresheim. "Da kommt mein Mann her", sagt Keller. Danach geht auf einen Absacker in die "Fuchsjagd". "Rosenmontag sind wir dagegen immer spontan — auch das hat Tradition. Mal sind wir beim Zug in Wittlaer - dieses Jahr aber wieder auf der Kö."

Auch Doris Stricker ist mit ihrem Freundeskreis am Karnevalssonntag immer in Gerresheim beim Veedelszoch unterwegs: "Im Laufe der Jahre haben wir uns nicht nur einen tollen Bollerwagen mit allerlei Schnickschnack gebaut, sondern diesen auch jedes Jahr unserem jeweiligen Motto angepasst", erzählt sie. So war die Truppe als Froschteich, Engel, Panzerknacker oder Ärzteteam unterwegs — und als besonderes Highlight in 2017 hatte sie das Motto Tour de France. "In diesem Jahr gehen wir wieder zurück zu den Wurzeln unserer Kindheit und spielen Cowboy und Indianer, natürlich mit der dazu passenden Musik."

Inzwischen haben die Freunde sogar einen Grill an den Bollerwagen gebaut, der nach dem Zoch am Alter Markt in Gerresheim angeschmissen wird.

Angela König ist mit 15 anderen "feuchtfröhlichen Jungfrauen" aus Reisholz unterwegs. Erstmals 1992. "Wir sind kein eingetragener Verein und waren zu Anfang nur ein kleiner Kreis, doch mittlerweile sind wir 16 Mädels und bekannt bei uns im Bezirk. Wir haben auch einen eigenen Wagen, auf dem wir Karnevalsonntag an einem Veedelszoch teilnehmen. Unsere Farben sind Schwarz/Pink."

Altweiber treffen sich die "feuchtfröhlichen Jungfrauen" zum Frühstück und danach geht es nach Holthausen zum Feiern bei der KG Düsseldorfer Räbelchen. Hinterher wartet als Stärkung eine leckere Kartoffelsuppe auf die Mädels-Truppe, die den Tag mit einer kleinen Kneipentour durch Reisholz beenden.

Zum Frühstück laden auch Sascha Hartstack und seine Partnerin an jedem Rosenmontag Freunde zu sich nach Hause in Bilk ein. Anschließend spazieren alle gemeinsam zum Zoch. "Ursprünglich entstand diese Tradition aus einer Einweihungsfete, die ich 2010 veranstaltete", sagt Sascha Hartstack. Alle Gäste hatten nur am Rosemmontag Zeit. "Seit dem haben wir diese Tradition als Rosenmontagsfrühstück weiter gepflegt."

Siegrid Rehm aus Pempelfort pflegt die Karnevalstradition, die in ihrer Familie schon seit über 40 Jahren besteht: "Schon als Kinder haben wir ungeduldig am Karnevalssonntag darauf gewartet, auf die Kö zu gehen und dort fröhlich Straßenkarneval zu feiern.Daran hat sich bis heute nichts geändert. Seit 30 Jahren laufen wir nun als bunte Gruppe aus Familie und Freunden dem Rosenmontagszug voran und haben Spaß daran, mit Musik an unserem Stubenwagen, die Kinder am Straßenrand mit unserem eigenen Wurfmaterial zu beschenken", erzählt Siegrid Rehm. "Wir leben den Karneval und zählen die Tage bis Altweiberfastnacht. Für uns ist Karneval nicht nur die fünfte Jahreszeit, sondern das zweithöchste Fest neben Weihnachten."

Angelika Heiligtag geht seit vielen Jahren gemeinsam mit ihrer Mutter, Ursula Stelzmann, als Möhne verkleidet in die Altstadt, um beim Treiben auf dem Carlsplatz dabei zu sein. Früher war auch die Oma mit dabei, die jährlich aus dem karnevalsscheuen Bad Salzuflen nach Düsseldorf zum Feiern kam. Mittlerweile ist sie verstorben.

"2002 erbte meine Mutter aus einem Nachlass 50 Krawatten. Als dann Karneval 2003 die damalige Venetia Melanie für die Altstadt-Armenküche um Spenden bat, ist bei uns die Idee entstanden, unsere Krawatten für einen Euro zu verkaufen und den Erlös an die Altstadt-Armenküche zu spenden. Seitdem gehen wir Altweiber immer mit 50 bis 80 Krawatten aus dem Haus und fangen mit dem Verkauf an, sobald wir auf der Bolkerstraße sind. Dann gehen wir weiter über den Marktplatz, manchmal in das Rathaus und weiter zum Möhnetreff am Carlsplatz. Kurioserweise kommen wir beide am Nachmittag immer völlig nüchtern nach Hause. Erst am Abend trinke ich mit meinem Mann dann ein paar gepflegte Bierchen."

Uta Wahl trauert einer liebgewonnenen Tradition nach, die leider nicht mehr besteht: den vorbeifahrenden Rosenmontagszug aus einer Suite des Steigenberger Parkhotels anzuschauen. "Die Direktion des Hotels lud jährlich Kunden in eine Suite ein, von der aus man dem Zug zujubeln konnte. Die gesamte Fensterfront an der Seite zum Kaufhof war an Firmen oder Institutionen vermietet", erzählt Uta Wahl. "Es war stets eine tolle Party, man hatte einen super Blick, war nahe dran und bei schlechtem Wetter schön im Trockenen. Der einzige Nachteil: nur wenige Zugteilnehmer konnten so hoch werfen." Als der Zug wegen des Kö-Bogen-Tunnels die Streckenführung ändern musste, endete diese Tradition.

(aka)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort