Düsseldorfer Karneval Die Argumente für eine Werbekarawane - und dagegen

Meinung | Düsseldorf · Im Februar 2018 könnte es statt Kamelle Kugelschreiber regnen: Am Rosenmontag soll eine Werbekarawane nach dem Vorbild der Tour de France vor dem Zoch herfahren. Unternehmen können sich einkaufen, so will das CC Einnahmen generieren. Zwei Meinungen zu dieser Idee.

Tour de France 2017 in Düsseldorf: Werbekarawane am 1. Juli
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Werbekarawane durch Düsseldorf zur Tour de France am 1. Juli

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Foto: Bretz, Andreas

Pro: Der Narr bleibt frei

Der Rosenmontagszug fällt nicht jedes Jahr gratis vom Himmel. Der kostet Geld. Das war schon immer so, und das ist durch die wachsenden Anforderungen ans Sicherheitskonzept nicht anders geworden. Die Ausgaben können mit den Rechten an der TV-Übertragung schon lange nicht mehr reingeholt werden.

Kommerz und Karneval lassen sich nicht so einfach trennen. Wobei man eine gesonderte Werbekarawane übrigens durchaus als Versuch einer solchen Trennung sehen könnte. An der Qualität des Düsseldorfer Zugs wird ein bisschen Reklame nichts ändern. Die kann ja durchaus witzig sein. Und bislang hat's doch auch keinen gestört, das Unternehmen im Zoch mitgefahren sind. Die haben dafür schließlich auch deshalb gezahlt, weil sie für sich werben wollten.

Die Düsseldorfer Jecke sind trotzdem unabhängig geblieben - und werden es auch bleiben. Gerade das ist schließlich das Prinzip des Karnevals - der Narr ist frei. (Stefani Geilhausen)

Kontra: Ein Zoch vor dem Zoch - einfach absurd

Karneval ist die Zeit im Jahr, in der Unsinn ausdrücklich erlaubt ist - aber nur weil närrische Ideen in der Session nicht verboten sind, muss man ja nicht jede von ihnen direkt umsetzen.

Die Essenz des Rosenmontags - das ist das gemeinsame Warten auf den Zoch mit Freunden und Familie, bis er dann endlich um die Ecke biegt, dieser laute, bunte, wunderbare, kamelleschmeißende Wahnsinn. Wie soll das aussehen, wenn dem ein sponsorenfinanzierter Tross vorausfährt?

Was Stimmung und Originalität angeht, wird er dem Zoch eher hinterherhinken. Die Wagendesigner der Karnevalisten werden angetrieben von der Leidenschaft fürs Brauchtum. Was wird die PR-Fachleute antreiben, die Unternehmenswagen für die Werbekarawane entwerfen?

Gleichzeitig ist fraglich, wie attraktiv das Konzept für Sponsoren wirklich ist. Bisher erkaufen sie sich einen prestigeträchtigen Platz im Zoch und kommen damit noch ins Fernsehen. Damit wäre es in der Werbekarawane vorbei.

Kurz: Der Zoch vor dem Zoch scheint eine jecke Idee - leider nicht die Art von jeck, die man sich im Karneval wünscht. (Helene Pawlitzki)

(sg/hpaw)
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