Facebook-Aufruf aus Düsseldorf Jüdische Gemeinde sammelt Spenden für Karnevalswagen

Düsseldorf · Ein Karnevalswagen mit Heinrich Heine drauf - das ist der Wunsch der jüdischen Gemeinde in Düsseldorf. Ganz billig ist der Spaß allerdings nicht. Deswegen hat die Gemeinde jetzt einen Spendenaufruf auf Facebook gestartet.

 Michael Szentei-Heise, Geschäftsführer der Gemeinde, initierte den Spendenaufruf.

Michael Szentei-Heise, Geschäftsführer der Gemeinde, initierte den Spendenaufruf.

Foto: Endermann Andreas

Der Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf hat in seinen 31 Dienstjahren viel erreicht. Die Gemeinde ist dramatisch gewachsen, ihre politische Reputation hoch - nicht zuletzt, weil aus ihr Paul Spiegel stammte, der es bis zum Präsidenten des Zentralrats der deutschen Juden brachte. Michael Szentei-Heise ist ein hervorragender Netzwerker, pflegt etwa zu den Toten Hosen eine enge Beziehung, mittlerweile sogar Freundschaft.

Jetzt, sozusagen auf seinen letzten Metern als Gemeinde-Manager, will Szentei-Heise auch noch den Karneval erobern. Dazu fehlt es jedoch ein wenig an Geld. Denn mehr als 30.000 Euro möchte das Carnevals Comitee (CC) von der Gemeinde haben, damit diese ihren ersten eigenen Karnevalswagen am Rosenmontag auf die Düsseldorfer Straßen schicken kann. Die Hälfte der Summe kann Szentei-Heise bereitstellen, für den Rest hat er auf Facebook einen Spendenaufruf gestartet. Er ist sicher, dass das Geld zusammenkommt, und sagt deswegen: "Der Wagen wird fahren."

Zu sehen sind darauf Düsseldorfer Wahrzeichen wie der Schlossturm und ein übergroßer Heinrich Heine, unter anderem durch die Kippa als Jude kenntlich gemacht. Dass sich Heine protestantisch taufen ließ, schlug sich beim Zug im vorigen Jahr nieder. Szentei-Heise stand auf der Tribüne am Rathaus, als Wagen der Evangelischen Kirche und der Diakonie zum Reformationsjahr vorbeifuhren. Als dann ein Karnevalsverein mit Heine-Motiv anrollte, fand er: "Das ist unser Heine - und das können wir auch." Also machte Jacques Tilly einen Entwurf und nun wird gesammelt. Wär doch gelacht, findet Szentei-Heise, der selber gerne Witze erzählt und einen rabenschwarzen Humor pflegt. Bis zum 31. Januar 2020 ist er noch im Amt.

(ujr)
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