Düsseldorf Das Kamelle-Mysterium

Düsseldorf · Schluss mit Diskussionen über den Platz für die meiste Ausbeute. Wissenschaftler sagen, worauf es ankommt.

Zahlen und Fakten im Düsseldorfer Karneval
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Foto: Endermann, Andreas

Beim Kamelle-Fangen kennt der Jeck keinen Spaß. Wer glaubt, den besten Platz dafür zu kennen, kämpft heftig um ihn. Keine Theorie ist so umstritten wie die des besten Platzes für die größte Ausbeute an Süßem und Klebrigem. Doch am Ende des Rosenmontags, wenn die Tüten geleert und über die blauen Flecken an den Ellenbogen geschimpft wird, ist das Ergebnis meist ernüchternd.

Zwei Wissenschaftler sind daher dem Kamelle-Mysterium auf den Grund gegangen. "Auf der Pirsch nach der Kamelle kommt es hauptsächlich auf den Abstand zum Wagen an", sagt Emanuel Welsch, Doktorand am Düsseldorfer Max-Planck-Institut für Eisenforschung. Der Vorgang des Kamellewerfens sei, auf physikalische Prinzipien herunter gebrochen, ein "schräger Wurf". Die Reichweite hänge von verschiedenen Parametern ab.

"Während die Wagenhöhe und die Fallbeschleunigung Konstanten darstellen, können sich die Abwurfgeschwindigkeit und der Abwurfwinkel beträchtlich ändern. In Abhängigkeit der Müdigkeit des Werfers, welche mit der Dauer des Zuges monoton steigt, verringern sich sowohl die Abwurfgeschwindigkeit als auch der Abwurfwinkel", sagt Emanuel Welsch.

15 Impressionen vom Düsseldorfer Karneval 2015: ein Rückblick
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Foto: Cenk Cigdem

Daher die Faustregel: "Zu Anfang sollte sich der ambitionierte Kamelleliebhaber weiter vom Wagen entfernt positionieren und mit der Dauer des Zuges immer näher heranrücken. Wer nach Perfektion strebt, beachtet neben den erwähnten Parametern noch die Windgeschwindigkeit senkrecht zur Fahrtrichtung des Zuges und eventuell zu überquerende Hindernisse beim Fangen der Kamelle."

Doch auch psychologische Raffinesse sei wichtig, meint Psychologie-Professor Joachim Funke von der Universität Heidelberg. Um eine maximale Ausbeute zu erreichen (bis zu 15 Kilogramm hält er für realistisch), müsse man alles dran setzen, die Aufmerksamkeit der Werfer auf sich zu ziehen. Ein Kind oder ein kostümierter Gruppen-Auftritt könnten dabei helfen, meint der gebürtige Düsseldorfer.

Fortuna enthüllt ihren Karnevalswagen
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Foto: Falk Janning

Was ein Kamelle-Profi noch beherzigen sollte: nicht an einer Stelle zu verharren, während der Zoch sich durch die Straßen schlängelt und 5,5 Kilometer zurücklegt. Eine raffinierte Stelle sei etwa recht am Anfang - dann, wenn der Zug sich in Gang gesetzt, die Werfer auf dem Wagen Orientierung gewonnen haben und alle Kamelle-Behälter geöffnet sind. "Die Wurfgenauigkeit ist dann hoch", sagt Funke. Habe man die Aufmerksamkeit der Werfer, könne man sich der Kamelle sicher sein.

Lukrativ sei auch ein Posten am Anfang des letzten Drittels des Zugwegs: Denn dann würden die Werfer ihre Vorräte prüfen und sich schnell ihrer restlichen Wurfgeschosse entledigen.

(semi)
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