Reaktionen auf Mottowagen in Düsseldorf "Hohoho, Trump"

Düsseldorf · Der US-Präsident, wie er von einem russischen Bären vergewaltigt wird - Wagenbauer Jacques Tilly hat am Rosenmontag mal wieder richtig einen rausgehauen. Unser Reporter ist mit dem Wagen mitgelaufen und hat sich die Reaktionen des Publikums ganz genau angeschaut.

Ist das jetzt lustig oder nicht? Zugbesucher beim Betrachten des Trump-Wagens.

Ist das jetzt lustig oder nicht? Zugbesucher beim Betrachten des Trump-Wagens.

Foto: Andreas Bretz

Es gibt viele Arten zu lachen. Wenn man unzählige Menschen in kurzer Zeit lachen hört, bemerkt man die Unterschiede. Da erkennt man ein leicht verschämtes "Hihihi"-Lachen und ein schadenfrohes "Hehehe"-Lachen. Betrunkene lachen gern ein lautes "Hahaha"-Lachen.

Trump und der Bär haben gestern eine andere Art des Lachens sehr häufig gehört. Es klingt ziemlich genau so: "Hohoho". So lachen Menschen, die gerade einen ziemlich derben Witz verstanden haben und nun zeigen wollen, dass er grenzwertig derbe ist. Aber auch, dass sie ihn lustig finden. Oft folgt auf dieses Lachen ein breites, komplizenhaftes Grinsen - oder ein banger Blick zur Seite auf die Begleitung, in der Hoffnung, dass diese einen nicht alleine lachen lässt.

 Ganz schön hart, was Tilly da in Pappmaché konstruiert hat - die "Russland-Affäre" zwischen Donald Trump und einem Bären.

Ganz schön hart, was Tilly da in Pappmaché konstruiert hat - die "Russland-Affäre" zwischen Donald Trump und einem Bären.

Foto: dpa

Der Mottowagen, in dem der russische Bär in eindeutiger Pose über dem nackten Donald Trump hängt, ist der derbste in diesem Zug - der König der "Hohoho"-Wagen. Schon, als er in einer Seitenstraße der Corneliusstraße auf den Start des Zochs wartet, zieht er reihenweise Betrachter an. Viele schießen Fotos. Andere rätseln. Eine alte Dame stellt ihre Taschen ab, schaut den Wagen lange mit angestrengten Augen an und fragt dann einen Mann: "Ist das ein Hund?"

Die vier Sicherheitsleute, die den Wagen begleiten werden, stehen mit ihren signalgelben Westen ein bisschen abseits und warten auf das Startsignal. Sie kommen von dem Unternehmen Klüh und sind zugerfahren. Daniela Malberg hatte schon gewettet, dass sie wieder einem Mottowagen von Wagenbauer Jacques Tilly zugeteilt wird. Dabei findet sie diese Aufgabe nicht einfach. "Es ist schwer, so etwas zu erklären, wenn Kinder fragen."

Als der Wagen endlich in Bewegung ist, haben Trump und seine Begleiter eine der wunderbarsten Perspektiven auf den Zug. Es ist, als würden hunderttausende Menschen gemeinsam eine Karikatur lesen. Man erblickt einen unaufhörlichen Strom von Gesichtern, die fragen, denken, verstehen und lachen - oder auch nicht. Viele lesen sich selbst halblaut "Russland-Affäre" vor, die Inschrift auf dem Bären, dann fällt der Groschen. Wer die Anspielung nicht versteht, verliert schnell das Interesse. Die Aufmerksamkeit ist kurz. Die Figuren werden so oft fotografiert, dass sich locker der gesamte Zugweg aus Besucher-Bildern nachzeichnen ließe, teilweise machen mehr als zehn Besucher zur selben Zeit ein Foto.

Was ist denn nun mit den Kindern? Ein Vater sagt zu seinem Sohn: "Ich möchte dir nicht sagen, was da passiert. Das ist nicht kindgerecht." Eine Mutter hält ihrem Mädchen die Augen zu. Die Kinder, die hinschauen, lassen sich aber dem Augenschein nach bedeutend weniger schocken, als Eltern befürchten. Die meisten unter schätzungsweise acht Jahren würdigen den Wagen keines Blickes, sondern freuen sich auf die fröhlichen Ammerländer Radfahrer, die hinter dem Wagen kommen und Kamelle schmeißen. Die, die so um die zehn Jahre alt sind, verstehen das politische Motiv nicht - freuen sich aber diebisch über einen Anblick, der zum Schluss zu sehen ist: der riesige nackte Bärenhintern. "Hahaha!"

Und Tilly? Der bekommt auf der Rathaustribüne kaum etwas von seinem Wagen mit. Denn Oberbürgermeister Thomas Geisel hat den Wagen zuerst bemerkt ("Hohoho") und Tilly begeistert angesprochen.

(arl)
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