Düsseldorf Kann Geisel Kabarett?

Düsseldorf · Im Kom(m)ödchen gibt es eine neue Show, in der nun der OB zu Gast war. Dabei erfüllten sich andere Befürchtungen als erwartet.

 Martin Meier-Bode (li.) und am Ende auch Daniel Graf (re.) alias Lutz Krämer interviewten Oberbürgermeister Thomas Geisel.

Martin Meier-Bode (li.) und am Ende auch Daniel Graf (re.) alias Lutz Krämer interviewten Oberbürgermeister Thomas Geisel.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Der Schwabe ist nicht geizig. Er ist sparsam, das aber mit beinah leidenschaftlicher Konsequenz. Das gilt auch für den Humor. Wer schon mal erlebt hat, wie ein Schwabe unter Rheinländern einen Witz gemacht hat, der weiß, was Einsamkeit ist. Wer als Rheinländer im Schwäbischen mal einen vermeintlichen Gag präsentiert hat, vertieft diese Erfahrung nachhaltig. Die Nachricht, dass Oberbürgermeister Thomas Geisel zu Gast auf der Bühne des Kom(m)ödchens auftritt, machte folglich gleichermaßen neugierig wie auch schon mal präventiv betroffen.

Düsseldorfs große Kabarettbühne hat ein neues Format entwickelt- Es heißt "Machtin macht's" und ist eine Show in einem fiktiven Wohnzimmer, in dem Sketche, kabarettistische Gäste und ein Gespräch auf einer durchgesessenen Couch zu erleben sind. Moderator von Show und Talk ist Martin Meier-Bode, der ein ausgesprochen netter Mensch ist. Das ist eine Eigenschaft, die prima passt, wenn man durchs Programm führt, aber auch eine, die sich als hinderlich erweist, wenn man einen Politiker auf der Bühne interviewt.

Meier-Bode entschuldigte sich mehrfach, dass er dies jetzt fragen müsse, und erklärte mehrfach, dass man jenes ja schon im Vorfeld angesprochen habe. Von so viel angezogener Handbremse war Geisel überrascht: "Sie nehmen der Veranstaltung den Spaßfaktor." Meier-Bode hörte ihn nicht. Der Moderator war sehr gut, aber leider auch falsch vorbereitet auf das Gespräch. Er zeigte sich in vielen kommunalpolitischen Themen gut informiert, seine Fragen erschienen ernsthaft und persönlich interessiert. Sie waren aber weder provokant, noch hatten sie Unterhaltungswert.

Was möglich gewesen wäre, zeigte sich an zwei Stellen: ganz am Anfang und ganz am Schluss. Die beiden diskutierten zu Beginn über Kita-Beiträge. Geisel sagte, dass die Erziehung in den Kindertagesstätten für bildungsferne Schichten eine Frage der Chancengleichheit sei, für Haushalte mit hohen Einkommen eine Frage der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, und dass man für Letzteres ruhig bezahlen könne. Meier-Bode wollte trotzdem nicht einsehen, dass er für die U3-Betreuung mit dem höchsten Satz zur Kasse gebeten wurde. "Vielleicht sind sie ja doch bildungsfern", vermutete Geisel.

Am Ende kam der Assistent des Moderators auf die Bühne, die Figur Lutz Krämer (Daniel Graf) aus dem Ensemble-Stück "Deutschland gucken", der fragte, ob Geisel nicht Kanzlerkandidat der SPD werden wolle oder ob er vielleicht für ihn, Krämer, ein gutes Wort einlegen könne. "Die beste Art sich ins Gespräch zu bringen, ist, wenn sie von sich aus erklären, dass sie für das Amt nicht zur Verfügung stehen", riet Geisel.

Provokationen, ungewohnte Themen, Figuren, die keiner Norm folgen müssen - das wären die Mittel gewesen, mit denen man einen anderen Geisel auf der Bühne hätte erleben können. So aber wurde mit jeder der 20 Minuten das Gemurmel im Publikum lauter - ebenso wie der Protest einer besonders vehementen Gegnerin des Formats. "Is' jut jetzt", sagte sie sehr vernehmlich.

Fazit: Wenn sich ein Oberbürgermeister auf eine Kabarettbühne traut, beweist das Mut. Leider hat es den in diesem Fall gar nicht gebraucht.

Lutz Krämer steht übrigens nicht als Kanzlerkandidat der SPD zur Verfügung.

(hdf)
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