Düsseldorf Jung und Alt an der Werkbank

Düsseldorf · In der Generationenwerkstatt der Katholischen Grundschule Mettmanner Straße arbeiten Schüler mit Ehrenamtlern und Künstlern zusammen. Das Bundesjugendministerium hat das Projekt in diesem Jahr ausgezeichnet.

 Helmut Schmitt (71) und die neunjährige Sandra arbeiten gemeinsam in der Werkstatt.

Helmut Schmitt (71) und die neunjährige Sandra arbeiten gemeinsam in der Werkstatt.

Foto: Bernd Schaller

Arbeiterjäckchen mit Farbflecken an der Garderobe, Werkbänke in der Mitte des Raumes, Regale voller Ersatzteile und in der Luft der Geruch von Kleber - schon auf den ersten Blick in den Keller der Grundschule Mettmanner Straße lässt sich erkennen: Hier wird gewerkelt. Jede Woche treffen sich die Schüler, die im Offenen Ganztag betreut werden, für zwei Stunden mit den Erwachsenen und zeigen, wie viel handwerkliches Talent in ihnen steckt.

Saskia Paul betreut heute im Kunstraum des Kellers die Mal- und Tonarbeiten. Die Bildhauerin geht den Kindern seit eineinhalb Jahren zur Hand, wenn es darum geht, Tonschalen zu formen oder Keramik kunstvoll zu verzieren. Ihre Schüler im Alter von sechs bis elf Jahren seien dabei immer hochmotiviert. "Schließlich ist das ja kein typischer Unterricht", sagt sie. "Die Kinder sind freiwillig hier. Sie können kommen und gehen, wann sie wollen." Bis zu 30 Kinder tummeln sich an einigen Tagen im Werkstattkeller. "Wenn die Hausaufgaben gemacht sind, wird es hier manchmal rappelvoll", sagt Paul. Einer ihrer Schüler ist der neunjährige Eljabli. "Bauen und Formen macht mir Spaß", sagt er. "Ich spiele zwar auch gerne draußen Fußball, aber hier unten zu arbeiten ist auch toll." Sein ganzer Stolz: Ein Hai aus Gips, den er selbst gegossen hat und mit nach Hause nehmen durfte.

Laut wird es eine Tür weiter. Im Werkraum für Holzarbeiten wird fleißig gehämmert, die Kinder bringen Bretter mittels Säge auf die richtige Länge - natürlich immer unter Aufsicht der Erwachsenen. In den Regalen sind die fertigen Arbeiten ausgestellt. Stühle, Hocker, Briefkästen und Vogelhäuschen haben die Kinder in nur wenigen Stunden gebaut. "Die Schüler haben einen Faible dafür, ihre Ideen praktisch umzusetzen und selbst zu konstruieren", sagt der Maler Jörg-Thomas Alvermann. "Genau diese Motivation wollen wir mit dem Projekt erreichen." Oft hat sich Alvermann darüber geärgert, dass es zu wenige praktische Angebote für junge Menschen gibt. "Kinder brauchen Erfolgserlebnisse", sagt er. "Das ist viel besser, als nach der Schule einfach vor dem Fernseher zu sitzen." Verletzungsgefahr besteht übrigens laut Alvermann in der Werkstatt nicht: "Pro Jahr brauchen wir hier maximal ein Pflaster."

Die Generationenwerkstatt, die sich über Spenden finanziert, wurde in einem bundesweiten Wettbewerb für besondere Kooperationen zwischen Schule und Kultur vom Bundesjugendministerium mit dem "Mixed-Up-Preis" ausgezeichnet. Zur Belohnung für das Engagement der Grundschule, der ehrenamtlichen Senioren und der von der Stadt honorierten Künstler gab es 2500 Euro für die Ausstattung.

Einen dritten Raum gibt es im Keller noch: das Forschungslabor. Hier setzen die Kinder zusammen mit Diplom-Ingenieur Helmut Schmitt ihre Ideen um. Wie stellt man Eis her? Wie baue ich ein flugtüchtiges Holzflugzeug? Wie funktioniert Solarstrom? Erste Skizzen werden an der Kreidetafel gemacht. "Danach bauen wir die Modelle", sagt Schmitt. Auch mit seinen sieben Enkelkindern werkelt der 71-Jährige gerne in der Freizeit. "Es ist wichtig für junge Menschen, die essenziellen Dinge des Lebens zu verstehen", sagt er. "Einige Kinder kennen heutzutage nicht einmal den Unterschied zwischen Schraube und Nagel."

(mro)
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