Düsseldorf Jüngere und Ältere lernen gemeinsam

Düsseldorf · Die Christopherus-Grundschule bietet das Konzept eines jahrgangsgemischten Klassenunterrichts an. Damit soll eine individuelle Lernzeit für leistungsstarke und lernschwache Kinder geschaffen werden.

 Schulleiterin Andrea Richter mit (v. l.): Mahan (9 Jahre, 4. Klasse), Manuela (8 Jahre, 3. Klasse) und Lilith (7 Jahre, 2. Klasse).

Schulleiterin Andrea Richter mit (v. l.): Mahan (9 Jahre, 4. Klasse), Manuela (8 Jahre, 3. Klasse) und Lilith (7 Jahre, 2. Klasse).

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Während Mahan (9) an einer kniffligen Rechtschreibübung sitzt, erhält Lilith (7) bei einer Leseübung - neben der Unterstützung durch ihre Lehrerin - mitunter auch Hilfe von Manuela (8). Die Schüler teilen sich dabei nicht nur einen Gruppentisch, häufig helfen sie sich auch gegenseitig bei ihren Aufgaben. Das Besondere: Obwohl die drei Grundschüler unterschiedliche Klassen besuchen - Lilith ist Zweitklässlerin, während Manuela die dritte und Mahan gar die vierte Klasse der Christopherus-Schule in Wersten besucht - lernen sie doch gemeinsam.

"An unserer Schule bieten wir seit gut einem Jahr in allen acht Klassen einen jahrgangsgemischten Unterricht an", sagt Schulleiterin Andrea Richter (46). Das passe gut zu der Bezeichnung "die bunte Schule", unter der die Grundschule in Wersten auch bekannt ist. Insgesamt werden 190 Schüler in den Vormittagsstunden bis zur vierten Schulstunde jahrgangsgemischt in den Bereichen Sprache, Lesen und Mathematik altersheterogen unterrichtet. "Die Kinder lernen so bei uns von und miteinander", erklärt Richter. Dabei bremse der jahrgangsgemischte Unterricht die lernstarken Kinder nicht, die lernschwächeren könnten aber so in ihrem individuellen Tempo lernen. "Davon profitieren alle." Oft orientierten sich die jüngeren Schüler dabei an den älteren, die hingegen schauten fürsorglich nach den jüngeren.

Möglich wird das auch durch eine Lernzeitmappe, die jedes Kind individuell im Unterricht erarbeitet. Erstellt von dem 16-köpfigen Lehrerkollegium, bieten die umfangreichen Mappen den Schülern neben Grundaufgaben, die dem vorgeschriebenen Lehrplan entnommen sind, auch Förder- und Übungsaufgaben. Kinder, die besonders schnell lernen, können zudem individuelle Zusatzaufgaben bearbeiten. Ein der Mappe vorgeschalteter Fahrplan zeigt den Eltern als Kontrollmöglichkeit mit Hilfe von jahreszeitlichen Piktogrammen an, zu welcher Zeit im Schulhalbjahr welche Aufgaben durch das Kind erarbeitet sein sollten. Das Ganze wird regelmäßig auch durch die Lehrer kontrolliert.

Während sich die Schüler schnell an das neue Konzept gewöhnt hatten, mussten die Lehrer ihre bis dahin eingeübten Arbeitsstrukturen dem neuen Konzept anpassen. Zu den klassischen Konferenzen finden nun auch so genannte Teamzeiten statt, in denen die Pädagogen nicht nur intern die Leistungen der Schüler bewerten, sondern auch das Arbeitsmaterial regelmäßig den neuen Anforderungen anpassen. Auch die Eltern mussten mitunter von dem neuen, individualisierten Konzept überzeugt werden. So entstand eine Steuerungsgruppe zwischen Lehrern und Eltern, die die Mütter und Väter stets über die aktuelle Entwicklung ihrer Kinder informiert.

Neben dem individuellen Lernen soll durch das neue Konzept nachhaltig auch das Sozialverhalten der Schüler geprägt werden. Freundschaften ergeben sich jetzt nicht mehr nur klassenintern. Über den Rahmen des gewöhnlichen Klassen- und Altersverbunds hinaus entstehen hier Beziehungen, die nicht nur in den Lerngruppen, sondern auch auf dem Schulhof gepflegt werden.

Ganz ohne altershomogenen Unterricht geht es aber auch beim neuen Konzept nicht. In der vierten Schulstunde wird jede Klasse nach einem konventionellen Schema unterrichtet. "Wir sind überzeugt von unserem jahrgangsgemischten Konzept und glauben, dass die Aufgaben, die heute politisch und gesellschaftlich an unsere Schulen herangetragen werden, unter den momentanen Bedingungen nur in einem so veränderten Rahmen gelöst werden können", sagt Andrea Richter.

(RP)
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