Düsseldorf Jüdisches Gymnasium feiert Eröffnung

Düsseldorf · Mit Klezmer-Musik und viel Prominenz erlebten gestern die 37 Fünftklässler ihren ersten Schultag am Albert-Einstein-Gymnasium.

 Schulministerin Sylvia Löhrmann im Gespräch mit Oberrabbiner Raphael Evers (r.) und Schulleiter Michael Bock

Schulministerin Sylvia Löhrmann im Gespräch mit Oberrabbiner Raphael Evers (r.) und Schulleiter Michael Bock

Foto: Anne Orthen

Im Klassenraum haben die Schüler schon ihren Namen an die weißen Wände gemalt: Dascha, Isabell, Denis, Yael, David und alle anderen, die mit ihnen gestern ihren ersten Schultag am Jüdischen Gymnasium hatten. Was an anderen Schulen ein Akt von Vandalismus wäre, ist am Albert-Einstein-Gymnasium Teil des Konzepts: Hier gibt es keine Tafeln mehr. Geschrieben wird auf beschichtete Flächen der Wände. Den Lehrstoff, der dort zu sehen ist und schnell weggewischt werden kann, speichern die Lehrer als Datei und schicken diese kranken Schülern nach Hause. Abgesehen von der vollständigen Digitalisierung ist das in leerstehenden Büroräumen neu hergerichtete Gymnasium an der Theodorstraße mit bunten Stühlen und flexiblen Möbeln sicherlich die modernste Schule der Stadt.

 Pavle Madzirov (l.), stellvertretender Schulleiter, und Stadtdirektor Burkhard Hintzsche zeigen, wie die beschichteten Wände im Unterricht eingesetzt werden.

Pavle Madzirov (l.), stellvertretender Schulleiter, und Stadtdirektor Burkhard Hintzsche zeigen, wie die beschichteten Wände im Unterricht eingesetzt werden.

Foto: Anne Orthen

Anders als an anderen weiterführenden Schulen, bei denen die künftigen Schüler vorab die Räume beim Tag der offenen Tür kennenlernen, war der erste Tag der Albert-Einstein-Gymnasiasten mit einer Überraschung verbunden. "Ich habe mir ein ganz kleines Gelände vorgestellt, aber das ist ja ein riesiges Gebäude", staunten gestern die zehnjährigen Freundinnen Yael und Maya. Die beiden haben schon gemeinsam den Kindergarten und die jüdische Yitzhak-Rabin-Schule besucht. Seit der dritten Klasse hatten sie sich gewünscht, zusammen auf ein jüdisches Gymnasium in Düsseldorf zu gehen und freuten sich, dass es geklappt hat: "Unglaublich, dass es so schnell ging."

 Yael (l.) und Maya freuten sich gestern, wie schön ihre Schule geworden ist.

Yael (l.) und Maya freuten sich gestern, wie schön ihre Schule geworden ist.

Foto: Anne Orthen

Die Freude, dass ein langgehegter Wunsch in Erfüllung ging, war auch ein wiederkehrendes Thema bei den Reden zu der Eröffnungsfeier. Im Innenhof, der zum Schulhof umgestaltet wurde, lauschten Schüler und ihre Familien den Rednern aus Politik und Gemeinde. Oberbürgermeister Thomas Geisel freute sich über das neue Gymnasium "als Zeichen, wie lebendig die jüdische Gemeinde ist" und darüber, "dass sie als integraler Bestandteil zu unserer Stadtgesellschaft gehört." Oberrabbiner Raphael Evers erklärte noch einmal, warum das Judentum mit einem hohen Bildungsanspruch verbunden ist: "Wissenschaft und Gelehrtheit sind Mittel, um Gott näher zu kommen."

Dass Bildung auch Spaß machen soll, geriet nicht in Vergessenheit. Jeder Schüler trug gestern ein blau-weißes T-Shirt mit dem Logo des Albert-Einstein-Gymnasiums, in der Mitte das Bild des Namensträgers mit herausgestreckter Zunge, darunter der Schriftzug: "Weil Wissen Spaß macht." Passend zum freudigen Anlass gab es Musik von einem Klezmer-Orchester mit jüdischen Gymnasiasten aus Budapest.

(RP)
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