Düsseldorf Jüdische Gemeinde fordert mehr Geld

Düsseldorf · Der starke Zuzug aus antisemitisch geprägten Ländern erhöhe die Sicherheitsrisiken.

Die Jüdische Gemeinde braucht nach eigener Einschätzung mehr Geld für ihre Sicherheit und will das Land stärker in die Pflicht nehmen. Seit 2014 stelle NRW landesweit zwei Millionen Euro pro Jahr bereit, die Ausgaben der rund 20 Jüdischen Gemeinden lägen aber inzwischen bei 3,2 Millionen Euro, sagt Michael Szentei-Heise, Geschäftsführer der Düsseldorfer Gemeinde. Ein Treffen mit Ministerpräsidentin Hannelore Kraft in dieser Woche, bei dem es auch um diesen Mehraufwand gehen sollte, hatte die Staatskanzlei kurzfristig abgesagt. Der Termin werde nachgeholt.

Rund 500.000 Euro gibt die Jüdische Gemeinde Düsseldorf jährlich für ihre Sicherheit aus. Vor allem Personal verursacht diese Kosten. Für die Düsseldorfer Gemeinde habe sich im vergangenen Jahr ein Fehlbetrag von knapp 100.000 Euro ergeben. "Wir konnten nicht einmal das Personal ersetzen, das uns verlassen hat", sagt der Geschäftsführer. Mit Blick auf den starken Zuzug aus antisemitisch geprägten Staaten und die Eröffnung des Jüdischen Gymnasiums im August sei das nicht zu verantworten. Szentei-Heise hatte argumentiert, Deutschland lasse derzeit eine große Gruppe von Menschen herein, "die aus Ländern kommen, die uns Juden als Angriffsziel haben". Der Vorwurf einiger Muslime lautete daraufhin, er heize die Zuzugsdebatte weiter an; das empfindet Szentei-Heise als unpassend. "Und wenn unter der eine Million Menschen nur 500 sind, die problematisch sind, wären Jüdische Institutionen mit als erste betroffen. Ich trage nicht den Makel des Wahnsinns auf der Stirn, weil ich so etwas sage", meint Szentei-Heise. Im Übrigen laufe die Zusammenarbeit mit den Muslimen in Düsseldorf hervorragend. Das sieht auch Dalinc Dereköy vom Kreis der Düsseldorfer Muslime so: "Selbstverständlich nehmen wir die Sorgen der Jüdischen Gemeinde sehr ernst. Wir verurteilen Antisemitismus und Islamophobie aufs Schärfste. Pauschale Einschätzungen bezüglich der Sicherheitslage können wir generell weder bestätigen noch verneinen. Nach unserer Erfahrung entspricht diese Einschätzung nicht den Gegebenheiten."

(jj)
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