Auftritt in Düsseldorf Judy Winter spielt in der Komödie

Düsseldorf · Die Schauspielerin feiert morgen mit dem Stück "Rose" in der Komödie an der Steinstraße Premiere. Ihre Zeit in der Landeshauptstadt will die 65-Jährige auch für Spaziergänge, Einkaufsbummel und ihre Arbeit in der Aidshilfe nutzen.

 In „Rose“ steht Judy Winter (2.v.re) gemeinsam mit Hartmut Becker (2. v. li.), Alexandra Marisa Wilcke und Roman Rossa gemeinsam auf der Bühne.

In „Rose“ steht Judy Winter (2.v.re) gemeinsam mit Hartmut Becker (2. v. li.), Alexandra Marisa Wilcke und Roman Rossa gemeinsam auf der Bühne.

Foto: Andreas Bretz

Morgens einzelne Szenen, abends der ganze Durchlauf. Kurz vor der Premiere von "Rose" kam Judy Winter vor lauter Proben kaum zur Besinnung. In den knappen Pausen dazwischen versuchte sie sich in ihrem Appartement ein wenig Ruhe zu gönnen. "Ich mach's mir gern gemütlich", sagt sie, "Kerzen über Kerzen, meine Lieblingsfotos. Aber so richtig heimisch fühlen möchte ich mich nicht, wenn ich anderswo arbeite. Zu Hause, das ist Berlin. Und das hier ist die Wohnung in Düsseldorf." Dennoch sei sie gern hier, fügt sie sofort hinzu.

Nach zwei Gastspielen im Theater an der Kö, zuletzt in ihrer Glanzrolle als "Marlene", kehrt sie nun für ein Gastspiel in der Komödie zurück. "Bisher blieb mir keine Zeit für die Stadt", sagt sie. "Das wird sich nach der Premiere schnell ändern. Ich freue mich auf Spaziergänge am Rhein und den tollen Altstadt-Markt. Vor allem aber, meinen Freund Albert Eickhoff und seine Familie wiederzusehen." Dass der Mode-Unternehmer neuerdings dem Kuratorium des Düsseldorfer Opernballs zugunsten der Aidshilfe vorsteht, gefällt ihr. Als Aktivistin der ersten Stunde trägt Judy Winter meist die rote Schleife und kann es nicht fassen, dass die Gefahr durch Aids heute oft verharmlost wird. "Ein fataler Gedanke", klagt sie. "Ich gehe immer noch nach jeder Vorstellung mit der Sammelbüchse herum."

Die Schauspielerin erzählt von "Rose": Neil Simon beschreibt in dem Stück eine berühmte Schriftstellerin, die sich weigert, den Tod ihres Partners zu akzeptieren und ihn auf ihre eigene Art am Leben erhält. Also redet, streitet und lacht sie mit ihm, als sei nichts geschehen — und ist glücklich dabei. "Die Geschichte hat mich tief berührt. Dieses Verhalten ist ja nicht so abwegig, ich muss nur an meine Mutter denken. Auch für sie war ihr Mann nach 60 Jahren Ehe ein Teil ihrer selbst. Und natürlich hat sie weiterhin mit ihm gesprochen. Es ist ein tröstliches Mittel gegen ihre Einsamkeit."

Als Vorbilder für Rose und deren Partner Walsh diente Neil Simon das Schriftsteller-Paar Lillian Hellman und Dashiell Hammett. "Die beiden waren auch beruflich eng verbunden und der jeweils wichtigste Kritiker des anderen", sagt Winter und betont vorsorglich, "Rose" sei zwar kein "Schenkelklopferstück", aber keineswegs trübselig.

Lauscht man ihrer weichen Sprachmelodie nach und schließt dabei die Augen, tauchen unversehens andere Schauspielerinnen auf: Shirley MacLaine, Liv Ullmann oder Vanessa Redgrave. Ihnen allen hat sie in ihren schönsten Rollen die Stimme geliehen. "Aber leider drehen die Redgrave und die Ullmann ja keine Filme mehr", bedauert sie. Gut beschäftigt ist sie ohnehin. Als "Marlene" wurde Judy Winter auf der ganzen Welt gefeiert. Es hieß, sie habe die Dietrich mit Deutschland versöhnt. "Mag sein", bestätigt sie, "auf jeden Fall müssen wir uns den Applaus teilen. Mir war es wichtig, nicht nur die glamouröse Göttin zu zeigen, sondern auch das Biest und die bedauernswerte Gestalt, die sie ebenfalls war."

Ihre Lust auf "Marlene" ist ungebrochen, allerdings dosiert sie ihre Auftritte sparsam. Aber ein Leben mit weniger Arbeit? Judy Winter zögert. "Ich glaube, das gelingt mir nicht. Ich verreise gern, doch zu zweit ist ein Sonnenuntergang nun mal romantischer. Und ich bin derzeit Single." Sehnsucht nach einem Partner? Sie lacht. "Ja, etwa so wie nach einem Sechser im Lotto. Das passiert allerdings auch nur den wenigsten."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort