Mitsubishi Electric Halle Judas Priest drehen noch mal auf

Düsseldorf · Mit einem fulminanten Auftritt in der Mitsubishi Electric Halle verabschiedete sich die Heavy-Metal-Band Judas Priest von ihren Düsseldorfer Fans. Auf ihrer letzten Welttournee zelebrieren die Briten 40 Jahre Musikgeschichte.

 Effektvoll in Lederkutte: Sänger Rob Halford (links) beim Konzert in der Mitsubishi Electric Halle.

Effektvoll in Lederkutte: Sänger Rob Halford (links) beim Konzert in der Mitsubishi Electric Halle.

Foto: Peter Wafzig

Im Gepäck hatte Priest die irischen Hard-Rocker von Thin Lizzy. Zwar saß nur ein Mitglied der erfolgreichen Phase in den 1970er Jahren auf der Bühne: der Schlagzeuger Brian Downey; die bunt zusammengewürfelte Truppe machte ihre Sache aber gut, das Publikum belohnte Klassiker wie "Whiskey in the Jar" und "Jailbreak" mit starkem Applaus. Mit dem melodisch treibenden Rocksong "The Boys Are Back in Town" machten sie die Bühne frei für Judas Priest.

Vier Jahre sind seit dem vorigen Auftritt in Düsseldorf vergangen. Entsprechend frenetisch feiert die rockende Meute ihre Metal-Götter. Und die zeigen gleich, dass sie den Titel verdient haben. Hinter dem fallenden Vorhang geben Judas Priest von Beginn an Vollgas. Mit "Rapid Fire" und "Metal Gods" vom 1980 stilbildenden Albumklassiker "British Steel" haben die Rock-Opas die Düsseldorfer auf ihrer Seite.

Die Köpfe im Innenraum wirbeln wie vor 30 Jahren, auch wenn die Bäuche runder, das Haupthaar kürzer und lichter geworden ist. Tätowierte Mittfünfziger spielen mit ihrem Bierbecher Luftgitarre, Teenager staunen über die Kraft der ergrauten Musiker. Auf den Rängen sitzt neben dem rockenden Papa so mancher Dreikäsehoch und beobachtet im zu großen Bandshirt aufmerksam das wilde Treiben.

Ob Sänger Rob Halford und seine Mitstreiter bei den Aufnahmen zu ihrer ersten Platte "Rocka Rolla" daran dachten, dass sie damit noch 38 Jahre später auftreten würden? Auf der Leinwand prangt das Album-Cover mit dem "Rocka Rolla"-Kronkorken. Halford steht davor und doziert über die Anfänge der Gruppe, die als Blues-Band begann. Überhaupt dokumentiert der Abend, wie Judas Priest von ihrem ersten Album an immer härter und schneller spielten, während sich berühmte Zeitgenossen wie Scorpions oder später Metallica zum Mainstream hin bewegten. So dröhnt auch "Never Satisfied" kraftvoller aus den Boxen als von der Debütplatte anno 1974.

Bluesgesang, Rockröhre oder Metalsirene — Halford beherrscht auch mit 60 Jahren noch alle Stilarten des Priestschen Schaffens. Im als Ballade beginnenden Joan-Baez-Cover "Diamonds and Rust" schlägt er leise Töne an. Markerschütternd kreischt er wenig später seine typischen hohen Schreie ins Mikrofon. Das für Bandverhältnisse junge "Judas is Rising" von 2005 prescht vor. Die Gitarristen Glenn Tipton, seit den Anfangstagen dabei, und der junge Richie Faulkner liefern sich packende, wenn auch wenig überraschende Soloduelle. Nicht minder spektakulär agiert Schlagzeuger Scott Travis, der seine Sticks meterhoch in die Höhe wirft, auffängt und weiterwirbelt. Seine Stunde schlägt, als er mit seinem Solo den Bandklassiker "Painkiller" einleitet. Das Publikum reagiert ekstatisch auf den Titel, der zu den besten Heavy-Metal-Songs gehört. Die hohe Gesangslinie bringt Halford an seine Grenzen.

In seinen Anekdoten präsentiert er sich und die Band sympathisch selbstironisch. Majestätisch stolziert er in seiner Lederkutte über die Bühne. Passend dazu entert er die Szene zu "Hell Bent for Leather" auf einer aufgemotzten Harley Davidson. "Breaking the Law" überlässt er den lautstark mitsingenden Anhängern, die nach fast zweieinhalb Stunden Heavy Metal und dem Rausschmeißer "Living after Midnight" zufrieden nach Hause gehen.

(RP/jco)
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