Serie "Kriegsende" Jazz-Musik ließ die Trümmer vergessen

Düsseldorf · Bei Kriegsende kamen Axel und Ingrid Buschmann gerade ins Jugend-Alter. Heute erinnert sich das Ehepaar gern an die Jahre um 1950, die geprägt waren von der US-Kultur aus Jazz, Western-Filmen und Jeans.

 Axel und Ingrid Buschmann vor dem Kreuzherren-Eck an der Ratinger Straße. Als Jugendliche in der Nachkriegszeit hörten sie flotten Jazz.

Axel und Ingrid Buschmann vor dem Kreuzherren-Eck an der Ratinger Straße. Als Jugendliche in der Nachkriegszeit hörten sie flotten Jazz.

Foto: A. Bretz

Axel Buschmann erinnert sich noch gut an seine erste musikalische Begegnung mit amerikanischem Jazz. "Der Krieg war noch nicht lange zu Ende, und im Radio hörte ich Musik von Glenn Miller", sagt der 78-Jährige. Obwohl damals gerade mal im Jugendalter, war er sofort begeistert. "Erst klang die Musik fremd, dann wippten wir alle den Takt mit. Für uns war dieser Jazz eine Befreiung. Vorher gab's ja nur Stechschritt."

Düsseldorf lag in den 1940er-Jahren in Trümmern, war aber auch in Aufbruchstimmung. Zaghaft regte sich in den Bürgern wieder die Hoffnung auf Besserung. Zu verdanken ist das größtenteils den US-Amerikanern und ihrer Kultur, die von den Düsseldorfern aufgesogen wurde wie Frischluft. So wie die Jazz-Musik, die Axel Buschmann nicht losließ. "Diese positive Ausstrahlung und dieser Rhythmus bedeuteten für uns Frohsinn und Spaß." Eine Stimmung, die es festzuhalten galt: Es dauerte nur wenige Jahre, bis in der Düsseldorfer Altstadt zahlreiche Jazz-Kneipen eröffneten. Buschmann besuchte sie regelmäßig und kennt noch heute die Namen. Im "New Orleans" und im "Dr. Jazz" ging die Post ab, und das "Kreuzherren-Eck" an der Ratinger Straße gibt es noch heute. "Da trafen wir uns immer mit den Mädels."

Axel Buschmann lernte in dieser Zeit seine zukünftige Frau kennen: Ingrid. Die schwarzen US-Soldaten seien von ihr als blondem Mädchen so begeistert, dass sie die Kleine immer auf den Arm nahmen. Als sie ihre erste Orange geschenkt bekam, biss sie - nicht wissend, dass die Apfelsine zu schälen ist - einfach zu. Offensichtlich war das Vertrauen in die Geschenke der Amerikaner groß. "Die Schwarzen waren immer so gut gelaunt und strahlten nur beste Stimmung aus." Kein Wunder also, dass Ingrid begeistert war von der US-Kultur. Oft ging sie ins Asta-Nielson-Kino an der Graf-Adolf-Straße und sah sich Western mit John Wayne an. "Diese Freiheitsliebe, diese weiten Landschaften und der Jazz ließen uns die Trümmer vergessen." Die Guten und die Bösen waren jeweils am weißen oder schwarzen Hut zu erkennen. "Gewonnen haben immer die Helden", weiß sie noch.

Das fand auch ihr Zukünftiger gut. "Wir Jungs wollten alle Cowboys werden", sagt er und konnte bald mit der ersten Jeans vor seinen Freunden angeben. Er hatte sie einer Nachbarin abgekauft, weil die Hose ihrem Sohn nicht passte. "Auch mir war die Jeans viel zu lang, so dass ich die Bein-Enden umschlug." Für die damals jugendliche Ingrid war ihr Freund Axel unwiderstehlich. "Du hast dazu ein tolles Hemd mit Karos getragen!" Sie selbst adaptiert ebenfalls die US-Mode, die sie aus dem Kino kannte. Zu kaufen gab's die Mode um 1950 aber kaum, so dass Ingrids Mutter aus feinen Leinen und sehr viel Wäschestärke schicke Petticoats nähte. Für kurze Zeit waren Ingrid und Axel sogar selbst Filmstars. Der Düsseldorfer Filmemacher Bodo Ulrich holte das junge Paar für seinen Film "Jazzbanditen" vor die Kamera. Der Film porträtiert die junge Jazz-Szene in Düsseldorf.

Der Einfluss der US-Kultur auf die Buschmanns war so nachhaltig, dass Axel als junger Mann selbst eine Jazz-Band gründete. Das "Cartwheelers"-Ensemble tritt noch heute regelmäßig bei Festivals auf. Ingrid und Axel Buschmann blicken gern auf die Nachkriegszeit in Düsseldorf zurück. "Wir hatten eine schöne Jugend und eine kreative Zeit."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort