Düsseldorf Internationale Kritik an Ausstellungs-Absage

Düsseldorf · Die überraschende Absage der Max-Stern-Ausstellung im Stadtmuseum bringt Düsseldorf international schlechte Presse ein. Insbesondere aus Kanada, der späteren Heimat des vor den Nationalsozialisten geflohenen Galeristen, gibt es scharfe Kritik an der Entscheidung der Düsseldorfer Stadtspitze. "The Globe and Mail", die zweitgrößte Tageszeitung des Landes, spricht sogar von einem "Skandal". Auch andere Medien berichten - und zeigen wenig Verständnis für das Düsseldorfer Vorgehen.

Die seit drei Jahren vorbereitete Ausstellung sollte sich ab Februar mit dem Werdegang des Galeristen befassen, der seine Galerie an der Königsallee schließen musste und später in Montreal eine neue Karriere startete. Die Ausstellung sollte anschließend in Montreal und im israelischen Haifa gastieren. Sie war in enger Zusammenarbeit mit dem Max Stern Art Restitution Project entstanden, einer Zusammenarbeit von kanadischen und israelischen Universitäten. Das Projekt fahndet nach den Kunstwerken, die Stern unter dem Druck der NS-Verfolgung verloren gingen - und erhebt aktuell auch Anspruch auf ein Werk in Düsseldorfer Besitz. Die Düsseldorfer Stadtspitze gibt, wie berichtet, nur vage Gründe für die Absage an. Zunächst war die Rede von aktuellen Restitutionsverfahren gewesen, in einer neuen, zweiten Mitteilung auch von "neuen wissenschaftlichen Forschungsergebnissen", denen die Ausstellung nicht gerecht geworden sei.

In Kanada sieht man hingegen einen Zusammenhang mit dem zögerlichen Umgang Deutschlands bei der Rückgabe von Raubkunst. Der Leiter des Stern-Projekts, Clarence Epstein, nennt die Absage "tragisch". "Düsseldorf hat Max Stern schon einmal aus der Geschichte ausgelöscht", wird Epstein zitiert. "Jetzt passiert es wieder, mit wenig Widerstand von jenen, die in der Lage wären, es zu stoppen."

Auch in anderen Artikeln ist die Kritik scharf. Die "Montreal Gazette", die Tageszeitung für die englischsprachige Minderheit in Quebec, kommentiert, die Absage sei "verstörend und enttäuschend". Sie sei ein Affront gegen die Erinnerung an ein Opfer der Nationalsozialisten, heißt es. In Montreal - ausgerechnet Düsseldorfs Wunsch-Kandidat für die nächste Städtepartnerschaft - sorgt die Absage auch deshalb für Empörung, weil die dortige Jüdische Gemeinde einer der Hauptsponsoren gewesen war. Deren Leiterin Kathy Assayag weist in der "Canadian Jewish News" den Vorschlag der Düsseldorfer Stadtspitze zurück, an Stelle der Ausstellung ein wissenschaftliches Symposium zu Stern auszurichten.

Auch aus Düsseldorfs Partnerstadt Haifa gibt es scharfe Kritik: Der Generaldirektor der städtischen Museen, Nissim Tal, spricht von einem "großen Schock", den die Absage ausgelöst habe. "Das ist eine frustrierende Entscheidung", sagte er "The Art Newspaper".

Auch in Düsseldorf gehen die Diskussionen weiter. Die Grünen fordern Aufklärung. "Die Absage ist immer noch nicht nachvollziehbar", kritisiert Clara Gerlach, kulturpolitische Sprecherin. "Die kurzfristige Absage ohne konkrete Gründe beschädigt die Stadt Düsseldorf und ist ein Rückschlag für unsere Bemühungen in Sachen Raubkunst und Restitution", sagt sie. Ein Treffen zwischen Oberbürgermeister Thomas Geisel und Michael Szentei-Heise, Direktor der Jüdischen Gemeinde in Düsseldorf, war am Mittwoch ergebnislos verlaufen.

(RP)
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