Düsseldorf Inklusion mit Spaß auf dem Reiterhof

Düsseldorf · Kinder mit und ohne Handicap einer Förder- und einer Grundschule kümmern sich auf dem Gutshof Niederheid gemeinsam um Tiere.

 Victoria (6) von der Christophorusschule und Nicolas (11) von der Mosaikschule führen gemeinsam das Mini-Shettland-Pony Klecks aus.

Victoria (6) von der Christophorusschule und Nicolas (11) von der Mosaikschule führen gemeinsam das Mini-Shettland-Pony Klecks aus.

Foto: Anne orthen

Das Haflingerpferd Timi stand im Matsch, sein Fell ist dreckig und verklebt. "Bevor Ihr auf ihm reiten könnt, müsst Ihr ihn erstmal putzen. Wer möchte?", fragt Christina Tschorn, die den Gutshof Niederheid betreibt. Fast alle Arme gehen hoch. "Ich", rufen die Kinder. Also ab in den Stall, Striegel und Bürsten holen und auch schon einen passenden Reiterhelm aufziehen, damit es danach gleich weitergehen kann.

Gleich zu Mehreren bürsten sie dem festgebundenen braven Pferd das Fell aus, dass es nur so staubt. Einem Mädchen tränen die Augen. Sie schnappt sich den Ärmel von Schulassistent Markus Lohn und wischt sich damit die Augen. "Also sowas, gleich putzt du dir noch die Nase damit", sagt er und lacht. Die Kinder in der Inklusiven AG von Christophorusschule und Mosaikschule haben Spaß, aber die Begleiter - zwei Lehrer, zwei Praktikanten und ein Schulassistent - auch.

Die Idee zu einem gemeinsamen Projekt kam Jürgen Paust-Nondorf vor einigen Jahren. Dem Leiter der Mosaikschule in Wersten, eine Förderschule für geistige Entwicklung, war daran gelegen, dass seine Schüler auch abgesehen von Festen und Veranstaltungen im Stadtteil regelmäßigen Austausch mit Kindern außerhalb ihrer Schule haben. Er schlug der Grundschule in Wersten, der Christophorusschule, ein gemeinsames Projekt auf dem Gutshof Niederheid in Holthausen vor und stieß bei der kommissarischen Leiterin Andrea Richter sofort auf offene Ohren.

"Wir sind seit fünf Jahren Inklusionsschule. Kinder mit Lernbehinderungen sind deshalb auch unseren Schülern immer vertrauter", sagt sie. Und die AG, die in der Zeit der OGS angeboten wird, ist beliebt. "Anfangs, wenn sich die Kinder noch nicht so oft gesehen haben, haben einige schon Ängste", sagt Christina Tschorn. Beispielsweise wenn ein Kind sehr impulsiv reagiert, laut schreit oder sich auf den Boden wirft. Aber die Betreuer sind immer dabei. Sie erklären, warum ein Kind so reagiert. Als ein Kind vor Freude hochgesprungen sei, hätten die anderen gelacht, erzählt Martina Jonas, die als Lehrerin der Mosaikschule das Projekt begleitet. Sie erklärte ihnen, dass das Kind seine Reaktion nicht steuern kann, und Lachen deshalb nicht nett sei. In anderen Fällen, beispielsweise, wenn sich Kinder angegriffen fühlen, lernen sie "stopp" zu sagen. Nach einiger Zeit hätten sich aber meist alle aneinander gewöhnt, sagt Tschorn. "Über Tiere und eine gemeinsame Tätigkeit kommt man schnell in Kontakt."

Dass die Schüler für das Thema sensibilisiert sind, zeigt sich auch, als Pferd Timi im Stehen einen Huf abknickt. "Ist er behindert?", fragt eine Erstklässlerin interessiert. Christina Tschorn kann sie beruhigen. Und als Timi endlich sauber ist, geht es mit dem Pferd durch den Park. Der zwölfjährige Ilias meldet sich als erster zum Reiten. Als er auf Timis Rücken sitzt, strahlt er. Und auch als er absteigt, merkt man, wie glücklich er immer noch ist. Er bestimmt, wer als nächstes reiten darf. Aber das Kind muss aus der anderen Schule kommen. "Du", sagt er zu einem Mädchen und muss nach ihrem Namen: Fatomata. Und so geht es immer abwechselnd.

"Die Kinder werden hier viel ruhiger", sagt Förderschullehrerin Martina Jonas. Außerdem lernen sie Regeln einzuhalten, zum Beispiel, einen Sicherheitsabstand hinter dem Pferd einzuhalten.

Manche Kinder arbeiten aber lieber auf dem Hof, als sich mit den Tieren zu beschäftigen. Der Hit bei schlechtem Wetter: einen Schubkarren mit Mist um einen Parcours zu schieben und so den Schubkarrenführerschein zu machen.

(RP)
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