Düsseldorf "Ich will Dolmetscher werden"

Düsseödprf · Die Integration dürfte Fady Bulbuli (24) meistern, den Eindruck vermittelt der junge Armenier aus Syrien nach wenigen Minuten. Er will es auch. "Ich fühle mich wohl in Düsseldorf, die Menschen sind sehr nett hier", sagt er und strahlt.

 Der Syrer Fady Bulbuli kam zunächst an der Heidelberger Straße unter und musste dann nach Hilden umziehen.

Der Syrer Fady Bulbuli kam zunächst an der Heidelberger Straße unter und musste dann nach Hilden umziehen.

Foto: Anne Orthen (ort)

Er lernt bereits fleißig die deutsche Sprache, bei jedem Telefonat sind ein paar Wörter mehr zu hören. Sein Fernziel: "Ich will Übersetzer und Dolmetscher werden, den Menschen helfen." Englisch spricht er gut, Arabisch ohnehin, Armenisch, ein wenig Italienisch und Französisch. Vor 40 Tagen kam Fady, wie er angesprochen werden will, nach Deutschland, man brachte ihn in die Landesunterkunft Heidelberger Straße unter, nun gab es den unnötigen Umzug nach Hilden.

Aufgewachsen ist er in Qamishli im Nordosten Syriens, 80 Kilometer von der Türkei entfernt. Er hat drei Geschwister, davon zwei Brüder, der älterere lebt heute in Libanon, der mittlere seit drei Monaten in Ostdeutschland. Eltern und Schwester sind noch daheim. Geflohen ist er vor dem Bürgerkrieg. "Ich hätte mich für die Armee Assads oder den Widerstand entscheiden müssen", sagt er. Gegen Feinde von außen zu kämpfen, sei für ihn in Ordnung. Aber: "Ich wollte nicht Landsleute töten." Also die Flucht.

Die dauerte fünf Tage, 2000 Dollar hat sich Fady dafür zusammengeliehen. Von der Türkei aus ging es im Morgengrauen über das Meer nach Griechenland, zum Glück bei ruhiger See und von Piraten unbehelligt. Mazedonien, Serbien, Ungarn und Österreich waren dann die Stationen. Mal ging es mit dem Zug weiter, mal zu Fuß, mal in teuren Taxis. Am gefährlichsten war der nächtliche Fußmarsch in Ungarn mit Helikopterkontrollen. "Wir waren 50 Personen, darunter Schwangere. Mehrfach forderten uns die Schleuser auf, uns auf den Boden zu werfen."

Fady hat ein Jahr im Libanon gelebt und ein Jahr in Rom studiert. Im Flüchtlingscamp ist es langweilig, er will möglichst schnell anerkannt werden, studieren, arbeiten. Mit Gleichaltrigen war Fady in der Altstadt und in Shisha-Bars, Fußball gucken. Gestern hat er mit anderen demonstriert, weil er immer noch nicht als Flüchtling registriert ist.

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(ujr)
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