Düsseldorf "Ich lebe gerne in Garath"

Fragt man Jahlahan Turay nach ihrem Lieblingsplatz in Düsseldorf, kann sie sich nicht entscheiden. Es gibt so viele Orte in der Stadt, die sie mag - den Carlsplatz, die Gassen der Altstadt, das Rheinufer. Und Garath. Dort wohnt die 38-Jährige mit ihrem Mann in einer Zwei-Raum-Wohnung. Sie weiß, dass es viele Vorurteile gegen den Stadtteil gibt. "Ich lebe aber gerne hier. Es ist mein Zuhause", sagt Turay.

Jahlahan Turay in der Tracht ihrer Heimat. Vor zehn Jahren war sie mit ihrem Mann aus Sierra Leone nach Deutschland geflohen.

Jahlahan Turay in der Tracht ihrer Heimat. Vor zehn Jahren war sie mit ihrem Mann aus Sierra Leone nach Deutschland geflohen.

Foto: Anne Orthen

Neue Heimat, neue Freunde, ein neues Leben - für sie ist das sehr wichtig. Vor zehn Jahren sind sie und ihr Mann aus Sierra Leona nach Deutschland geflohen. In dem westafrikanischen Land tobte lange ein grausamer Bürgerkrieg. "Was ich gesehen habe, sind Bilder, die ich immer in mir haben werde, egal, wo ich hingehe." Turay hatte in der Hauptstadt Freetown einen Frisörsalon, ihr Mann war Fotograf. Um seine Fotos ging es auch, als Schergen Jahlahan Turay überfielen und schwer verletzten. Das Paar beschloss, das Auto zu verkaufen und zu fliehen. Die fünfjährige Tochter blieb bei der Schwester zurück. Zehn Jahre hatte Turay nur telefonisch Kontakt.

Ein Wiedersehen in Düsseldorf? Unbedingt. "Zuerst möchte ich aber eine Arbeit haben", sagt Turay. Sie ist auf dem besten Weg dorthin: Nach sieben Jahren erhielten sie und ihr Mann 2012 den Aufenthaltsstatus. Sie hat den Deutschkurs in den Stufen B1 und B2 gemacht, eine einjährige Schulung in Pflege und Betreuung. Jetzt muss sie noch den Führerschein schaffen, um als Pflegekraft loszulegen. Leicht sei ihr das nicht gefallen, als Erwachsene noch mal die Schulbank zu drücken. Aber im Psychosozialen Zentrum (PSZ) hat man ihr Mut gemacht. "Ich schaff das", sagt Turay und lacht.

Das PSZ ist bis heute eine wichtige Anlaufstelle für sie - nicht nur, um das, was sie erlebt hat, zu verarbeiten. Dort findet sie Hilfe für den Behördendschungel, Freundschaften hat sie dort geknüpft. Längst ist Tuary auch Ansprechpartnerin, denn sie kennt Düsseldorf wie ihre Westentasche. "Ich bin ein lebendes Navigationsgerät." Turay ist angekommen in der neuen Heimat.

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(dr)
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