Interview "Ich bin schon Fortuna-Mitglied"

Düsseldorf · Kiyoshi Koinuma ist der neue Generalkonsul Japans in Düsseldorf. Damit ist er er für die nach London und Paris größte Gemeinde Europas zuständig. Ein Gespräch über seine ersten Eindrücke von Düsseldorf, andere deutsche Städte und seine Ziele an der neuen Station.

 Will die deutsch-japanischen Wirtschaftsbeziehungen weiter ausbauen: Kiyoshi Koinuma ist seit wenigen Tagen neuer japanischer Generalkonsul in Düsseldorf.

Will die deutsch-japanischen Wirtschaftsbeziehungen weiter ausbauen: Kiyoshi Koinuma ist seit wenigen Tagen neuer japanischer Generalkonsul in Düsseldorf.

Foto: Goettert, Christoph

Herr Koinuma, Sie sind seit eineinhalb Wochen in Düsseldorf. Haben Sie sich schon eingelebt?

Koinuma Düsseldorf ist für mich ja keine fremde Stadt. Vor 20 Jahren war ich drei Jahre lang in Bonn tätig und hatte Düsseldorf mehrmals besucht. Deshalb habe ich mich relativ schnell eingewöhnt. Aber natürlich hatte ich in zehn Tagen nicht genügend Zeit, die Stadt intensiver kennenzulernen.

Haben Sie vergangenes Wochenende Ihren angekündigten Spaziergang durch die Innenstadt gemacht?

Koinuma Ja, bis zum Rhein. Und ich hatte dabei den Eindruck, dass Düsseldorf sehr elegant ist, besonders die Königsallee.

Was hat sich seit Ihrem ersten Besuch vor 20 Jahren verändert?

Koinuma Ich war damals vor allem im Bereich der Immermannstraße, um japanisch zu essen und die japanische Atmosphäre zu genießen. Dort hat sich nicht so viel geändert.

In Düsseldorf gibt es zurzeit und noch die nächsten Jahre viele Baustellen. Wie sehen Sie das als Tokioter?

Koinuma Die Baustellen stören mich überhaupt nicht. Für mich ist es selbstverständlich, dass eine Stadt sich entwickelt. Baustellen gehören dazu. Deshalb habe ich kein Problem damit.

Haben Sie schon ein Alt getrunken?

Koinuma Ja, und es schmeckt mir sehr gut. Ich mag ohnehin deutsches Bier. Vor 30 Jahren habe ich in München studiert — damals habe ich Weißbier, Weißwürste und Brezeln geliebt. Mich hat übrigens gewundert, dass es hier keine Wurst-Imbisse gibt. In Berlin waren sie an jeder Ecke.

Beim "Berliner Imbiss" am Graf-Adolf-Platz soll es echte Currywurst nach Art der Hauptstadt geben...

Koinuma Vielen Dank für den Tipp.

Düsseldorf hat nach Paris und London die größte japanische Gemeinde Europas. Was gefällt Japanern so gut?

Koinuma Das hat eine lange Geschichte. Begonnen hat alles mit einigen japanischen Unternehmen, die sich hier nach dem Zweiten Weltkrieg niedergelassen haben. In den Jahrzehnten danach haben die Stadt und die japanische Gemeinde gemeinsam den Standort für meine Landsleute immer attraktiver gemacht. Die Gastfreundschaft, die große japanische Schule und die Internationale Schule in Kaiserswerth, Entgegenkommen bei Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigungen — all das hat es Japanern erleichtert, sich hier niederzulassen. Es ist sehr angenehm, hier zu arbeiten und zu wohnen. Dafür sind wir der Stadt sehr dankbar und drücken den Dank auch dieses Jahr mit einem Japan-Tag am 29. Mai aus.

Sie haben in München studiert, in Bonn und zuletzt als Vize-Botschafter in Berlin gearbeitet. Wie unterscheiden sich diese Städte in Ihren Augen?

Koinuma In Bayern und München habe ich eine sehr gute Zeit verbracht, als ich noch jung war. In Oberbayern gibt es eine besonders schöne Landschaft. In Bonn habe ich mehrmals den Karneval miterlebt. Die Menschen am Rhein sind sehr liberal, fröhlich und lustig. Berlin ist eine politische und kulturelle Stadt. Dort habe ich viele musikalische Ereignisse besucht.

Welche Musik mögen Sie?

Koinuma Alle Arten. Klassik, Pop, Rock und natürlich Karaoke.

Ihr Generalkonsulat ist an der Immermannstraße. Die Stadt will diesen Bereich attraktiver machen. Werden Sie sich einbringen?

Koinuma Es gibt schon einen Dialog zwischen Stadt und japanischer Gemeinde. Ich hoffe, dass wir dieses Entwicklungskonzept gemeinsam und konstruktiv erarbeiten.

Welche Ziele haben Sie für Ihre Zeit in Düsseldorf?

Koinuma Zum einen Wirtschaftsförderung. Im Januar hat Außenminister Westerwelle in Japan betont, die deutsch-japanischen Beziehungen ausbauen zu wollen. Es gibt viele Felder dafür: Abrüstung, globale Fragen wie Klimawandel und natürlich Wirtschaft. Im Rahmen des Japan-Tags planen wir mit dem Düsseldorfer Wirtschaftsförderungsamt und dem NRW-Wirtschaftsministerium einen Wirtschaftstag zum Thema "Moderne Energietechnologien und E-Mobility" zu veranstalten. Wir diskutieren die neue Generation Elektro-Autos, Solartechnologien, erneuerbare Energien. Zweitens will ich den kulturellen Austausch zwischen Deutschen und Japanern weiter stärken. Der Japan-Tag ist ein guter Anlass, die Kultur näherzubringen.

Apropos Kultur: Ihr Vorgänger Shin Maruo war großer Fußball-Fan. Er war nicht nur Fortuna-Mitglied, sondern gründete auch einen japanischen Fanclub. Teilen Sie die Begeisterung?

Koinuma Als Kind habe ich selbst Fußball gespielt, jetzt eher Golf und Tennis. Ich bin schon Fortuna-Mitglied und möchte unbedingt bald ein Spiel besuchen. Auch wenn viele Japaner nur zwei oder drei Jahre in Düsseldorf sind, ist etwa der Fanclub eine Möglichkeit, auch in kurzer Zeit einen gesellschaftlichen Beitrag zu leisten.

Nächstes Jahr werden die deutsch-japanischen Beziehungen 150 Jahre alt. Was planen Sie in Düsseldorf?

Koinuma Im Mai wollen wir eine Japan-Woche veranstalten mit dem Japan-Tag als Abschluss. Außerdem planen wir das ganze Jahr über Veranstaltungen in verschiedenen Bereichen wie Wirtschaft, Kultur und Wissenschaft. Und es wäre ein großes Ereignis, wenn prominente Gäste aus NRW und Düsseldorf Japan besuchen könnten.

Wie wäre es mit dem Besuch des japanischen Schriftstellers Haruki Murakami in Düsseldorf?

Koinuma Das ist eine gute Idee.

Was wollen Sie in Ihrer neuen Heimat als nächstes privat erkunden?

Koinuma Ich möchte Schloss Benrath und das Neandertal besuchen und eine Fahrt auf dem Rhein machen.

(RP)
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