Düsseldorf Ich bin als Partnerin also schwer vermittelbar

Düsseldorf · Unsere Autorin ist Single. Und sie sucht einen Mann. Das ist oft ein bisschen frustrierend, aber auch wahnsinnig komisch.

 Unsere Autorin auf der Fähre in Kaiserswerth. Weil Pärchen hier ihre Schlösser anschließen, gilt sie als "Liebesfähre". Ein guter Ort für ein Date?

Unsere Autorin auf der Fähre in Kaiserswerth. Weil Pärchen hier ihre Schlösser anschließen, gilt sie als "Liebesfähre". Ein guter Ort für ein Date?

Foto: Anne Orthen

Ich bin fast 50 Jahre alt, Akademikerin, und habe drei Kinder. Somit bin ich "schwer vermittelbar", wie mir eine Partnervermittlerin mitteilte. Erwiesenermaßen würden sich Männer halt gerne nach "unten" orientieren, sowohl was den Bildungsstand, als auch das Alter der künftigen Lebensgefährtin angeht. Kinder würden als ein Klotz am Bein gesehen - und als Konkurrenz. Ich dürfe mich deshalb glücklich schätzen, wenn sie für mich bis zu acht Treffen mit Männern arrangieren könnte. "Und da müssen Sie schon weite Fahrten akzeptieren", sagt sie.

Ich nehme ihr "Probeangebot" an (die komplette Leistung würde einen vierstelligen Euro-Betrag kosten) und treffe mich mit Dieter, der sehr freundlich ist, sich aber eine kleinere Frau wünscht und ununterbrochen mit der (kleinen) Kellnerin flirtet. Ich lasse deshalb die Beiden ziemlich schnell allein. Aber der Anfang ist gemacht. "Jetzt musst du dich nur noch mit 41 Männern treffen, denn im Schnitt klappt es bei der 42. Begegnung", muntert mich eine Freundin auf.

Doch welche Alternativen bleiben bei der Partnersuche, wenn seit Jahren keine neuen Singles auf den Partys im Freundeskreis auftauchen, unter den Kollegen und Nachbarn auch kein geeigneter Partner ist, die Besuche von Galerien, Kneipen und Sportstätten nicht zu einer zufälligen Bekanntschaft geführt haben?

Wie viele andere probiere ich deshalb auch das Internet aus. Dort eröffnet sich mir ein scheinbares Paradies. Über 1000 mögliche Partner werden mir offeriert. Ich beschließe die Finger von Kandidaten mit Pseudonymen wie Ladysitter, Sexbombe oder FrecherBengel zu lassen und auch Kandidaten, die sich auf den Fotos fast nackt präsentieren oder sich von ihrem Hund das Gesicht abschlecken lassen, scheiden aus. Auswahl gibt es schließlich genug, denn der Nutzer kann Größe, Haarfarbe, Bildungsstand, Religion, Rauchgewohnheiten und Hobbys bestimmen, sich so seinen Traumpartner zusammenstellen.

Und so treffe ich Jörg, der eigentlich jemanden sucht, der auch alle Thriller von Dan Brown gut findet und gerne in die Sauna geht. Er will schnell ans Ziel kommen und versucht, mir einen Begrüßungszungenkuss aufzudrängen. Anschließend preist er sich als gesundheitsbewusst an, denn er würde alle drei Monate einen Aidstest machen.

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Foto: Shutterstock/ Valery Sidelnykov

Karl ist da mehr Kavalier, bringt sogar zum Date Blumen mit. Blöd nur, dass diese eigentlich für eine andere Frau bestimmt waren, Karl seine vielen Kontakte nicht mehr auseinanderhalten kann. So stellt er erstaunt die Frage. "Wie, du wohnst in Düsseldorf und hast drei Kinder?" Das ist einer der Nachteile bei der scheinbar riesigen Auswahl. Viele Nutzer pflegen Parallelkontakte und sind gar nicht bereit, sich näher mit jemandem auseinanderzusetzen.

Schließlich warten noch viele andere Kandidaten, die vielleicht hübscher sind, näher wohnen und nur ein Kind haben. Außerdem setzt ein Katalogdenken ein. Die Bereitschaft zu Kompromissen ist niedrig, dafür sind die Erwartungen hoch. Vorausgesetzt wird, dass auch noch bei den unwichtigsten Dingen eine Übereinstimmung vorhanden ist und man nach einem ersten Treffen schwer verliebt nach Hause geht. "Es hat leider nicht gefunkt", ist die Standardabsage auch nach interessanten, lustigen Treffen über mehrere Stunden.

Eine zweite Chance, sich anzunähern, den anderen besser kennenzulernen, wird selten eingeräumt. Natürlich gibt es Kontakte, bei denen ziemlich schnell deutlich wird, dass hier auch die größte Bereitschaft kaum ans Ziel führen wird. Der eigentlich attraktive Klaus, der beim ersten Lachen einen Mund voller Zahnstümpfe offenbart, Peter, der sich als großzügig beschreibt, aber schon bevor die Getränkerechnung von 8,80 Euro gebracht wird, auf getrenntes Zahlen besteht, oder Harry, der nach 30 Minuten von den tollen Erotikfotos erzählt, die er mit seiner Exfrau gemacht hat und die im Schlafzimmer hängenbleiben werden, waren für mich solche Kandidaten.

Sex spielt eine riesige Rolle, bei den Männern. Wer nicht bereit ist, bereits beim ersten Treffen über seine Vorlieben zu plaudern, wird schnell als verklemmt abgestempelt und abgehakt. Der Vorschlag, doch erst miteinander ins Bett zu gehen, um zu sehen, ob der Sex auch richtig gut sei, bevor man sich "umsonst" verliebt, wurde mehrfach an mich herangetragen.

Ist das frustrierend? Nein, eher ernüchternd, skurril, immer wieder auch sehr interessant und zum Glück oft auch saukomisch. Und man lernt viel. Über Männer, aber auch über sich selbst, über das unverkrampfte Daten, und es ist unterhaltsamer, als alleine auf dem Sofa zu sitzen. Zudem kenne ich jetzt viele schöne Restaurants in und Wanderwege um Düsseldorf. Und vielleicht taucht doch eines Tages ganz unverhofft ein an einer sich entwickelnden Beziehung interessierter Mann auf, den es nicht schreckt, dass seine Partnerin etwas Grips im Kopf hat, ausgeglichen und zufrieden ist, da sie ihren Kinderwunsch ausleben durfte und eine gewisse Erfahrung und Lebensreife besitzt. Ich bleibe Optimistin.

(RP)
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